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10-12.08.2012 Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)

Friday, August 10th, 2012
10-12.08.2012 – Photos Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)
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Taubertal-FestivalRothenburg ob der Tauber ist immer einen Wochenendausflug wert – und ganz besonders im August am Taubertal-Wochenende! 2002 war ich zum ersten Mal beim Taubertal-Festival; damals war alles noch eine Spur kleiner, die Bühnen standen anders, aber schon damals erklärte ich das Festival zu einem der schönsten, die ich je besucht hatte. Wunderschön gelegen im Taubertal mit Blick auf die historische Stadt, keine ellenlangen Wege zwischen den Bühnen, dafür spaßige Nachtwanderungen zum Campingplatz, “Es gibt nur einen Busfahrer”-Chöre im Bus in die Stadt und “Es gibt nur einen Bassisten”-Chöre nachts vorm Backstage (ja, wir waren jung und peinlich, aber es war lustig), die ganze Nacht über System of a Down von unseren Zeltnachbarn, und ganz viele liebe und nette Festivalbesucher mit lustigem Dialekt.

Gut, das mit dem Dialekt mag sich geändert haben, da das Festival mittlerweile Besucher aus ganz Deutschland anzieht, der Rest ist geblieben: Jedes Jahr ein fantastisches Line-Up, ein tolles Areal, solide Organisation und eine Infrastruktur, die zwar nicht mit ganz kleinen Festivals vergleichbar ist (bei der Menge an Besuchern ist es einfach unmöglich, jegliche Schlangen zu vermeiden), die aber immer funktioniert, egal ob bei 40°C im Schatten oder bei 15 cm Schlamm auf dem Gelände.

Taubertal-FestivalDieses Jahr bin ich zum siebten Mal beim Taubertal-Festival, zum fünften Mal in Folge, und auch wenn ich diesmal faul und bequem im Hotel schlafe statt im Auto auf dem Campingplatz, wird das Festival sicher genauso toll wie immer. Die Bands sind vielversprechend, das Wetter soll trocken und sommerlich bleiben, also auf ins Getümmel! Nur die Nachtwanderung werde ich wohl dieses Jahr vermissen … dafür kann ich mich vormittags noch schön mit Rothenburger Schneeballen eindecken. Warum gibt es die eigentlich nicht unten im Tal zu kaufen? Das wäre doch mal eine Marktlücke! Zumal das Festival doch mehr und mehr zum Image von Rothenburg beiträgt und mittlerweile, nach nunmehr 17 Jahren, auch voll und ganz in der Bevölkerung akzeptiert (und natürlich als Wirtschaftsfaktor geschätzt) wird.

Hier nun also mein Bericht. Fotos gibt es diesmal nur einige wenige, um die Stimmung vom Festival wiederzugeben; die Band-Fotos überlasse ich dann doch lieber den “echten” Fotografen. =;-)

“Ich habe Sauerkraut in meinen Lederhosen!” – Freitag, 10. August

Taubertal-FestivalWie immer wurde der Taubertal-Festivaltag von den Emergenza-Bands eröffnet. Als erste Band auf der Hauptbühne standen am Freitag Fiddler’s Green auf dem Programm – Folk-Rock aus Franken, ein perfekter Auftakt für das Festival! Für die Uhrzeit hatte sich schon eine beeindruckende Menge an Zuschauern vor der Bühne versammelt, die begeistert tanzten und im strahlenden Sonnenschein den Festivalbeginn feierten. Fiddler’s Green erklärten, dass der Sinn eines Festivals ja ist, maximalen Spaß zu haben; und dafür organisierten sie auch gleich mal ein Circle Pit und eine “Wall of Folk” – eigentlich dasselbe wie eine Wall of Death, nur mit weniger Gewalt und mit reinem Seitentauschen statt in der Mitte aufeinander einprügeln. Die Lieder musste man nicht kennen, um bei diesem Auftaktkonzert Spaß zu haben, die Stimmung war sofort super.

Als nächste Band waren Sondaschule an der Reihe. Es war offensichtlich, dass sich vor der Bühne die Fans eingefunden hatten – überraschend war, dass außer in den vorderen Reihen relativ wenig los war. Obwohl der Ska-Punk von Sondaschule doch perfekt zum Wetter passte und voll und ganz zum Tanzen einlud … Vor der Bühne passierte auch genau das, sodass sich sofort riesige Staubwolken entwickelten. Für Sondaschule eine Überraschung, da es doch sonst immer regnet beim Taubertal-Festival – “oh, es staubt wieder im Taubertal?” Na, sehr viel lieber Staub als Schlamm! Zusätzlich zu einigen neuen Liedern, inklusive der neuen Single “Es ist wie es ist”, bekamen wir noch ein Rancid-Cover zu hören. So etwas ist bei Festivals ja immer ein super Eisbrecher, so auch hier. Ein toller Auftritt!

Taubertal-FestivalUnd genauso ging es auch weiter – Royal Republic sind als tolle Live-Band bekannt! Und sie stellten das auch unter Beweis, allerdings brauchten die Schweden einige Lieder, um warm zu werden. Zu Beginn ließ der Sound zu wünschen übrig, und so ganz schien der Funke nicht überzuspringen. Sobald sie aber die Hits ihres Debütalbums auspackten, wurde klar, woher sie den Ruf als überragende Liveband haben: Da wurden Drum-Solos zelebriert, mit allen Rockstarklischees gespielt (aber immer sympathisch an der Grenze zu gespielt arrogant – typisch skandinavisch eben), und natürlich das Publikum mit einbezogen in die typischen Publikumsspielchen, links gegen rechts und jetzt alle zusammen … Und auch hier wurden mit Ace of Spades auch die bedient, die vorher keine Royal-Republic-Lieder kannten. Die sich nun aber sicher das bald erscheinende Album besorgen werden!

Ich muss gestehen, mit den darauffolgenden Broilers konnte ich verhältnismäßig wenig anfangen – mir ist bewusst, dass sie ein Urgestein des deutschen Punkrocks sind, aber an mir sind sie relativ vorbeigegangen. Aber das sollte sich ja heute ändern! Vor der Bühne war ordentlich was los, und es war auffällig, dass überall im Publikum mitgesungen wurde, also nicht nur ganz vorne, sondern auch weiter hinten und überall auf dem Hang. Klasse! Die Broilers sorgten sich auch um ihr Publikum und achteten darauf, dass es vorne nicht zu eng wurde, und genauso am Hang: “Kugelt doch alle mal da runter, sodass es hier vorne noch enger wird!” Bei anderen Festivals absolut verboten, hier von der Band gefordert: Alle, die sich mögen, sollen sich auf die Schultern nehmen – ein einzigartiger Anblick!

Taubertal-FestivalMittlerweile war das Gelände sehr gut gefüllt, und dementsprechend wurde langsam auch die kleine Bühne mehr und mehr beachtet. Dort spielten im Anschluss an die Broilers Templeton Pek – mir bekannt von ihrer Tour als Vorband von Itchy Poopzkid, aber offenbar haben sie sich mittlerweile noch deutlich mehr Popularität erspielt. Für die kleine Bühne war recht viel los, und die Stimmung war gut: Es wurde ordentlich gepogt und getanzt, und das komplette Moshpit verschwand in einer riesigen Staubwolke. Dennoch wurde die Band abgefeiert, und sie heizten das Publikum mit ihrem Punkrock auch gut an.

Wieder auf der Hauptbühne waren nun The Wombats an der Reihe. Eine der wenigen echten Charts-Bands, und dementsprechend war jetzt auch ein Großteil der Festivalbesucher vor Ort. Es war aber offensichtlich, dass hier eher “gepflegtes Interesse” vorherrschte als wirkliche Begeisterung – vorne waren natürlich die Fans versammelt, wie nicht anders zu erwarten, aber sonst wurde doch eher auf die Hits gewartet. Die Wombats lieferten ihren Alternative-“Brit-Pop”, sehr professionell, unterhaltsam, aber für mich ohne den zündenden Funken. Wie beim letzten Mal, als ich sie live gesehen habe, war ich nicht vollends überzeugt, auch wenn die Hits natürlich richtig gut ankamen.

