Skunk Anansie

09-11.08.2013 Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)

Friday, August 9th, 2013
09-11.08.2013 – Photos Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)
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Taubertal-FestivalRothenburg ob der Tauber, Anfang August – 10.000 Musikfans fallen in die historische Stadt ein, erobern das Taubertal, campen auf dem Nachbarhügel und machen sich mittags auf zur Frühstücksjagd in der Innenstadt.

Oder so ähnlich. 😉 Auf jeden Fall ist es wieder Zeit fürs Taubertal-Festival! Wie immer mit einem hochkarätigen Line-Up, deutschen wie internationalen Headlinern, vielen kleinen und großen Bands am Nachmittag und natürlich dem Emergenza-Weltfinale. Die Wettervorhersage klingt nicht schlecht – Regen nur bis Freitagvormittag, danach dann zwar bedeckt, aber 20-25 °C. Hoffen wir, dass das so stimmt und dass der Regen den Boden nicht allzu sehr aufgeweicht hat und uns somit die Schlammrutschbahn am Hang erspart bleibt.

Vom Line-up her sind die drei Festivaltage in meinen Augen sehr unterschiedlich. Am Freitag der Ärzte-Tag, mit ein paar Alternative-Rock-Bands als Ergänzung. Am Samstag das volle Rock-Punk-Spaß-Paket mit Bad Religion, Skunk Anansie und Deichkind auf der Hauptbühne und Subway to Sally als Rausschmeißer. Geheimtipp hier: Hoffmaestro als erste Band auf der Hauptbühne – angucken! Der Sonntag ist dann in meinen Augen etwas schwächer, was aber einfach daran liegt, dass mir die Headliner Biffy Clyro sowie Chase & Status bisher nicht sagen – aber was wäre ein Festival ohne Überraschungsbands? Und Pennywise werden mit Sicherheit den perfekten Abschluss liefern.

Nun also los ins schöne Taubertal – der folgende Bericht wird quasi “live” geschrieben und mehrmals täglich ergänzt. Bitte seht mir Tippfehler und verquere Formulierungen nach; nach Ende des Festivals wird der ganze Bericht noch einmal überarbeitet und glattgebügelt.
Bandfotos wird es keine geben, nur ein paar Stimmungsfotos. Beim Taubertal spielen einfach zu viele Bands, um das als Fotograf und Redakteur in Personalunion abdecken zu können, und für nur ein paar Bilder lohnt es sich nicht, extra einen Fotopass zu beantragen. Zumal es vom Freitag sowieso gar keine Fotos geben wird, da ich als Online-Medium keine Ärzte-Fotos veröffentlichen (oder auch nur schießen) darf und keine Lust darauf habe, meine (Pocket!-)Kamera vor dem Ärzte-Auftritt vom Gelände zu schaffen.

Freitag, 09. August 2013 – “Wir üben schon mal für die Ärzte!”

Taubertal-FestivalAm Nachmittag fallen dann doch noch ein paar Tropfen Regen – aber zum Glück nur ein paar Tropfen, die Aussichten sind gut, und das Gelände ist in deutlich besserem Zustand als befürchtet. Kein Matsch! Und demzufolge ist auch am Nachmittag, kurz vor dem Auftritt von Jennifer Rostock, schon ordentlich was los. Gewöhnlich geht es am Freitag ja doch eher ruhig los, aber in diesem Jahr erfolgte die Anreise laut Auskunft der Veranstalter schon deutlich früher als sonst, und schon am Donnerstagabend waren die ersten Flächen voll. Sogar der Steinbruch musste am Warm-up-Abend mehrfach kurz dichtgemacht werden; wegen Überfüllung geschlossen. 😮 Natürlich ärgerlich für alle, die in der Schlange standen, aber ein sehr gutes Zeichen fürs Festival!

Mein erstes Konzert des Festivals: Jennifer Rostock. Die habe(n) in der letzten Woche beim Mini-Rock-Festival schon bewiesen, dass ihre Musik zwar klasse ist, die Frontfrau aber unerträglich. Und genau das stellen sie auch heute wieder unter Beweis: musikalisch ist die Band top, die Lieder sind eingängig, die Meute vor der Bühne feiert. Zwischen den Liedern feiern dann nur noch die ersten Reihen und diejenigen, die auch um halb fünf Uhr abends schon genug Alkohol intus haben. Inhaltlich geht es nur um Muschis und Penisse, unterbrochen von dem gelegentlichen Schnaps. Hach ja, wer’s mag … ich gehöre nicht dazu, aber da sowieso gleichzeitig die Eröffnungs-Pressekonferenz stattfindet, muss ich ja auch nicht. 😉 Als ich danach zurück aufs Gelände komme, bin ich allerdings überrascht und erstaunt, wie voll es doch um diese Uhrzeit schon ist.

Die nächste Band, … And You Will Know Us By The Trail Of Dead, können das Publikum jedoch nicht wirklich halten. Eigentlich schade, denn sie liefern hochwertige, durchkomponierte Musik, die zwischen ruhigen, eindrucksvollen Passagen und ordentlichem Rock abwechselt – aber sie sind halt doch eher eine “Intro-Band”. Nämlich sehr introvertiert; mehr als “How are you doing?” ist da als Publikumsinteraktion nicht zu erwarten. Und damit sind sie für die meisten Besucher wohl doch eher die Begleitmusik zum Abendessen auf dem Hang …

Taubertal-FestivalAuf dem Weg zu Clockwork Radio mal kurz am Basar vorbei – und gleich eine sehr positive Überraschung: Die Wohnraumhelden! Falls sie angekündigt waren, habe ich das nicht mitbekommen, und wirklich zu erwarten scheint ihren Auftritt auch niemand. Ihr Bus steht mitten im Bazar, und urplötzlich geht es mit Bläserfanfare los – und Wohnraumhelden-typisch sehr chaotisch weiter. Genial! Sie verkünden gleich: “Wir üben jetzt schon mal für die Ärzte!”, und das Publikum gehorcht aufs Wort, stürmt die Fläche vor dem Bus und legt einen ordentlichen Pogo hin. Wunderbar – es lohnt sich also auf jeden Fall, immer wieder mal am Bazar vorbeizuschauen, man könnte unerwartet überrascht unterhalten werden! 🙂

Jetzt aber weiter, denn eigentlich will ich mir ja Clockwork Radio angucken, die sich vorher schon im Pressezelt mit zwei Unplugged-Songs sehr positiv vorgestellt haben. Dort erinnerten sie mich ein wenig an 77 Bombay Street. (Oh nein, Journalistenregel Nummer 4: “Vergleiche niemals unbekannte Bands mit anderen unbekannten Bands.” Und schon wieder eine Regel gebrochen, ich alter Punk … 😉 ) Verstärkt auf der Bühne kommen sie – was ja auch irgendwo logisch ist – deutlich rockiger rüber. Insgesamt aber immer noch Pop-Rock, tanzbar und mit viel Energie. Super! Laut eigener Aussage sind sie schon zum sechsten Mal beim Taubertal dabei. Wirklich? Dann sind sie mir bisher immer entgangen.

Taubertal-FestivalAls nächstes sind die Editors an der Reihe. Eigentlich viel zu früh für diese Musik – zwar kein strahlender Sonnenschein, das hat die Sonne heute dann doch nicht geschafft, aber es ist noch hell draußen, und dafür ist die Musik der Editors ja eigentlich viel zu düster. Der Lichtmensch leistet aber volle Arbeit und setzt die Band eindrucksvoll in Szene, mit Nebel und ordentlicher Lichtshow. Das Publikum macht mit – zumindest, bis es dann eine längere Unterbrechung wegen technischer Probleme gibt. Derweil formiert sich an der Seite eine Massenseilsprunggruppe, mit selbstgebasteltem Seil aus verknoteten Pullis. Sehr amüsant, aber irgendwie ein wenig fehlplatziert, als das Konzert dann weitergeht. 😉 Aber die Editors haben das Publikum schnell wieder im Griff, nachdem die Gitarre wieder Töne von sich gibt.

Im Anschluss spielen Awolnation auf der kleinen Bühne, und im Vorbeigehen klingen sie klasse. Riesige Energie auf der Bühne, und das Publikum feiert sie ab! Leider ist es zu dem Zeitpunkt aber schon völlig überfüllt auf dem ganzen Gelände, sprich vor beiden Bühnen. Ich bin jetzt das sechste Mal in Folge beim Taubertal, das achte Mal insgesamt, aber so voll wie heute wirkte es nie … Ich weiß nicht, ob es auch objektiv betrachtet so ist oder ob es einfach am Headliner liegt, dass ALLE gleichzeitig auf dem Gelände sind, und das am ersten Abend, wo man die Taubertal-Drängelei noch nicht wieder gewöhnt ist. 😉 Fakt ist jedenfalls, es ist unglaublich voll, und besonders seitlich an der Bühne wird gedrängelt ohne Ende.

Als die Ärzte dann auf die Bühne kommen, wird es noch schlimmer. Vor der Bühne sieht es völlig chaotisch aus, und DÄ selbst machen nach den ersten paar Liedern eine Ansage, dass alle vorsichtig sein und aufeinander aufpassen sollen. Die Hosen machen das immer, die Ärzte nur dann, wenn es wirklich nötig ist. 😉 Aber es scheint alles so weit glimpflich abgelaufen zu sein.

Taubertal-FestivalDas Konzert ist solide – ein gutes Konzert, aber kein überragendes Ärzte-Konzert. Die Eigenaussage von Bela trifft es ganz gut: “Früher war das mal lustig, aber jetzt? Na ja, lass sie mal reden, die drei älteren Herren. Auf Festivals seh ich sie ja gerne, und sie spielen bestimmt gleich mein Lieblingslied …” Kaum jemand interessiert sich für die Ansagen der drei (gleich zu Beginn fragt Farin schon, ob ihm überhaupt jemand zuhört?). Dennoch ist Tiertag bei DÄ: Zuerst ahmen wir im “Waldspaziergang mit Folgen” Enten nach (“Das muss noch viel entiger klingen!”), dann gibt es “affenschnelle” La Olas. Da die dann doch zu langsam ausfallen, weist Bela darauf hin, dass nicht die eigentliche Geschwindigkeit eines Affen gemeint ist, sondern die Aussterbegeschwindigkeit! Und schon geht’s schneller … Die Setlist ist Standard, nur am Ende gibt es mit “Grace Kelly” und “Meine Freunde” ein paar kleine Überraschungen – übrigens auch für Bela, denn “Lippenlesen steht nicht in meinem Arbeitsvertrag!” Natürlich gibt’s Circle Pits und Walls of Death, wobei die WoD am Hang sehr amüsant aussieht – zumindest der Moment, in dem alle übereinander purzeln. Danach dauert es zu lange, bis alle sich wieder ordnen; hoffentlich ist nichts passiert.

Schönster Spruch des Abends, als die Feuerzeuge rausgeholt werden: “Was für eine Kulisse! Oben die Japaner, und unten die Sterne … ” Tja, das ist das Taubertal! 🙂

So, und nun ist es Zeit für die Nachtwanderung zurück in die Stadt, während Frittenbude und The Locos noch den Soundtrack für die Nachtschwärmer liefern …

Samstag, 10. August 2013 – “Wenn ihr ein Circle Pit auf dem Hügel hinkriegt, mach ich Handstand auf der Bühne!”

Taubertal-FestivalSamstag, die Sonne scheint, und im Hotel-Frühstücksraum haben alle Anwesenden – inklusive Personal – Taubertal-Bändchen am Handgelenk. Cool!

Die erste Band auf der Hauptbühne und damit für die meisten die Eröffnung des Festivaltages sind Hoffmaestro. Die Schweden könnten kaum untypischere Musik für eine schwedische Band machen – Reggae und Ska, gemischt mit haufenweise anderen Stilrichtungen von Country über Punk bis hin zu Rave, das Ganze auf Englisch und Schwedisch. Genialst! Ich hatte sie schon beim Mini-Rock gesehen und dort für mich “entdeckt”, aber heute legen sie noch mal einen Hacken drauf. Zu Beginn des Konzerts sitzen ein paar Leute auf dem Hang, und vor der Bühne haben sich maximal zwei bis drei Reihen versammelt. Das ändert sich aber schnell – von allen Seiten strömen die Fans, alte wie neue, und tanzen sich im strahlenden Sonnenschein warm. Interessanterweise behaupten die meisten auf Nachfrage von der Bühne, dass sie Hoffmaestro schon einmal live gesehen hätten – wundert mich, dass sie dann nicht schon vor Beginn vor der Bühne standen? Aber egal, es wird gefeiert, getanzt und – weil Wall of Deaths ja langweilig sind (“Nobody wants to play fucking wall of death anymore!”) – von einer Seite des Geländes zur anderen gerannt. Und weil das flache Gelände irgendwann zu Ende ist, rennt man auch gleich noch den Hang hoch! Wunderbar, riesige Stimmung, und ein toller Auftakt für den Festivaltag.