Leider bekam ich von Yellowcard im Anschluss nur ein paar Minuten mit, da ich vorher mit meinem Bericht beschäftigt war. Schade! Ich hatte sie letztes Jahr beim Gampel gesehen, und ohne vorher von ihnen gehört zu haben, war ich begeistert. Und die zwei Lieder diesmal reichten aus, um den Eindruck wieder zu bestätigen: Eine wunderbar energievolle Band mit eingängigen Liedern, die sich außerdem auch durch den Geiger auf der Bühne von anderen Bands abhebt. Und die Tatsache, dass der dann mittendrin auch einfach mal so ein Salto macht, zeigt wohl, dass Yellowcard eine tolles Live-Band sind! Das Publikum wusste das zu würdigen – vor der Sounds-for-Nature-Bühne war richtig viel los. Zum Teil lag das sicher daran, dass jeder vom Einlass aus dort vorbei musste, aber dass viele der Zuschauer dort “hängenblieben”, das lag natürlich an der Band!

Taubertal-FestivalDann war es Zeit für den Headliner: Placebo! Los ging’s gleich mit beeindruckender Light-Show und großen “Placebo”-Laufschriften; gefolgt von einem grandiosen Auftritt mit alten und neuen Liedern. Sänger Brian Molko machte alle Ansagen konsequent auf Deutsch (und zwar überraschend gutem Deutsch!), und das, obwohl er behauptete, sein Deutsch sei doch eher eingeschränkt: “Ich kann nicht viel Deutsch sprechen, aber ich kann sagen: Ich habe Sauerkraut in meinen Lederhosen!” Insgesamt fand ich es allerdings schwierig, die Stimmung einzuschätzen. Ich selbst fand das Konzert grandios – um mich rum herrschte aber eine ziemliche Gleichgültigkeit. Der halbe Hang saß noch (beim Headliner!), zu Beginn gab es sogar kurz “Hinsetzen”-Rufe – was aber zum Glück keiner der “Steher” befolgte. Die Menschenmenge vor der Bühne war eindrucksvoll, und es gab ordentlich Applaus. Dennoch fand ich die Stimmung recht ruhig; es wurde kaum mitgemacht oder -geklatscht. Das kann aber auch mein Eindruck gewesen sein, da ich recht weit hinten stand und sich die Stimmung bis dort vielleicht einfach ein bisschen verlor. Interessant fand ich es, als Molko das Publikum abwechselnd zum Jubeln animierte, was vorne dem Eindruck nach auch gut funktionierte, was man weiter hinten aber gar nicht richtig mitbekam. Fakt ist jedenfalls, dass Placebo ein extremst beeindruckender Headliner war, mit einer Wahnsinnspräsenz und -stimme von Brian Molko!

Taubertal-FestivalAls letzte Band des Abends spielten nun Kraftklub auf der kleinen Bühne. Ich hatte bis kurz vorher nicht entschieden, ob ich mir dieses Konzert ansehen wollte oder nicht – Kraftklub will man zwar natürlich nicht verpassen, ich erwartete aber ein furchtbares Chaos und Gedrücke. Kurzentschlossen machte ich mich dann doch ein paar Minuten vor dem Ende von Placebo auf den Weg zur kleinen Bühne, um zu sehen, wie überfüllt es denn ist, und konnte mich nach ganz rechts vorne durchschlängeln. Dort war zwar (verständlicherweise) der Sound grausam, dafür war es dort vom Gedränge her absolut erträglich. Ich kann also nicht berichten, wie voll es wirklich war – es sah teilweise recht übel aus, aber laut Kraftklub wurde das Gelände schon vor dem Ende von Placebo abgeriegelt. “Einlassstopp! Ihr müsst also für die mit abgehen, die sich Placebo zu Ende angeguckt haben!” Und das tat das Publikum! Zu Beginn waren Kraftklub zwar ein wenig skeptisch – die Taubertal-Besucher seien doch eher mittelmäßige “Klätscher” – aber zum Ende hin waren sie voll und ganz überzeugt, spätestens, als das Publikum ohne jegliche Aufforderung von selbst anfing, “Scheiß in die Disko” zu singen. Vom poppenden Pärchen auf dem Hang neben der Bühne bekam die Band offenbar nichts mit, das hätte sonst sicher noch amüsante Kommentare gegeben, aber auch so wurde zwischen den Liedern viel gequatscht und in den Liedern gerockt. Der perfekte Abschluss für den ersten Festivaltag!

Übrigens stimmte es, dass das Gelände um die kleine Bühne zum Konzertbeginn von Kraftklub abgeriegelt werden musste; aber schon nach drei oder vier Liedern hatte sich die Situation entspannt, sodass der Einlass wieder freigegeben werden konnte. Das befürchtete Chaos blieb also aus, auch wenn natürlich einige Fans den Auftritt leider nicht mitverfolgen konnten.

“Sitting on your bed watching YouTube is not gonna replace a live concert!” – Samstag, 11. August

Taubertal-FestivalIm letzten Jahr eröffneten die Monsters of Liedermaching das Festival, diesmal waren sie die erste Band am Samstag. Überraschenderweise wirkte es so, als wäre weniger los als bei Fiddler’s Green am Freitag – vielleicht täuschte der Schein und es kamen im Laufe der Show noch mehr Zuschauer, aber auch wenn nicht, tat es der Stimmung keinen Abbruch. Wie immer witzelten die Monsters sich durch ihr Programm, das Publikum (inklusive Hügel) war voll und ganz dabei, und es gab einen bunten Mix aus alten Hits und Liedern vom neuen Album “Schnaps & Kekse”, das passenderweise gestern erschienen ist. Dafür wurde natürlich ordentlich Werbung gemacht, denn: “Wir haben gerade ein Sommerloch in den Charts, und wenn ihr alle hier die Platte kauft, dann sind wir auf Platz eins!” – oder zumindest irgendwas mit eins, es könnte auch 101 sein … Natürlich wurden Hang, Hügel und VIP-Tribüne gegeneinander ausgespielt, nur um sie nachher allesamt wieder zu vereinen: “Wir sind doch alle eine große Familie!” Und das stimmte – beim letzten Lied sprang sogar der Hügel wie aufgefordert auf und tanzte kurz mit. Toll!

Taubertal-FestivalNach ein bisschen Emergenza und viiiieeeel Staub vor der kleinen Bühne ging’s auf der großen weiter – nicht nur mit dem Staub, sondern natürlich mit Skindred! Eine wunderbare Live-Band … ich kann ja eigentlich nichts mit Hardcore anfangen, aber “Hardcore-Reggae” ist noch mal was ganz anderes! Harte Musik, dazu melodischer Gesang, und das Ganze mit einer Energie, bei der man einfach mittanzen muss. Zu Beginn war noch nicht allzu viel los, bis auf die vor der Bühne versammelten Fans – aber Skindred erspielten sich problemlos ihr Publikum! Am Ende war gute Laune überall, und alle stimmten mit Skindred überein, dass “Sitting on your bed watching YouTube is not gonna replace a live concert!” Der Frontmann verstand es bestens, das Publikum zu “beschimpfen” und so noch mehr anzupeitschen, nur um kurz darauf zu erklären, wie toll die Stimmung auch auf der Bühne ankommt. Nur Beyoncé mitsingen, das geht ja gar nicht (auch wenn sie doch selbst das Lied eingespielt haben!): “I’m fucking disgusted with you guys singing Beyoncé! Don’t you like your music with guitars?” Und klaro – das kam natürlich noch viel viel besser an! Ein klarer Triumphzug; viele, die Skindred bisher nicht auf dem Schirm hatten, werden den Namen sicher in Erinnerung behalten.