Taubertal-FestivalWeiter geht’s mit Itchy Poopzkid. Zum vierten Mal beim Taubertal dabei und dem Publikum bestens bekannt – da dauert es nicht lange, bis der Mob vor der Bühne tanzt. Und auch der Hügel tanzt mit; allerdings dauert das ein bisschen und passiert erst nach den goldenen Worten: “Ihr da am Hügel, steht mal auf!” – “Äh, warum haben wir das erst jetzt gesagt?!” Aber die Stimmung ist auch vorher schon super; es wird getanzt, gepogt, mit den Armen und Kleidungsstücken gewedelt, hingesetzt und aufgesprungen und über die Zuschauer gesurft. Letzteres jedoch nur maximal dreimal pro Person … die Securities im Graben schnappen sich jeden Wiederholungstäter und erklären, dass bei nochmaligem Surfen das Festivalbändchen abgeschnitten wird. Bei dem Spaß, den die Surfer offensichtlich haben, ist das einerseits schade und spießig; andererseits jedoch ist es auch sehr sinnvoll, wie jeder weiß, der schon mal unter einem Surfer gestanden hat …

Aber zurück zu Itchy Poopzkid. Die covern die Misfits, mit Sibbi am Schlagzeug und Max am Bass (“Unsere Lieder sind zu kompliziert, um sie mit Max am Bass zu spielen!”), und Panzer erklärt, dass sie auf einem Festival schon mal vier Circle Pits gleichzeitig bei diesem Lied hatten. “Und wenn ihr ein Circle Pit auf dem Hügel hinkriegt, mach ich Handstand auf der Bühne!” Nun ja – wer das Taubertal-Publikum kennt, der weiß, dass das nun wirklich kein Problem darstellt. Es gibt sage und schreibe vier (!) Circle Pits auf dem Hügel (!), dazu noch einige vor der Bühne. Und ja, wir bekommen so etwas wie einen Handstand zu sehen – “Oh je, ich und mein großes Maul …” Ein toller Auftritt, und die Freude über die riesige Resonanz des Publikums sieht man den Jungs absolut an.

Die Emergenza-Bühne kommt bei mir in diesem Jahr leider viel zu kurz – ich weiß nicht genau warum, sind die Umbaupausen in diesem Jahr kürzer? Oder mein Gedächtnis schlechter, sodass ich mehr Pausen für meinen Bericht brauche?

Taubertal-FestivalAuf der Hauptbühne sind nun jedenfalls Bad Religion an der Reihe. Die Helden meiner Jugend! Mittlerweile alt und grau, aber kein bisschen leiser – außer wenn man zu sehr an der Seite steht, dort ist der Sound furchtbar und der Gesang kaum zu hören, und ich bin sehr erleichtert, als ich feststelle, dass es in der Mitte deutlich besser klingt. Die Show von Bad Religion ist dennoch eher “ruhig” – wenig Bewegung auf der Bühne und kaum Interaktion mit dem Publikum. Dementsprechend bleibt der Hang auch das ganze Konzert über sitzen und rührt sich nicht, und eigentlich geht nur in der ersten Welle “der Punk ab”. Das dafür aber so richtig! Die alten Lieder, insbesondere natürlich der “Punk Rock Song” als letztes Lied, werden abgefeiert, und das zu Recht. Hach ja, lange ist es her, aber die alten Lieder haben mich damals lange begleitet und machen doch ein wenig nostalgisch. “We are back at Taubertal! And we are once again a few years older than last time …” Älter, aber nicht schlechter. 🙂

Dann ist Zeit für Frauenpower mit Skunk Anansie. Muss ich mehr sagen als: Energie, Energie, Energie? Und dazu diese Stimme! Diese Frau ist einfach Wahnsinn, ohne jede Frage. Am Anfang muss sie ziemlich arbeiten, um auch dem Hang Leben zu entlocken; zuguterletzt klappt aber auch das. Skin läuft über das Publikum (sic!), und am Ende bringt sie alle vor der Bühne dazu, sich hinzuhocken, läuft durch die Menge und lässt sich zurücktragen. Und man sieht jedem im Publikum an, wie großen Respekt er vor dieser Frau hat. Ein wahnsinnig eindrucksvoller Auftritt – wie bislang jedes Konzert von Skunk Anansie, das ich gesehen habe.

Taubertal-FestivalHeadliner des Abends sind Deichkind, bekannt für ihre extrem energiereiche und abgefahrene Show. Ich habe sie schon zweimal “so halb” live gesehen, aber immer nur aus der Ferne und auch nur Teile des Konzertes. Diesmal also richtig! Und sie erfüllen voll und ganz die Erwartungen. Mit dem Schlauchboot über die Menge (auch wenn die Beschiffung des Hanges nicht so ganz funktioniert 😉 ), in bunten Kostümen auf Leuchtsäulen, Synchrontanz à la Lady Gaga, dann in einem Fass übers Gelände, das später noch als Discokugel zweitverwertet wir. Durchgeknallt, aber gut, und das Publikum springt, singt und feiert! Am Ende dann noch die komplette Reizüberflutung mit vollgestopfter Bühne mit allen Elementen, die man von Deichkind so kennt – Trampoline, Luftballons mit “Deichkind”- und “Leider geil”-Schriftzug, Pyramiden, eine Hüftburg und noch haufenweise anderer Details. Zusätzlich natürlich noch das Luftkissenboot, aus dem Federn über dem Publikum verteilt werden. So stelle ich mir einen LSD-Trip vor … Eine unglaubliche Show, mir persönlich aber fast zu viel des Guten, man kann gar nicht alles aufnehmen.

Auf der kleinen Bühne stehen zum Abschluss des Tages noch Subway to Sally mit Mittelalter-Metal, lyrischen Texten und riesiger Feuershow auf dem Programm. Und hier zeigt sich mal wieder eines der wenigen Probleme des Taubertal-Festivals: Der Zugang zur “Sounds for Nature”-Bühne ist einfach zu eng. Nach dem Headliner der Hauptbühne ist es quasi unmöglich, sich zur kleinen Bühne durchzuschlagen, selbst wenn man wartet, bis der Großteil der Besucher schon unterwegs Richtung Campingplatz ist. Wenn man es dann aber geschafft hat, sich ein wenig vorzukämpfen, ist vor der Bühne selbst meist noch massig Platz – wo aber eben niemand hinkommt, da man zuvor zwischen Ausgang/Toilette und Cocktail-Stand/Mischpult durch muss, wo sich alles staut. Schade! Die Stimmung vorne bei Subway to Sally wirkte sehr gut, es wäre sicher ein toller Abschluss für den Festivaltag gewesen, aber die Bühne ist einfach für so große Bands zu klein, auch nach dem Headliner.

Sonntag, 11. August 2013 – “When I say everybody I mean everybody, including you bastards on the hill!”

Taubertal-FestivalHeute geht es auf der Hauptbühne ein bisschen früher los. Schon um 14:30 stehen Turbostaat auf der Bühne. Zu früh wohl für die meisten – oder die falsche Band für die Zeit? Vor der Bühne haben sich ein paar Fans versammelt, aber der Großteil der Festivalbesucher befindet sich noch auf dem Campingplatz oder vertreibt sich anderweitig die Zeit. Man kann im zweiten Wellenbrecher sogar Kunstturnwettbewerbe verfolgen. 😉 Für Turbostaat auf der Bühne interessieren sich indes wirklich nur die Fans, mehr Zuschauer (oder gar die Hügelsitzer) können die Jungs leider nicht begeistern.

Das sieht bei den darauffolgenden Irie Révoltés dann GANZ anders aus. Ähnlich wie bei Hoffmaestro gestern füllt sich der Platz vor der Bühne sehr schnell und sehr gut, und ab dem ersten Lied hüpft und klatscht das Publikum, als gäbe es kein Morgen mehr (was – zumindest bezogen aufs Festival – ja auch zutrifft ;)). Ska auf Deutsch und Französisch mit inhaltsreichen Texten, hinter denen das Publikum voll und ganz steht; die Fäuste werden gereckt und Antifa- und “Kein Bock auf Nazis”-Fahnen geschwenkt. Sehr gut! Auf dem Hang wird zwar noch ein wenig gechillt, und die Irie Révoltés sind nicht allzu begeistert, dass dort gesessen wird; aber nachdem sie aufgeben, die Leute zum Aufstehen bringen zu wollen, machen die zum Dank fleißig und begeistert bei allen Aktionen mit.

Taubertal-FestivalDer nächste Hauptbühnen-Slot ist für die Emergenza-Gewinnerband reserviert: in diesem Jahr haben es Obsolete Radio aus Frankreich geschafft! Sie rocken die Hauptbühne auch richtig, mit sehr eigenem, leicht funkigem und noch mehr rockigen Sound. Nur an den Ansagen mangelt es noch; meist muss ein kurzes “Ja …” zwischen den Liedern reichen. Schade! Das Publikum ist wie meist beim Emergenza-Gewinner doch eher im Pausenmodus. Zwar ist der Hang gut besetzt, vor der Bühne tanzen aber nur wenige, vermutlich andere Emergenza-Teilnehmer. Und dennoch eine tolle Sache und eine super Gelegenheit für Obsolete Radio, sich einem größeren Publikum vorzustellen!

Das vermutlich beherrschende Thema von nun an: Staub! Wobei die folgende Band, Flogging Molly, da natürlich eher förderlich ist … Mittlerweile haben es vermutlich so ziemlich alle Besucher vom Campingplatz runter aufs Gelände geschafft. Vor der Bühne ist es richtig voll, und wie bei Flogging Molly üblich ist das Publikum in Feierlaune! Dementsprechend wird getanzt und gehüpft und im Kreis gelaufen, und über dem ganzen Gelände steht – wie fast immer am Taubertal-Sonntag – eine riesige Staubwolke. Unangenehm, aber der Stimmung tut das keinen Abbruch. Am sportlichsten dabei ist aber vermutlich die Gummipuppe, die das halbe Konzert vor der Bühne herumfliegt. 😉 Die Ansagen finde ich persönlich dieses Mal eher uninteressant; da habe ich von Flogging Molly schon unterhaltsameres gehört. Aber hauptsächlich geht es ja um die Musik!

Flogging Molly sind die letzte Band des Abends, die ich kenne und einordnen kann. Aber von Biffy Clyro habe ich bisher nur sehr sehr Gutes gehört und bin dementsprechend gespannt! Und sie erfüllen die Erwartungen: Nach einem langsamen und ruhigen Anfang wird losgerockt, und das mit eingängigen und melodiösen Liedern und ordentlich Show und Posen auf der Bühne. Ein netter Effekt ist die Videowand hinter der Bühne, auf der größtenteils die “normalen” Videobilder vom Konzert laufen, teilweise mit Effekten, manchmal auch komplett unverfremdet. Ich kenne zwar relativ wenig von ihnen, aber die Musik, Punk Richtung Hard Rock, gefällt mir echt gut, und die Lieder gehen schnell ins Ohr. Und alle Musiker oben ohne hat natürlich auch was. 😉 Und wie Biffy Clyro am Ende verkünden: “Nothing tastes as good as Biffy!” Das Publikum sieht das genauso; auch wenn die Konzerte heute allesamt schlechter besucht sind als an den anderen Tagen – die Anwesenden haben Spaß.

Taubertal-FestivalIm Anschluss schaffe ich es tatsächlich mal rüber zur kleinen Bühne zu Chuck Ragan. Ich muss gestehen, er sagt mir nichts, aber er weiß zu überzeugen! Folk Rock mit Geige, Mundharmonika und Zither, aber eben nicht nur Folk, sondern durchaus auch Rock. Dazu Chucks Reibeisenstimme – ganz schön mitreißend und definitiv tanzbar! Das Publikum ist interessiert, sonderlich viel Stimmung kommt aber nicht auf, dafür ist die Musik vielleicht doch ein wenig “Old School”.