Bei den H-Blockx waren die Voraussetzungen natürlich ganz andere – die sagten wohl so ziemlich jedem etwas! Ich habe bei ihnen schon sehr unterschiedliche Konzerte erlebt; manche eher durchwachsen, andere klasse. Ihr Konzert beim Taubertal gehörte ganz klar zu den tollen Konzerten! Insbesondere die Hits wurden vom Publikum tierisch abgefeiert, aber auch sonst war die Stimmung super. Frontmann Henning Wehland wirkte ernsthaft gerührt: “Es ist wichtig, dass man sich nach 22 Jahren auch mal wieder richtig wie ein Rockstar fühlen kann – danke dafür!” Taubertal-FestivalUnd außerdem versprach er noch, dass die nächste H-Blockx-Tour ausschließlich auf dem Taubertal stattfinden würde – das sagt vermutlich alles über die Stimmung aus, oder? Zum Abschluss gab es noch “Ring of Fire” – wobei für das zugehörige Circle Pit vor der Bühne wohl die Bezeichnung “Ring of Dust” besser gepasst hätte …

Nachdem auf der kleinen Bühne ZSK die Menge begeistert hatte, war es Zeit für Madsen. Die sind ja gerne mal als “Mädchenband” verschrien, und ich muss gestehen, dass auch ich immer wieder darauf reinfalle und daher ein ruhiges Konzert erwartete. So hatte ich es mir gerade auf dem Hang bequem gemacht, als Madsen gleich mit “Du schreibst Geschichte” loslegten – und rockten! Lang hielt es mich daher nicht auf dem Hügel … Es wurde auch sehr schnell voll vor der Bühne, und vermutlich wurde jeder, der wie ich die Band immer wieder unterschätzt, schnell eines Besseren belehrt. Und ich hatte das Gefühl, dass sie durch den zusätzlichen Live-Gitarristen auch noch einmal eine Schippe Rock draufgelegt haben. Dafür spielten sie aber recht viel Neues, was der Stimmung nicht unbedingt gut tat – “Lass die Musik an” kam super an, da es ein richtig guter Stadionrocksong ist und außerdem auch schon bekannt, die anderen neuen Lieder klangen zwar auch vielversprechend, wurden aber nicht so sehr abgefeiert. Nett die Überraschung beim Hit “Die Perfektion”, wo Sänger Sebastian und Schlagzeuger Sascha kurz die Plätze tauschten – so bleiben auch alte Songs interessant! Wie gut Madsen beim Publikum insgesamt ankamen, konnte man beim letzten Lied sehen, als sie sich beim Hang entschuldigten: “Ich müsst dann auch mal aufstehen, tut uns leid!” – und der KOMPLETTE Hang stand auf. Wahnsinn!

Taubertal-FestivalIch war vorab sehr gespannt auf den Auftritt von Bush. Vor 15 Jahren hatte ich sie bei Rock am Ring gesehen, mich in ihr Album verliebt, sie danach aber komplett aus den Augen verloren. Dementsprechend kannte ich verhältnismäßig wenige Lieder – und dennoch war der Auftritt sehr eindrucksvoll. Schade war, wie wenige Zuschauer vor der Bühne waren – für den Co-Head war es doch sehr leer. Der Hang war gefüllt, aber das Konzert war da nur Nebensache. Zumindest zu Beginn! Denn Gavin Rossdale wusste, wie er ein Publikum für sich begeistern kann, und zog alle Register. Als er mittendrin für ein Lied die Gitarre ablegte und sich stattdessen ein Funkmikro schnappte, machte er einen “kleinen” Ausflug ins Publikum – einmal quer über den ganzen Hügel, besoffene Schläfer aufwecken, dann quer durchs ganze Gelände auf die Rollstuhltribüne und zurück auf die Bühne. Die Security kam kaum hinterher, und alle Umstehenden waren voll und ganz begeistert. Klasse! Und danach stand dann auch der Hang: “I found a way to get you guys to stand up!” Dementsprechend war die Stimmung am Ende grandios – es mag ein ziemlicher Arbeitssieg gewesen sein, aber es war ein klarer Sieg. Das erklärte auch Frontmann Rossdale: “This is way better than I expected – not sure what I expected, but this is definitely better!”

Taubertal-FestivalOb nun Bush oder The Boss Hoss der eigentliche Headliner des Abends waren, darüber kann man sich sicher streiten. Die letzte Band des Abends waren jedenfalls The Boss Hoss. Sie fuhren eine Texas-Country-Show auf, im kompletten Outfit, mit texanischem Akzent und konsequent englischen Ansagen. Im Vergleich zu anderen Headlinern war allerdings relativ wenig los – vor der Bühne war es gut voll, aber weiter hinten und am Hang war doch viel Platz. Auch die Stimmung war eher ruhig, so ganz konnte die Musik von The Boss Hoss nicht zünden. Ich persönlich hätte auch zumindest ein paar der alten Coverversionen bekannter Lieder erwartet – so kannte man nur sehr wenig, und das wirkte sich natürlich auf die Stimmung aus. Außerdem war es, trotz des schönen Sommerwetters tagsüber, am Abend doch recht kalt und unangenehm – kein Wunder, dass sich viele schon in ihre Zelte verkrochen hatten.

Wie immer wurde der Abend auf der Sounds-for-Nature-Bühne beendet. Dort lieferten Bonaparte ihre abgefahrene Zirkus-Show ab – äußerst energievoll, mit wilden Kostümen und einem Haufen Action auf der Bühne. Diesmal war es nicht allzu überfüllt; vermutlich waren die meisten Besucher wirklich schon auf dem Zeltplatz. Dennoch konnten Bonaparte sich nicht über mangelndes Publikum beklagen, und sie feierten eine begeisterte – und begeisternde! – Party.

“Alle Hände machen klatsch, auch die Sitzhände!” – Sonntag, 12. August

Taubertal-FestivalWie schon die anderen beiden Tage fing auch der Festivalsonntag mit einer absoluten Stimmungsband an: Russkaja kommen zwar nicht wirklich aus Russland, sondern aus Österreich, aber der “Ska”-Teil des Namens stimmt dafür absolut. Das allein reicht eigentlich schon, um ein partyhungriges Festivalpublikum zum Tanzen zu bringen; wenn dazu dann aber auch noch Aufforderungen wie “Alle Hände machen klatsch, auch die Sitzhände!” kommen und das Publikum zum “Traktor” aufgefordert wird – die vegetarische Alternative zur Stierhatz von Pamplona, in Russland läuft man statt vor Stieren halt vor Traktoren weg – dann bleibt keiner mehr ruhig stehen!

Genauso ging es dann natürlich auch bei Panteón Rococó weiter. Diesmal kam der Ska aus Mexiko, und im strahlenden Sonnenschein wurde weiter getanzt! Ich hätte zwar insgesamt mehr Publikum erwartet, aber die, die schon auf dem Festivalgelände waren, hatten offensichtlich einen Heidenspaß. Panteón Rococó heizten unter anderem mit einer Ska-Coverversion von “Krawall und Remmidemmi” ein und ließen das Publikum von einer Seite auf die andere und wieder zurück marschieren, was wunderbar aussah – und den Beteiligten mindestens genauso viel Spaß machte wie den Zuschauern.