Heutiger Headliner ist Chase & Status – Elektro & Dubstep. Es ist ja immer Ansichtssache, ob man eine “Band” im Livekonzert sehen will, bei der das meiste vom Band kommt und nur noch ein wenig auf der Bühne ergänzt wird. Bei Chase & Status kommt der Gesang größtenteils vom Band, das Schlagzeug und ein paar Raps sind live, und alles andere kommt von den beiden DJs (die teilweise auch mal zur Gitarre greifen). Kann man mögen oder nicht. Ich finde das als Headliner durchaus akzeptabel, es ist allerdings nicht meine Musik. Daher ziehe ich mich auch nach einigen Liedern zum Berichtschreiben zurück; hauptsächlich auch deshalb, weil ich es unerträglich laut finde. Beeindruckend aber, wie das anwesende Publikum feiert – diese Musik kommt schon sehr gut an, allerdings leider nur bei einem Teil des Publikums. Insgesamt ist es doch sehr leer; am Hang bewegt sich kaum jemand, die meisten Zuschauer dort sitzen sogar. Nur vor der Bühne ist richtig gute Stimmung. Damit ist Chase & Status am Sonntagabend natürlich bestens platziert, denn so können diejenigen, die sich nicht dafür interessieren, schon abreisen.

Taubertal-FestivalSchade ist dies aber natürlich für Pennywise, die die Rolle des Festivalrausschmeißers innehaben … zumindest ist das meine Vermutung, bevor ich mich auf den Weg zur kleinen Bühne mache. Dort angekommen ist es – noch vor dem Ende des Konzerts von Chase & Status – kein Problem, sich nach vorne durchzudrängeln, aber es ist schon erstaunlich gut gefüllt. Und diejenigen, die vor der Bühne warten, sind offensichtlich Fans und wollen das Festival noch mit Stil abschließen! Und genau so geschieht es auch. Pennywise improvisieren sich ohne feste Setlist, dafür “auf Zuruf” durch ihr Konzert, covern Songs der Beastie Boys und von Nirvana und heizen dem Publikum ordentlich ein. Okay, manchmal hat man das Gefühl, dass 90% der Zuschauer nicht verstehen, was da gerade auf der Bühne geredet wird – aber dafür holen alle noch mal die letzten Pogo- und Circle-Pit-Kräfte aus sich raus. Mitgegrölt wird natürlich auch, wenn auch nicht ganz laut genug, dass “they can hear you up in the village with all the old people”. Nicht nur Pennywise und das Publikum haben Spaß, auch Nathan von Flogging Molly fällt besoffen auf der Bühne herum und singt mit – hach ja, so müssen Punk-Konzerte sein. Der perfekte Festivalabschluss!

Fazit

Das 18. Mal Taubertal-Festival, das Festival ist also volljährig geworden. Dementsprechend sind die “Kinderkrankheiten” lang vorbei, und vom Organisatorischen und Aufbau her hat sich nicht viel verändert. Sichtbare Änderungen sind die Erweiterung der VIP-Tribüne sowie ein neuer “Biergarten” auf dem Weg zur kleinen Bühne. Letzterer ist eine sehr nette Sache, vermutlich vor allem, wenn es regnet und man sich über eine Bank zum Sitzen statt des nassen Bodens freut. Da in diesem Jahr doppelt so viele VIP-Tickets verkauft wurden wie im letzten Jahr ist eine größere VIP-Tribüne definitiv angebracht; und da sie dem “normalen” Publikum keinen Platz wegnimmt (da auf dem steilen Teil des Hanges eh niemand stehen kann), gibt es hieran nichts auszusetzen.

Taubertal-FestivalZusätzlich wurde das Green Camping weiter ausgebaut und auch sehr gut angenommen sowie am oberen Campingplatz ein neues Sanitärkonzept eingeführt. Sprich, es gab in diesem Jahr einige kleine, aber feine Verbesserungen, und genau so soll es auch weitergehen.

Ein wenig ärgerlich war für einige sicher die Regelung, was an Getränken mit aufs Gelände genommen werden durfte und was nicht. Laut Ansage vor dem Festival war jeweils 1 Liter Alkoholfreies im Tetrapak oder in der PET-Flasche erlaubt – am Einlass wurden dann aber alle Flaschen abgenommen. Am frühen Abend dann die Info, dass das ein Versehen war und Flaschen durchaus erlaubt sind; das wurde dann aber kurz darauf wieder zurückgenommen. Klar, natürlich sind volle PET-Flaschen ein gefährliches Wurfgeschoss, keine Frage – aber waren sie das im letzten Jahr nicht?! Offenbar war es wirklich der Blödheit einiger weniger Besucher geschuldet, die ihre Flaschen geworfen haben. Im nächsten Jahr werden daher vermutlich nur Tetrapaks erlaubt sein. An der Menge soll sich aber nichts ändern.

A propos Blödheit einiger weniger Besucher: Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Unfall im Steinbruch, bei dem ein Besucher schwer verletzt wurde. Allerdings kann man in diesem Jahr noch weniger die Schuld auf die Veranstalter schieben, denn diesmal wurde nicht nur ein Zaun überstiegen, um nachts in den Steinbruch zu gelangen, sondern auch noch ein weiterer Zaun (drei Meter mit Stacheldraht …) untergraben. Wer sich eine solche Arbeit macht, um sich selbst in Gefahr zu begeben, hat die Konsequenzen auch absolut verdient.

Taubertal-FestivalMusikalisch gesehen bestätigte sich meine Erwartung, dass der Samstag klar der stärkste Tag werden würde und am Sonntag doch viele schon vor dem Headliner abreisen. Aber auch das ist kein Kritikpunkt – so entspannt sich die Abreise, und dennoch herrschte auch bei der letzten Band noch tolle Stimmung. Insgesamt war das Programm wieder wunderbar abwechslungsreich, sodass für jeden etwas dabei war, und es gab fast keine Band, deren Konzert man als langweilig oder gar schlecht hätte bezeichnen können.

Also mal wieder: beide Daumen hoch für ein tolles Taubertal-Festival 2013, und wir sehen uns 2014!

09-11.08.2013 Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)

Sunday, June 2nd, 2013
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TTF2013_Logo_CIVom 9. bis 11. August ist es wieder so weit: Auf ins wunderschöne Taubertal zum wunderbaren Taubertal-Festival!

Wie jedes Jahr erwartet uns ein hochkarätiges Line-Up: Als Headliner sind mal wieder die Ärzte dabei, außerdem Deichkind, die schon länger auf der Wunschliste der Veranstalter standen, und als internationale Headliner zum Abschluss des Festivals Biffy Clyro und Chase & Status. Hinzu kommen viele kleine und große Perlen aus den verschiedensten Ecken des Musikspektrums, u. a. Bad Religion, Skunk Anansie, Pennywise, Flogging Molly, Subway to Sally, Editors und Frittenbude – das komplette Programm gibt es auf www.taubertal-festival.de zum Runterladen.