Taubertal-FestivalDirekt im Anschluss daran wurden auf der Sounds-for-Nature-Bühne die Emergenza-Gewinner verkündet. Zufällig hatte ich genau die ersten beiden Gewinnerbands gesehen – mir persönlich hatte zwar der 2. Sieger besser gefallen, der 1. Sieger konnte aber kurz darauf auf der Hauptbühne beweisen, dass sie würdige Gewinner waren. Hurricane Love aus Schweden spielten eingängige Popmusik – man könnte jetzt das böse Wort “Kommerz” erwähnen, aber das wäre sicher nicht fair. Ihr Auftritt auf der kleinen Bühne konnte beeindruckend viele Zuschauer halten, das zeugt klar von ihren Qualitäten, und auch wenn sich wie (leider!) gewohnt doch recht wenige Besucher für ihr Sieger-Konzert auf der Hauptbühne interessierten, machten sie da klar, dass ihre Lieder einen ziemlichen Wiedererkennungswert haben und auch im großen Rahmen absolut funktionieren!

Weiter ging es dann aber mit dem absoluten Kontrastprogramm: Heaven Shall Burn waren an der Reihe. Wie schon erwähnt kann ich mit Hardcore nicht wirklich etwas anfangen, und mit Metalcore noch weniger … Daher bin ich sicherlich die Falsche, um den Auftritt qualitativ zu bewerten – ich könnte höchstens sagen, dass die Jungs schicke Hemden und einen lustigen Dialekt hatten, aber das ist wohl wenig objektiv. Ganz objektiv war es aber mehr als eindrucksvoll, dass Heaven Shall Burn tatsächlich einen Circle Pit über das gesamte Gelände zustande brachten – und ich meine das gesamte Gelände inklusive Hang! Wahnsinn, wie eine Horde von Menschen den Hang hinauf und einige Meter weiter wieder runterjoggte. Die Stimmung war also bestens!

Zumindest bei denjenigen, die mit Metalcore etwas anfangen konnten; die anderen fanden zu der Zeit an der kleinen Bühne ein tolles Alternativprogramm. Taubertal-FestivalAls dritte des Emergenza-Festivals durften dort noch einmal Rhys Crimmin & The Toms spielen. Die Australier spielten tanzbaren “Aussie-Folk” mit Kontrabass, Geige, Akustikgitarre und Didgeridoo und kamen sehr gut an.

Auch die darauffolgenden Vize-Sieger, The Joking aus Frankreich, wussten zu begeistern. Es gab Old-School-Rock’n’Roll, und das Publikum tanzte! Nur das Mitsingen klappte nicht ganz so, wie von der Band beabsichtigt – das könnte aber auch an gewissen Kommunikationsschwierigkeiten gelegen haben. Ich brauchte auch ein bisschen, um ihre Frage “Are you ‘ot?” zu verstehen … Das änderte aber nichts daran, wie toll ihre Musik und die Show (inklusive Tanzeinlage am Ende) war.

Auf der Hauptbühne läuteten nun Social Distortion die Endphase des Festivals ein. Die Band rund um Mike Ness war von vielen heiß erwartet worden; allerdings wirkte es so, als wäre ihr Auftritt zwar absolut massentauglich, aber nicht unbedingt “massenbegeisternd”. Vor der Bühne waren klar die Fans versammelt, und auch wenn weiter hinten alle durchaus interessiert schienen, gab es da überraschend wenig vollauf begeisterte Die-Hard-Fans. Der solide, super gespielte Rock konnte sicher dennoch alle überzeugen – und zum Abschluss gab es dann sogar zum zweiten Mal bei diesem Festival den “Ring of Fire” zu hören.

Taubertal-FestivalHeadliner des Tages waren die Beatsteaks. Ich muss gestehen, dass ich sehr skeptisch war, wie sie als Headliner funktionieren sollten – klar, sie haben in den letzten Jahren eine riesige Popularität erlangt, aber kann man sie deshalb in eine Klasse mit Placebo stecken?! Oh ja, man kann, das bewiesen sie mit ihrem Auftritt voll und ganz. Natürlich war das Beatsteaks-Konzert absolut nicht mit dem von Placebo zu vergleichen, aber vom Spaß- und Feierfaktor her hatten die Beatsteaks vielleicht sogar die Nase vorne. Gleich mit zwei Schlagzeugern, Arnims typisch berlinerischem Gequatsche zwischen den Songs und einem Haufen Publikumsinteraktion (von einfachem Mitsingen über La Olas, Hinsetzen und auf die Schultern nehmen war alles dabei) schafften sie es, das komplette Publikum zu fesseln, nicht nur den vorderen Bereich – so viel Bewegung war auf dem Hang und hinten bei den Bierständen bei den anderen Headlinern definitiv nicht: “Können die auf dem Hang eigentlich auch springen, oder haut’s euch dann nach unten weg?” Vorne regnete es nur so Crowdsurfer (was wohl weder der Security noch den Zuschauern in den ersten Reihen so furchtbar gut gefallen haben dürfte), und im Publikum wurden mittendrin mehrfach Bengalos angezündet; die wurden dann aber immer schnellstens (und mitsamt dem Anzünder) nach draußen verfrachtet. Und auf der Bühne lieferten die Beatsteaks derweil alle ihre Hits sowie ein paar Perlen ab – wunderbar. Arnim brachte es zum Abschluss auf den Punkt: “Wegen genau diesen Abenden machen wir Musik!”

Und wegen genau diesen Abenden lieben wir Musik. Danke Beatsteaks, danke Taubertal!

… und sonst?

Taubertal-FestivalViel hat sich nicht geändert beim Taubertal – der Tal-Campingplatz wurde in ein “Green Camping” umgewandelt, was mitten in der Natur natürlich äußerst sinnvoll ist und gut angenommen wurde; auch im nächsten Jahr soll es wieder ein Green Camping geben. Das Gelände an sich war unverändert (wobei ich das Gefühl hatte, dass die Absperrung vom Hang zur Bühne dieses Mal ein wenig weiter weg von der Bühne stand, das kann ich aber nicht sicher sagen). Die Kamera vor der Hauptbühne, die ich im letzten Jahr als sehr störend empfunden hatte, war diesmal nach unten verlagert, sodass man sie fast nicht wahrnahm – sehr gut, denn die Bilder sind dadurch sicher nicht schlechter, aber das Publikum wird weniger gestört. Die Anreise und die komplette Abwicklung lief absolut problemlos, alle kleinen Probleme und Wehwehchen scheinen also mittlerweile behoben zu sein, und die Zahl der Sanitätseinsätze blieb deutlich unter der der Vorjahre. Überschattet wurde der Festivalbeginn durch einen Unfall im Steinbruch am frühen Freitagmorgen, bei dem ein Besucher abstürzte – nachdem er Absperrgitter überkletterte. Ganz klar ein Schock für den Veranstalter, auch wenn es natürlich streng genommen unter “eigene Blödheit” verbucht werden muss.

Taubertal-FestivalNicht genug gelobt werden kann der tolle Hang an der Hauptbühne – auf welchem anderen Festival hat man einen solch tollen Blick auf die Bühne? Und dazu kann man bei schönem Wetter entspannt auf dem Boden sitzen und gleichzeitig die Auftritte der Bands mitverfolgen. Das bringt einerseits jeder Band mehr Zuschauer – diejenigen, die sonst noch auf dem Zeltplatz “abhängen” würden, können das genauso gut auf dem Hang tun. Andererseits sorgt es auch dafür, dass man immer ein Plätzchen findet, von dem aus man das Geschehen auf der Bühne gut mitverfolgen kann; nicht wie bei anderen Festivals, wo man ganz früh da sein muss, um einen halbwegs akzeptablen Platz zu ergattern. Angenehm sind auch die relativ lockeren Regeln; die Tatsache, dass man bis zu einem Liter Nicht-Alkoholisches im Tetrapak oder PET mitnehmen darf, lässt die Zuschauer natürlich früher aufs Festivalgelände kommen. Sich bei anderen auf die Schultern zu setzen wird geduldet, genau wie Crowdsurfing (auch wenn das offiziell verboten ist); das alles sorgt dafür, dass sich Securities und Zuschauer im Allgemeinen bestens verstehen und das Miteinander sehr locker und sympathisch abläuft. Auch das trägt zur tollen Stimmung des Festivals bei!

Taubertal-FestivalZum ersten Mal in der siebzehnjährigen Geschichte verlief das Festival ohne einen Tropfen Regen. Sehr angenehm! Auch wenn fehlender Schlamm natürlich zur Folge hat, dass der trockene Boden staubt … Hin und wieder wurde der Bereich vor den Bühnen gewässert, was viel half, und sonst sorgte der Staub beim tanzenden Mob vor der Bühne halt für die gehörige Festivalbräune. =;-)

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt – der Haupteingang am hinteren Ende des Festivalgeländes ist für alle Tagesbesucher und “Berg-Camper” ein wenig störend, da man erst einmal ums Gelände herum muss, dafür sorgt dieser Einlass aber dafür, dass auch die “kleine” Sounds-for-Nature-Bühne mehr frequentiert wird. Diese ist ja nachmittags für die Emergenza-Bands reserviert, die im Allgemeinen unbekannt sind, dennoch aber ein Publikum verdient haben. Es ist ein bisschen schade, dass sich die Emergenza-Auftritte mit denen auf der Hauptbühne überschneiden; allerdings ist es anders natürlich nicht machbar. Taubertal-FestivalEs sei aber jedem ans Herz gelegt, die Emergenza-Konzerte nicht einfach zu ignorieren: Durch die kurze Spielzeit kann man so viele kleine Bands in kompakten Auftritten für sich entdecken und sie zusätzlich natürlich auch noch unterstützen! Eine tolle Chance für die jungen Bands aus den verschiedensten Ländern, für die das Emergenza-Finale immer eine tolle Erfahrung (und natürlich eine super Chance zum Kontakteknüpfen!) ist.

Wie immer also ein wunderbares Festival – diesmal mit Staub statt Schlamm, Sommerwetter am Tag und herbstlicher Kälte nachts, aber wie immer mit toller, sehr abwechslungsreicher Musik und entspannter Atmosphäre. Für 2013 sind bisher keine großen Neuerungen geplant. Viele Bands sind schon so gut wie gebucht, und wir können uns auf “viele Bekannte” und “abwechslungsreiche Headliner” freuen – und das tun wir natürlich!

16.04.2011 Bonaparte + Laternen-Joe (Columbiahalle, Berlin)

Saturday, April 23rd, 2011
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Manno… da schreibt man über Jahre hinweg für jedes Ärzte-Konzert einen Bericht. Und dann gerät man ins Fanclub-Team und schreibt nach Konzerten “offizielle” Berichte – und zweimal übers gleiche Konzert schreiben ist ja irgendwie doof. =:-/

Daher fasse ich mich kurz, denn hier gibt es ja schon einen ausführlicheren Bericht.

Nein, wir wussten wirklich von nichts. Im Nachhinein betrachtet ist es fast peinlich, dass wir selbst als wir schon vor der Columbiahalle standen noch nicht wirklich gerallt haben, was jetzt passieren wird – denn da war es ja doch _eigentlich_ offensichtlich. Aber nu ja, “eigentlich” halt nur. =;-)

Über Bonaparte hab ich mich sehr gefreut – die hatte ich damals beim Sonnenrot verpasst und mir danach vorgenommen, sie mir unbedingt mal anzugucken, was aber bisher nicht möglich war. Heute sollte es dann also soweit sein – und um gleich mal vorzugreifen (wer sagt eigentlich, dass Konzertberichte chronologisch sein müssen?): Sie waren definitiv klasse. Leider war der Tag zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig lang, ich entsprechend fertig und mein Hirn nicht mehr wirklich aufnahmefähig, daher empfand ich das Konzert ganz klar als “too much”. Obwohl, ob das Hirn da irgendwas mit zu tun hat? Ohne Hirn (also z.B. nachts um drei auf einem Festival) sind Bonaparte vermutlich genau die richtige Band, um abzufeiern. Also, bei normalen Konzerten wahrscheinlich auch, aber da sind sie mir halt doch einfach eine Spur zu chaotisch und wild. Reizüberflutung. Wenn man vor lauter Action auf der Bühne die Musik nicht mehr wahrnimmt, ist es einfach zu viel… Das ist jetzt aber absolut nicht negativ gemeint, denn mir hat das Konzert sehr gut gefallen, auch wenn ich es anstrengend fand. =:-)

Aber eigentlich war für mich ja doch eher das Vorprogramm das Hauptprogramm. Wir kamen rein, Blick zur Bühne: Schweden und Fahrstuhl auf den Gitarrenverstärkern. Damit war’s klar! OK, man hätte natürlich auch nach dem Skelett am Schlagzeug gucken können, und der Neue hat sicher auch irgendwelche eindeutig identifizierbaren Details, aber nu ja… *gg*

Los ging’s mit einem Einzug durchs Publikum, wo unter anderem auch Zu spät angespielt wurde und wo insbesondere Farin sich ein wenig unwohl zu fühlen schien. Aber egal, da mussten sie durch. =;-) Und auf der Bühne war dann auch gleich alles wie immer! =:-)

Die Setlist bot keine größeren Überraschungen – die Wikingjugend war eine, Mysteryland freute mich auch – aber klar, einem Überraschungspublikum müssen natürlich die Standardlieder präsentiert werden. Und ich war überrascht, wie sehr ich mich doch über den Opener Himmelblau gefreut habe… Also, weder über das Lied selbst noch darüber, dass sie das Konzert wieder mit diesem Lied begonnen haben, aber es war halt ein Sprung zurück zur letzten Tour, und das ist doch immer toll! =:-) Allerdings war das auch der einzige Moment, wo ich so richtig “geflasht” war. Es war toll, sie wieder auf der Bühne zu sehen. Und beim Gequatsche lag ich vor Lachen am Boden und war begeistert. Aber die Lieder hätten sie von mir aus alle weglassen können… *hüstel*

Das lag vermutlich auch zumindest teilweise daran, dass ich gerade von einer Kaizerstour zurück war und daher total im Konzertmodus – aber das waren halt nicht Kaizers, die da standen, sondern die Ärzte, und dann mit Standardliedern. Daher blieb die absolute Begeisterung und das willenlose Ergebensein aus. Das wurde aber durch den Überraschungseffekt (denn klar, wir haben uns NATÜRLICH gedacht, dass wir einen Warm-Up-Gig zu sehen bekommen würden, aber man glaubt es ja nicht, bevor es passiert, ne? *g*) und die Vorfreude auf die Laternen-Joe-Konzerte voll und ganz wieder ausgeglichen!

Ein wenig erschreckend war allerdings, wie wenig ich nach dem Konzert noch von den Sprüchen und Überleitungen zusammengekriegt habe. *hüstel* Das muss sich ändern! Wie soll ich sonst Berichte (jeweils zwei *argh*) über die Konzerte in Graz und Ulm zusammenkriegen?!?

16-17.07.2010 Sonnenrot-Festival (Eching bei München)

Sunday, July 18th, 2010
16-17.07.2010 – Photos Sonnenrot-Festival (Eching bei München)
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Seit drei Wochen nichts als Sonnenschein und Hitze über Deutschland. Letztes Wochenende mein erstes Sommerfestival des Jahres, wobei das eher zwei Abende mit Open-Air-Konzerten waren als ein “echtes” Festival. Richtig sollte die Festivalsaison also dieses Wochenende mit dem Sonnenrot-Festival in München eröffnet werden!

Wie im Vorbericht schon geschrieben, war das Lineup für dieses Festival absolut perfekt. Viele tolle kleine Bands und ein paar Headliner, die absolut “massenkompatibel” sind und daher zwangsläufig jeden Musikinteressierten ansprechen. Besser geht es eigentlich nicht!