Auf keinen Fall vergessen darf man dabei das Emergenza-Finale. Aus der ganzen Welt treten die jeweiligen Gewinnerbands gegeneinander an, bis dann die beste Emergenza-Band sowie die besten Musiker gekürt werden. Leider ist vor der “Sounds-for-Nature”-Bühne oft nicht allzu viel los, dennoch lohnt es sich absolut, dort regelmäßig vorbeizuschauen. Ich persönlich wurde dort schon oft von tollen Bands überrascht – und musikalische Neuentdeckungen sind doch das Tollste an einem Festival, oder?

Wobei das Taubertal insgesamt viel zu bieten hat: Zwei Bühnen mit super Programm (siehe oben), die beide nahe beieinander liegen, sodass man jederzeit schnell wechseln kann, die sich aber nicht behindern wie bei anderen Festivals, wo man gerne mal zwei Bands gleichzeitig hört. Eine perfekte Organisation mit einem eingespielten Team, netten und hilfsbereiten Sicherheitsleuten, und Zeltplätzen mit allem, was man so braucht – wenn natürlich auch mit dem ein oder anderen Kritikpunkt, wie z. B. dem Haupteingang am entfernten Ende des Geländes, was einen längeren Fußmarsch bedeutet, oder einem doch recht entfernt gelegenen Zeltplatz auf dem Berg, der nur tagsüber mit Shuttlebussen angefahren wird. Dies sind allerdings Faktoren, die aus Sicherheitsgründen nicht geändert werden können. Und so kommt man immerhin zwangsläufig an der kleineren Emergenza-Bühne vorbei, und so ein nächtlicher Fußmarsch in der Gruppe den Berg hoch kann auch sehr unterhaltsam sein!

Und der größte Pluspunkt des Festivals: die Lage! Wunderschön im Taubertal, inmitten der Natur, mit Blick hoch auf die mittelalterliche Stadt. Mit einem Hang seitlich der Hauptbühne, auf dem man immer ein schönes Plätzchen findet – tagsüber, um gemütlich in der Sonne zu sitzen und gleichzeitig das Geschehen auf der Bühne verfolgen zu können (das Taubertal ist wohl das einzige Festival in Deutschland, bei dem auch die “Picknickfraktion” am Nachmittag bei LaOlas und Schrei-Spielchen mitmacht!), und abends, um trotz vollem Gelände freie Sicht zur Bühne zu haben. Und vormittags, bevor das Festivalgelände öffnet, geht es entweder zum Frühstück hoch in die Stadt oder zum Frühschoppen mit Bierbänken in die Tauber. 😉

Im letzten Jahr bewährt, in diesem Jahr wieder am Start: das Green Camping auf dem Campingplatz Tal. Das Taubertal-Festival ist ein “Sounds for Nature”-Festival, dementsprechend wird natürlich auch beim Camping auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz Wert gelegt. Und da der Tal-Campingplatz direkt am Wasser und mitten in der Natur liegt, gelten dort strengere Regeln – oder, wie die meisten im “Premierejahr” 2012 positiv feststellen konnten – eine bessere Campingqualität als auf dem Campingplatz Berg. Auf dem Berg sind weiterhin Fahrzeuge und Stromaggregate erlaubt.

Laut Veranstalter sind nur noch wenige Festivaltickets verfügbar – es sieht also so aus, als könne das Taubertal in diesem Jahr so früh wie nie “ausverkauft” vermelden. Festivaltickets kosten knapp 100 Euro (inkl. Camping), Tagestickets je knapp 50 Euro. Alternativ gibt es VIP-Tickets für 200 bzw. 80 Euro. Alle Infos rund ums Festival gibt es auf 2013.taubertal-festival.de.

Im letzten Jahr blieb das Taubertal-Festival zum ersten Mal überhaupt komplett regenfrei – hoffen wir, dass es in diesem Jahr genauso sein wird! Und wenn dann auch noch die Temperaturen mitspielen, steht einem tollen Fest(ival) nichts im Wege!

Stadt

19.08.2011 – Photos Skunk Anansie (Open Air Gampel)

Tuesday, August 23rd, 2011
19.08.2011 – Photos Skunk Anansie (Open Air Gampel)

18-21.08.2011 Open Air Gampel (Schweiz)

Friday, August 19th, 2011
18-21.08.2011 – Photos Open Air Gampel (Schweiz)
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Tag 1: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?”

“Einmal Gampel, immer Gampel” – so der Leitspruch des Festivals. Das muss natürlich überprüft werden!

Open Air GampelZum ersten Mal ging’s für mich zum (oh, Verzeihung, ANS natürlich!) Open Air Gampel in die Schweiz. Auslöser war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra, aber auch das restliche Line-Up bot einige Schmankerl, weshalb ich beschloss, das ganze Festival mitzumachen und nicht nur den Kaizers-Tag. The Offspring, Katzenjammer, Guano Apes, Seeed, … wenn das nicht vielversprechend klingt!

Auf dem Hinweg stellte ich zuerst einmal fest, dass mein Navi Passstraßen mit der gleichen Geschwindigkeit berechnet wie normale, gut ausgebaute Landstraßen… die Folge war, dass ich nicht wie geplant zu Programmbeginn auf dem Gelände war, sondern erst kurz vor Ende des Auftritts von 77 Bombay Street. Was sehr schade war, denn die klangen super. Sehr eingängige Musik, die super zum sonnigen, heißen Sommernachmittag passte! Vor der kleinen Bühne herrschte Gedränge, das komplette Publikum war am Tanzen, Mitsingen und Feiern. So muss ein Festival-Auftakt aussehen!

Ähnlich ging es auch mit den Dropkick Murphys weiter. Diesmal allerdings auf der großen Bühne, daher wirkte es nicht so gedrängt vor der Bühne. Mir gefiel der Auftritt besser als beim Taubertal – die Band strahlte mehr Spielfreude aus, und das Publikum war begeistert am Tanzen.