 
“Nein, hier ist Backstage, ihr müsst außen rumfahren.”

Die BühneEigentlich eher ungewöhnlich, dass ein Festival am Freitag Mittag um eins schon anfängt – und dann auch gleich noch mit richtig guten Bands! Aber damit stellte sich zumindest nicht die Frage, ob man sich den Freitag frei nehmen sollte oder später kommen. Schließlich spielten schon um zwei Uhr Anajo, und die konnte man ja nicht verpassen, richtig? Also ging es morgens früh los, ohne Stau durch bis München, kurz ins Hotel und dann zum Festival. In Eching angekommen dann aber die große Frage: Wohin? Es war zwar alles ausgeschildert… “Artist” gleich am Ortseingang links, “Crew” ein bisschen später links, “Festival” geradeaus – und dann waren wohl die Schilder aus. Denn dann kam nichts mehr… Also am Ortsausgang wieder umgedreht, hier geguckt, da gesucht, mal beim Creweingang vorbeigefahren, und irgendwann an einer der Straßensperrungen gefragt. Antwort: “Hier ist Backstage. Ihr müsst außenrum.” Nu ja, das hatten wir auch schon vermutet. Die Frage wäre eher das wie und wo außenrum gewesen… Jedenfalls nicht in die Richtung, in die der Ordner zeigte, denn da war nur Autobahn. Also nochmal zurück, diesmal am Ortsausgang weitergefahren und bingo, irgendwann war dann auch “Presse/VIP” ausgeschildert. Und gaaaaanz winzig auch der Parkplatz für Normalo-Festivalbesucher. =;-) Da hätte ein Schild am Ortsausgang uns ‘ne halbe Stunde Sucherei erspart…

Das ließ uns ja schon ein heilloses Organisationschaos befürchten! Aber, um das gleich vorwegzunehmen: Dem war absolut nicht so. Natürlich gab’s immer wieder den einen oder anderen Mitarbeiter, der die Schultern gezuckt hat und nicht weiterhelfen konnte, aber das ist absolut normal. Wenn es nicht so ist, mache ich persönlich mir eher Sorgen, ob mein Gegenüber sich die Auskunft nicht gerade ausgedacht hat, um nicht blöd dazustehen. =;-) Über die gesamte Orga konnte man sich definitiv nicht beklagen.

 
Mit dem Einkaufswagen in den See

Sonnenschirm am SeeUnd auch sonst machte das Festival einen mehr als positiven Eindruck! Das fing schon mit den kurzen Wegen an – direkt vom Parkplatz kam man zur Bändchenausgabe (wo zumindest am Freitag Mittag mehr als genug Personal da war, sprich: Wartezeit gleich null), ein paar Schritte weiter war man am See, direkt daneben der Campingplatz (zu dem ich sonst aber nichts schreiben kann, da ich nicht gezeltet habe, man ist schließlich nicht mehr die Jüngste *g*), und zum Festivalgelände waren es dann auch nur maximal zwei Minuten Fußweg. So macht das Spaß! Und man kann alles Nötige im Auto deponieren, denn da kann man nun wirklich jederzeit mal schnell wieder zum Parkplatz laufen.

Und das Highlight überhaupt: der See! Gut, natürlich lag es auch am Wetter, dass der See ein Highlight des Festivals war. Bei dem Wetter war Erfrischung eigentlich Pflicht, trotzdem war der “Strand” nicht völlig überrannt, man fand immer noch ein schönes Plätzchen, und nebenbei konnte man sogar noch hören, was gerade auf den Bühnen vor sich ging. Und selbst wenn man selbst nicht reinspringen wollte, konnte man sich die Zeit mit Leutegucken vertreiben. Denn es ging echt locker und lustig zu, jeder hatte Spaß – und was man nicht alles in Badeutensilien verwandeln kann… Ein Einkaufswagen und abfallendes Gelände ist jedenfalls ein perfekter Ersatz für eine Rutschbahn. =;-)

 
“Rainer, das stört!”

MelonenmannNun aber zum wirklich wichtigen Teil des Festivals: das Festivalgelände. Insgesamt sehr schön übersichtlich, ohne weite Wege, mit großen Flächen vor den Bühnen, wo man von überall gut sehen konnte. Und damit ist auch schon fast alles gesagt, denn genau das verstehe ich unter einem perfekten Festivalgelände!

Dazu passte natürlich auch das sehr entspannte Publikum. Ich hatte, im Gegensatz zu vielen anderen Festivals, das Gefühl, dass JEDE Band abgefeiert wurde. Die Stimmung war immer super, und das Publikum war durchgehend am Tanzen und Mitmachen, egal ob mittags um zwölf oder nachts um eins. Und es klebten auch keine Fan ab Einlass in der ersten Reihe – warum auch? Man konnte da ja auch zehn Minuten, bevor die jeweilige Band spielte, noch hin! Insgesamt also absolut Daumen hoch fürs Publikum, das war spitze!

Vermutlich lag das auch ein wenig an dem Konzept der zwei Bühnen, von denen im Wechsel jeweils eine bespielt wurde. Meine Befürchtung, als ich das vorab gelesen hatte: “Oh nein, da muss man ja ständig hin und her rennen.” Das war aber, wie sich schnell zeigte, völliger Quatsch. Denn von der einen zur anderen Bühne waren es nur wenige Schritte, und eigentlich konnte man auch einfach in der Mitte stehen bleiben und sich nur immer umdrehen. =;-) Und das extrem positive an dieser Sache: Es gab immer Musik, und man musste keine Band wegen Überschneidungen verpassen! Zwischen den Bands gab es fünf Minuten Pause – genug Zeit, um sich etwas zu trinken oder essen zu besorgen, und schon konnte man sich ein schönes Plätzchen an der anderen Bühne suchen.

Nachteile? Nun ja, wenn einen eine Band nicht interessierte, gab es kein Alternativprogramm. Also, vom See mal abgesehen… =;-) Und natürlich bedeutete dieser Ablauf, dass immer auf der gerade nicht bespielten Bühne Soundcheck gemacht wurde, was man in den Liedpausen hören konnte. Mit ein bisschen Mitdenken der Soundleute und ein wenig Rücksicht war das aber absolut nicht störend. Zitat Anajo: “Ey, Rainer, das stört!” Rainer von Vielen (auf der anderen Bühne): “Okay, sorry.” Anajo: “Äh, Quatsch, das war ein Witz!!!” =;-)

 
“Nein, ich rauche nicht.”

Rauch bei den KiliansAuf dem Festivalgelände fand ich es sehr angenehm, dass es nicht die “typischen” Fressstände gab, die man von anderen Festivals her kennt (fettige Pommes, labbrige American Hotdogs und geschmacklose China-Nudeln), sondern verschiedene kleinere Anbieter. Negativ aufgefallen ist mir allerdings die allgegenwärtige Zigarettenwerbung… teilweise hätte ich mir ein T-Shirt mit der Aufschrift “Nein, ich rauche nicht!” gewünscht, um nicht immer wieder angequatscht zu werden. =:-/

Was mich insgesamt wunderte, war, dass Freitag nach Festivalbeginn die Hälfte der Stände noch nicht fertig besetzt war und überall noch der Aufbau in vollem Gange war. Auch die Trinkwasserstelle war, trotz fast unerträglicher Hitze, noch nicht aufgebaut – das war schon ein wenig dreist, da ein kleiner Becher Wasser mit einem Euro zwar erschwinglich war (Softdrinks für 3 Euro für 0,4 Liter fand ich für ein kleines Festival doch ziemlich teuer), aber wenn gar nichts zu trinken mitgenommen werden darf, muss es von Beginn an kostenlos Wasser geben. Aber die Wasserstelle wurde dann auch recht bald eingerichtet.

 
“Oh nein, jetzt rennen die alle weg!”

Itchy PoopzkidSo, jetzt aber genug zum Festival im Allgemeinen und zum wichtigsten Punkt überhaupt, nämlich zu den Konzerten!

Los ging’s am Freitag mit An Horse. Die GHVC-Band eröffnete das Festival – zugegebenermaßen vor nicht allzu vielen Zuschauern, und ein Teil des Publikums entschied sich verständlicherweise für die wenigen Schattenplätze am Rande des Geländes. Dennoch ernteten die beiden viel Applaus, voll und ganz berechtigt.

Danach standen auf der großen Bühne Anajo auf dem Programm, und offenbar hatten die Augsburger ihre Fans mitgebracht, denn es wurde merklich voller. Und hier fiel mir zum ersten Mal die “Feierlust” des Publikums auf, denn alle hatten offensichtlich einen riesigen Spaß, sangen und tanzten mit, und schon gleich zu Beginn war fast das halbe Publikum in eine Polonaise verwickelt. Toller Auftritt, tolle Band, tolles Publikum!

Die nächste Band war Rainer von Vielen, die auch ordentlich Stimmung verbreitete. Ich fand ihren Auftritt ein wenig durchwachsen – mit einigen Stücken konnten sie punkten, andere waren eher farblos.

Und dann mein erstes Highlight im Programm: Itchy Poopzkid! Eigentlich viel zu früh am Tag, die hätten durchaus auch später spielen können, aber das Publikum bewies, dass man auch bei deutlich über 30 °C tanzen und pogen kann. Panzer bemerkte beim zweiten Lied urplötzlich, dass es vielleicht keine gute Idee war, ganz in schwarz gekleidet auf die Bühne zu gehen. Dafür berichtete er dann aber auch von Itchy Poopzkids letztem Auftritt beim Sonnenrot-Festival, wo Sibbi aus dem Backstage-Bereich eine Liege geklaut hatte. Oh, hätte er das jetzt nicht sagen sollen? Egal, die macht sich gut im Garten. =;-) Nun ja, weiter ging’s in typischer Itchy-Poopzkid-Manier (sprich: volle Fahrt voraus!), natürlich mit der Solo-auf-Gitarrenkoffer-im-Publikum-Aktion, Panzers Solo-Einlage “Against the wall”, der Crew an den Instrumenten bei “Tricky” und natürlich ein bisschen Stagediving (inklusive blutiger Lippe). Mittendrin ein entsetztes “Oh nein, jetzt rennen die alle weg!”, als die Feuerwehr für ein bisschen Abkühlung sorgte und natürlich ein großer Teil des Publikums losrannte, um im künstlichen Regen zu duschen. Aber kein Grund zur Sorge, die kamen auch wieder zurück, um den Rest des Auftritts zu genießen. =;-)

 
“My name is Schweinsteiger!”

Flogging MollyGet Well Soon und die Stereophonics klangen vom See aus dann echt nett – mehr kann ich dazu allerdings nicht berichten, da es am See irgendwie noch schöner war. =;-) Zurück aufs Festivalgelände ging’s dann bei den Kilians. Nochmal GHVC, nochmal schöne Musik. Und für mich die freudige Erkenntnis, dass sie sich von den ersten “Wow wir sind jetzt Stars und besaufen uns vor den Auftritten und reden arroganten Schwachsinn”-Anwandlungen offenbar wieder vollends erholt haben und jetzt auch wieder sympathisch rüberkommen.

Weiter ging’s mit Flogging Molly – die erste Band des Abends, die wirklich das ganze Publikum anzusprechen schien. Mit der Folge, dass von Anfang bis Ende alle Zuschauer am tanzen und feiern waren, yeah! Super Stimmung, vor wie auf der Bühne, zwischendurch immer wieder ein bisschen Interaktion und Gequatsche (und Lob für deutsche Fußballer *g*), Guiness-Duschen und Schimpansenkostüme im Publikum. Und zwei Lieder mit ausgefallener PA und nur Bühnensound, was sehr schade war und die Stimmung im Publikum doch ein wenig trübte – aber zum Glück klappte dann wieder alles.

2Raumwohnung danach waren für mich persönlich dann völlig uninteressant, schienen aber auch recht gut anzukommen. Ich entschied mich dann doch für die Feuershow, die nebendran aufgeführt wurde und wirklich beindruckend war. Danach noch schnell ans Auto und was zum überziehen holen, denn es würde doch sicher noch abkühlen…

 
“Zum Glück gibt’s hier keine Buchen!”

Jan DelayUnd dann stand der Headliner des ersten Tages auf dem Programm: Jan Delay & Disko Nr. 1! Die Erwartungen waren groß, das Publikum gespannt, und pünktlich um 23.25 … fing es an zu regnen und gewittern. An sich nicht weiter schlimm: Das Publikum war über jede Abkühlung dankbar! Und oh ja, man kann auch gut im Regen tanzen. Auch wenn man nach zwei Minuten bis auf die Haut durchnässt ist – oder vielleicht sogar gerade dann. =;-) Es wurde also weiter gefeiert. Jan Delay dagegen fand das ganze offenbar nicht ganz so toll – keine Ahnung, ob er einfach Angst vor Gewitter hat, aber er hatte von Anfang an kein anderes Pausen-Gesprächsthema als das Gewitter… Dass bei Gefahr abgebrochen wird, ist ja selbstverständlich, da braucht man nicht ständig drüber reden. Aber so wurde jeder Blitz kommentiert, Buchen-und-Eichen-Sprüche zitiert, mittendrin der Abstand zwischen Blitz und… äh, Blitz gezählt (wenn auch gerade kein Donner kommt, ähem) und versucht, das Gewitter mit dem Nachahmen von Donner (echtem Donner “uuuh” und Kölner Donner “eeeh”) zu verscheuchen. Aber es half alles nichts – nach einer Dreiviertelstunde war dann Ende, weil – so die einzig offizielle Info – “die Blitze jetzt zu nahe sind und es zu gefährlich wäre, weiterzuspielen”. Klar, kann man nichts machen. Der Zeitpunkt war aber zumindest für diese Ansage doch recht unglücklich gewählt, da gerade sowohl der Regen aufgehört hatte als auch kaum noch Blitze zu sehen waren.

Kurz darauf wurde auf der großen Bühne auch schon abgebaut. Schade! Einige Minuten später kam dann aber immerhin die Ansage, dass es noch Hoffnung gibt, dass die Donots spielen könnten. Und genau so war es dann auch, yeah! Kurz vor eins ging es dann also auf der kleinen Bühne weiter, und auch wenn das verbliebene Publikum patschnass war, wurde gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Denn wer tanzt, friert nicht, ne? Ein absolut gelungener Abschluss des Festivaltages also!

 
“You like circles here in Germany, right?”

DúnéAm nächsten Tag hieß es früh aufstehen, um pünktlich zu Disco Ensemble auf dem Gelände zu sein. Dabei spielten die als zweite Band – The Marble Man verpassten wir daher leider, wie offenbar auch sonst ein großer Teil des Publikums. Auch bei Disco Ensemble war nicht wirklich viel los… Was die aber nicht weiter störte, sie zogen trotzdem ihre Show durch, und die Stimmung war zumindest vorne so grandios, dass es völlig egal war, wie viele Leute hintendran noch standen. Und ich bin jedesmal wieder beeindruckt: Natürlich sehe ich Disco Ensemble lieber im Club als auf einer Festivalbühne – aber sie passen genauso perfekt auf die große Bühne und schaffen es, ein Festivalpublikum innerhalb von ein paar wenigen Songs zu begeistern! Ich persönlich fand ihre Setlist diesmal zwar fast zu “ruhig” (also, für eine Disco-Ensemble-Variante von “ruhig”, versteht sich *g*), da viele Songs dabei waren, die nicht die absoluten Up-Tempo-Kracher sind, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Super Band, super Auftritt, mit Sicherheit neue Fans!