Open Air GampelDanach war dann ein bisschen Zeit, um das Festivalgelände zu inspizieren. Und was soll ich sagen: wow! Die grundsätzliche Anordnung, mit den Campingplätzen rund ums eigentliche Festivalgelände, erinnert ein wenig ans Southside; das hat den Nachteil, dass man auch als Tagesbesucher (oder Autoschläfer =;-)) immer durch die Campingplatzkontrolle muss. Der Weg von dort bis zum eigentlichen Festivaleingang ist aber nicht weit. Wenn man dann aufs Festivalgelände kommt, sieht man zu allererst… eine Achterbahn! Und das beschreibt auch schon schön das ganze Gelände: ein großer Rummelplatz mit haufenweise Essens- und Getränkeständen, Musikzelten, Bierbänken und Ramsch-Lädchen. Und zwei Bühnen natürlich! Wunderbar, und kaum mit anderen Festivals vergleichbar. Vielleicht noch am besten mit dem Sziget in Ungarn – wobei das Sziget aber sehr viel größer und weitläufiger ist. Gampel wirkt doch trotz allem noch überschaubar; aber um die einzelnen Stände und Zelte abzuklappern, muss man durchaus Zeit einplanen. Und langweilig wird’s mit Sicherheit nicht!

Open Air GampelSchon Monate im Voraus war auf der Gampel-Webseite angekündigt: “Das Open Gampel 2011 wird sonnig und praktisch niederschlagsfrei!” Und das schien sich zu bewahrheiten – 30 Grad, strahlendblauer Himmel… nur was sind das für Wolken dahinten? Um es kurz zu machen: Es zog immer mehr zu, irgendwann kam der Regen, danach wurde es wieder schön – bis ein ordentliches Gewitter mit Platzregen folgte. Und wie das diesjährige Pukkelpop zeigte, geht das nicht immer so glimpflich aus… Das Gampel überstand aber zum Glück alles gut. Nicht mal Schlamm gab es danach, nur einige Pfützen. Und den Rest des Wochenendes blieb es dann komplett trocken.

Auf der großen Bühne standen NoFX auf dem Programm, die ich ja schon letzte Woche beim Taubertal gesehen hatte. Und auch hier lieferten sie wieder eine äußerst unterhaltsame Show ab! Wenn sie auch insgesamt ein wenig das Gefühl hatten, dass das Publikum sie – rein sprachlich – nicht verstand, da die meisten im Publikum doch ein wenig unsicher wirkten, wie sie auf diese Chaoten reagieren sollten. Nach einer Runde Quatschen auf der Bühne die Selbsteinsicht: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?” Na ja, eigentlich war der Point, das Publikum zum Tanzen zu bringen, und das schafften sie! Auch Crowdsurfer gab’s, sogar inklusive Rollstuhl, was natürlich einige Diskussionen auf der Bühne hervorrief. Und sie waren sich oft unsicher, welche Sprache hier denn nun angebracht wäre. Deutsch? Französisch? Italienisch? Am besten kam auf jeden Fall ihr “Champs Elysées” an – zumindest, bis sie “Creeping out Tegan” mit einem umgedichteten “Backstage at a festival in Switzerland…” begannen. Als Abschluss des Auftritts gab es dann noch eine Playback-Version von “Everyone’s a little bit racist”, zu der die komplette Band musicalmäßig den Text schauspielerte. Zum Schreien komisch! Echt genial, auch wenn auch hier im Publikum ziemlich viele fragende Gesichter zu sehen waren… =;-)

Publikum bei YellowcardAn der kleinen Bühne daraufhin die Überraschung des Abends für mich: Yellowcard. Der Name sagte mir ein bisschen was, und die Erwartung deckte sich auch genau mit dem, was sie geboten haben – ich weiß allerdings nicht mehr, woher ich den Namen kenne. Fakt war jedenfalls: Sie waren zum ersten Mal in der Schweiz, lieferten einen Wahnsinnsauftritt ab und brachten mit ihrem energievollen Rock (mit Geige!) das Publikum zum Hüpfen und Tanzen. Sie schienen verhältnismäßig bekannt zu sein – zumindest wurde lauthals mitgesungen. Und überhaupt feierte das Publikum jeden einzelnen Song, und noch mehr, als sie am Ende noch ein paar Lieder einschieben konnten, da sie sich mit der Setlist-Länge verkalkuliert hatten. Ein mitreißender Auftritt der Jungs aus Florida!

The OffspringDann war es Zeit für den Headliner, The Offspring. Und die lieferten einen… nun ja, irgendwie durchwachsenen Auftritt ab. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, vielleicht hätte ich mich vorab mehr mit ihrer aktuellen Musik beschäftigen sollen, vielleicht hätte ich vorher nicht den NoFX-Auftritt ansehen sollen… keine Ahnung. Für mich wirkte der Auftritt sehr lustlos. The Offspring standen nur rum, bewegten sich nicht und spielten ihre Stücke runter. Das ist an sich kein Kritikpunkt, das machen ja viele Bands so. Aber von den “Punkhelden meiner Kindheit” erwarte ich halt doch irgendwie mehr… zumal NoFX genau das geliefert haben, was ich auch von The Offspring erwartet hätte. Vermutlich war das wirklich die falsche Erwartungshaltung. Aber – nun das wichtige, große ABER – Spaß hat’s trotzdem gemacht! Denn ja, sie haben die ganzen alten Kamellen ausgegraben, und genau auf die hat das Publikum gewartet. Jedes dieser Lieder wurde abgefeiert. Und in der Hinsicht ist es auch voll und ganz verständlich, dass The Offspring ihre Konzerte eher “runterspielen”; denn nach so vielen Jahren will das Publikum offenbar immer noch nur “den alten Mist” hören. Mariachi El BronxUnd genau das war meine Einschätzung – The Offspring lieferten ohne allzu viel Herzblut das Konzert ab, das das Publikum hören wollte, und das Publikum feierte die Lieder, die es hören wollte. Mir fehlte einfach die Energie und Begeisterung auf der Bühne, schade. Eindrucksvoll war es aber dennoch, The Offspring mal live und in echt auf der Bühne erlebt zu haben! Und viel zu schnell war es auch schon vorbei…

Als Abschluss des Tages spielten auf der kleinen Bühne noch die Mariachi El Bronx – die Hardcore-Punk-Band The Bronx spielt Mariachi-Musik. Eine absurd lustige Idee, keine Frage! Die sich allerdings nach zwei Liedern dann auch abnutzt, in der Fußgängerzone will man ja schließlich auch keine Mariachi-Musik hören, also nutzte ich die Zeit, um noch ein wenig übers Gelände zu schlendern. Überall feiernde Menschen, Musik in den verschiedensten Stilrichtungen aus den Zelten und Bars, ein wunderbarer Sommerabend… klasse. Echt toll!

 

Tag 2: “Ich hasse deutsche Rockmusik – aber mein Englisch ist zu schlecht!”