Ja, Panik aus Österreich fand ich dann ein wenig farblos, und bei Friska Viljor aus Schweden gefiel mir die Musik sehr gut, ich vermisste allerdings ein bisschen Publikumsinteraktion. Oder zumindest ein paar mehr Ansagen! Wenn ich ein Lied nach dem nächsten hören will, lege ich eine CD ein…

Und schon war es Zeit für mein zweites Highlight des Tages: Dúné aus Dänemark! Ich komme mir bei dieser Band aufgrund des doch sehr… *hüstel* jugendlichen Alters von sowohl Band als auch Fans immer ganz furchtbar alt vor, aber ihren Konzerte sind so extremst energievoll und mitreißend, dass ich das dann auch gleich wieder vergesse. =;-) So auch diesmal. Das war für mich ganz klar das beste Konzert des Festivals, ein absoluter Wahnsinn! Im Publikum wurde getanzt, mitgesungen, geschrien und gepogt (Hallo? Ein Circle Pit bei einer Elektro-/Pop-Band? Ja, seid ihr narrisch?!? *lol*), und die Band selbst war so aufgepusht, dass die Mitglieder sogar noch am headbangen und tanzen waren, wenn sie kurz von der Bühne runter sind. Absoluter Wahnsinn und mindestens zwölf Punkte auf einer Skala von null bis zehn!

Da sich das Wetter, das morgens nach “sehr durchwachsen” aussah, mittlerweile dann doch für “schwül und sonnig” entschieden hatte, brauchten wir danach erstmal eine Pause. Die ersten paar Minuten von Danko Jones überraschten mich dann aber doch sehr positiv – ich kann Danko Jones absolut nicht ausstehen, da er bisher alle Konzerten, die ich von ihm erlebt habe, mit üblen und primitiven Publikumsbeschimpfungen begonnen hatte. Das tat er diesmal nicht. Was allerdings noch nicht ausreicht, mit vollends zu überzeugen, dass er eigentlich gar nicht so doof ist. =;-)

WhoMadeWho machten auf mich dann musikalisch einen ähnlichen Eindruck wie Dúné. Das Konzert schien auch gut angenommen zu werden, allerdings war der See zu dem Zeitpunkt dann doch verlockender…

 
“Wenigstens schneit’s nicht!”

WolkenUnd, was wir noch nicht ahnten: Damit ist der Bericht des zweiten Festivaltages auch schon fast zu Ende. =:-( Kurz vor dem Auftritt von The Sounds war es nämlich offensichtlich, dass es nicht trocken bleiben würde. Wir verzogen uns also in Auto, um den Gewitterguss auszusitzen und danach den Rest des Abends trocken genießen zu können – und schmissen uns dann fünf Stunden später in Gummistiefel und Regenjacken, um zumindest noch Maximo Park zu sehen. Es hatte sich nämlich so richtig schön eingeregnet… =:-(

Dafür amüsierten wir uns köstlich über die Bemerkung eines Mädchens, das an unserem Auto vorbeilief und das Wetter offenbar nicht allzu toll fand. Aber: “Wenigstens schneit’s nicht!” Ein weiteres Zeichen für die grenzenlose Positivität der Festivalbesucher an diesem Wochenende – eigentlich ist doch alles toll, und was macht schon ein bisschen Regen?

Ich fand es sehr schade, den Auftritt von Bonaparte nur im Auto mithören zu können – ich kannte und kenne sie zwar gar nicht, aber das klang sehr sehr vielversprechend. Zum Glück sind sie bald auf Tour in Deutschland! Tocotronic vermisste ich dann gar nicht – ich glaube, keine Band spaltet die Musikwelt so sehr wie Tocotronic, und ich stehe da klar auf der “bloß nicht!”-Seite. =;-) The Notwist kenne ich nicht weiter, tat mir also auch nicht weh, sie zu verpassen.

 
“It’s very nass!”

Sonne im RegenHeadliner des zweiten Tages waren dann Maximo Park. Als wir auf’s Festivalgelände schwammenkamen, wurden unsere Befürchtungen bestätigt: Da war kaum noch jemand da… Absolut verständlich natürlich – mittlerweile war es richtig kalt, der Boden bestand nur noch aus Schlamm und Pfützen, und es regnete weiterhin (wie die fünf Stunden vorher) wie aus Kübeln. Da musste man schon entweder sehr hartgesotten sein, um durchzuhalten, oder wie wir mittendrin ein paar Stunden Auszeit im Trockenen genommen haben (was im Zelt vermutlich etwas schwieriger gewesen sein dürfte…).

Aber Maximo Park spielten natürlich trotzdem! Die Stimmung war ein wenig durchwachsen – kein Wunder bei so wenig Leuten und strömendem Regen. Beim Klatschen lief einem nur so das Wasser in die Ärmel… Zum Glück ließ sich Frontmann Paul Smith davon nicht die Laune verderben – ganz im Gegenteil! Er turnte selbst ständig im Regen rum und zeigte sowohl Verständnis als auch Respekt für das Publikum. Falls er der Meinung war, dass zu wenig Resonanz kam, zeigte er das kein bisschen. Absolut super und professionell – das kennt man besonders von großen Bands ja auch ganz anders.

Einzig bei den Ansagen wirkte er ein kleines bisschen irritiert – allerdings schien es mir so, als wäre er der Meinung, das Publikum versteht sein Englisch nicht. Also wurden die Ansagen halt so weit wie möglich eingedeutscht. “Das Wetter ist nicht so gut. It’s very nass!” Oh ja…

 
“Die Sonne muss runter!”

Um diese Sonne ging esMitten im Konzert dann eine Schrecksekunde, als der Moderator auf die Bühne kam – es würde doch nicht auch noch das Konzert des zweiten Headliners abgebrochen werden? Nein, zum Glück nicht. Das Problem: Die aufblasbare Sonne oben auf dem Bühnendach hatte dem Regen nicht standgehalten, und jetzt sammelte sich dort schon seit Stunden das Regenwasser. Das musste abgelassen werden, bevor es weitergehen konnte. Also fuhr mitten im Konzert die Feuerwehr vor und entschärfte die Situation – sehr schade, weil das natürlich eine Viertelstunde Spielzeit von Maximo Park kostete, aber im Gegensatz zum Konzertabbruch am Tag zuvor voll und ganz verständlich. Und insgesamt eine ziemlich skurrile Sache. Wie dann auch Maximo Park beim von-der-Bühne-gehen bemerkten: “This was our weirdest concert ever.”

Als Late-Night-Special spielte danach dann noch Adam Green – auch von ihm war ich sehr positiv überrascht. Als ich ihn zuletzt gesehen hatte, konnte er sich auf der Bühne fast nicht aufrecht halten, geschweige denn einen Ton treffen oder einen Text behalten. Er scheint sich also mittlerweile gefangen zu haben – sehr erfreulich, und ein schönes Konzert!

 
Und wer spielt nächstes Jahr?

SchlagzeugUnd damit war das Festival für dieses Jahr beendet! Ich war zum ersten Mal da und kann nur sagen: Wow! Das Line-Up war super, die Organisation sehr gut, die Location und Anordnung perfekt. Dazu ein sehr entspanntes und nettes Publikum, freundliche Ordner, lockere Atmosphäre – besser geht es nicht! Nach dem ersten Besuch kann ich natürlich nicht abschätzen, ob das Festival immer so schön ist wie dieses Jahr oder ob viel auch am schönen Wetter (zumindest tagsüber =;-)) lag, aber das werde ich dann hoffentlich nächstes Jahr herausfinden, schätze ich. Wer spielt denn nächstes Jahr alles?