Auch am zweiten Gampel-Tag strahlte die Sonne – so muss ein Sommerfestival aussehen! Zwar zog es sich auch diesmal einmal kurz zu, aber das wahrte nur kurz und war eher eine erfeuliche Abwechslung.

WirtzMusikalisch ging es auf der kleinen Bühne mit The Rambling Wheels los, die sich aus der Ferne super anhörten. Leider nur aus der Ferne; aber 12:15 ist für Festivals doch eine eher unchristliche Zeit…

Nach Berichtschreiben und -hochladen war dann Wirtz mein erster Programmpunkt. Den hatte ich beim Taubertal zum ersten Mal gesehen und war begeistert – so auch hier! Zwar passte der strahlende Sonnenschein nicht so ganz zu seinem Auftritt (ich vermute, das funktioniert in kleinen, schrammeligen Clubs noch deutlich besser als auf großen Open-Air-Bühnen), aber dennoch konnte er das Pulikum voll und ganz in seinen Bann ziehen. Und das, obwohl es sein erstes Konzert in der Schweiz war und so gut wie niemand je auch nur ein Lied von ihm gehört hatte. Am Ende wurde er trotzdem gefeiert! Und das, obwohl er doch deutsche Rockmusik verabscheut – “Aber mein Englisch ist zu schlecht!” Also singt er auf Deutsch und wird verstanden. Wäre auch schade, wenn nicht…

The RavenersDie darauffolgenden The Raveners sowie Rival Schools konnten mich nicht wirklich überzeugen, daher gibt’s von denen auch nur ein paar Fotos.

Mein Highlight des Festivals war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra eine gute Stunde später. Und sie enttäuschten nicht! Zwar kannte sie offenbar kaum jemand im Publikum, aber der Platz vor der Bühne füllte sich recht gut, und am Ende waren alle am Singen und Tanzen. Erfolg auf der ganzen Linie! Den kompletten Bericht zum Kaizers-Konzert gibt es auf kaizers.konzertjunkie.com.

Damit war der Abend aber noch lange nicht vorbei! Auf der kleinen Bühne spielten direkt nach Kaizers Sound of Arrows, die ich mit ihrem Pop-Synthie-Whatever aber nur wenige Minuten ertrug. Absolut nicht meine Musik…

Skunk AnansieUnd dann war’s Zeit für Skunk Anansie. Ihr Auftritt hatte offenbar auf der Kippe gestanden, da sie am Tag zuvor beim Pukkelpop aufgetreten war und ihr Equipment in Mitleidenschaft gezogen worden war. Aber alles ging glatt, und sie konnte pünktlich auf die Bühne gehen. Ich habe sie schon mehrfach live gesehen – dennoch kenne ich von ihr (außer DEM Lied, versteht sich) eigentlich nichts. Das ist aber völlig unerheblich. Die Frau hat auf der Bühne eine solche Ausstrahlung, eine Präsenz, so viel Energie – man muss sie einfach lieben. Sie braucht eigentlich nur mit dem Finger schnippen, schon tanzt das Publikum und frisst ihr aus der Hand. Nicht, dass sie nur mit dem Finger schnippen würde – oh nein. Sie fegt über die Bühne, springt ins Publikum, läuft über die Hände, bringt das ganze Festival dazu, sich hinzusetzen und singt und schreit und hat das Publikum voll und ganz in der Hand. Unbeschreiblich eigentlich. Wunderbar!

The Chemical BrothersDen Abschluss des Tages bildeten The Chemical Brothers. Hmm. Nein, ich versteh es nicht. Ich habe wirklich versucht, ihnen dieses Mal noch mal eine Chance zu geben, obwohl sie mir live schon mehrfach nichts gegeben haben. Aber das ist einfach nicht meine Musik. Die Lichtshow war eindrucksvoll, das geb ich gerne zu. Aber nach einigen Minuten hat sich das abgenutzt, und da sich musikalisch nicht viel ändert und sich auch die Lightshow irgendwann wiederholt, verstehe ich einfach nicht, was daran so toll ist. Muss ich ja aber auch nicht. Tatsache ist, das Publikum feierte – nicht so sehr wie bei Skunk Anansie, so kam es mir vor, aber es schien zu gefallen, was die Chemical Brothers ablieferten. Und es muss ja nicht jeder alles mögen. Und so hatte ich immerhin Zeit, meine Berichte fertig zu schreiben, das ist doch auch praktisch. =;-)

 

Tag 3: “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!”

FavezDer dritte Tag – und unverändert tolles Sommerwetter. Es funktioniert also wirklich, die Sonne herbeizuschreiben! Kaum eine Wolke am Himmel, Temperaturen gut über 30 °C und wie gehabt tolle Stimmung im Publikum. Perfekt! Auf dem Gelände gab’s nicht nur genügend Trinkwasserstellen, sondern auch eine Sonnencreme-Eincreme-Station. Wenn das kein Service ist? Und dazu Gratis-Promo-Sonnenhüte von verschiedenen Firmen und die Bitte der Moderatoren, doch bitte genug Wasser (oder wahlweise Bier) zu trinken.

Favez waren die erste Band der Hauptbühne, und sie wussten das Publikum so früh am Tage durchaus zu unterhalten! Kraftvolle Rockmusik, mit viel Energie vorgetragen. Dazu amüsante Ansagen auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch – für eine Schweizer Band ja eher ungewöhnlich, aber wenn die Muttersprache Französisch ist, ist das vermutlich die beste Lösung. Gleich zu Beginn die Aufforderung: “Kommt doch näher! Wir haben heute morgen viele Duschen genommen!” Außerdem sollte sich das Publikum die T-Shirts ausziehen, falls noch nicht geschehen – “aber nur die Männer”! Mal was anderes… =;-) Dann bekamen wir noch Drachengeschichten erzählt, und natürlich war das Wetter ein Thema. “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!” Ein echt netter Auftritt, den man um die Tageszeit so eigentlich nicht erwartet hätte.

SinaDanach ging es mit Schweizer Künstlern weiter. Adrian Stern lockte eine beträchtliche Menge an Zuschauern vor die kleine Bühne, war in meinen Augen musikalisch aber ein wenig unspannend. Sina fuhr an der großen Bühne daraufhin ganz andere Kaliber auf: Mit Streichquartett und Gästen auf der Bühne bot sie eine kurzweilige Show. Auch das nicht unbedingt meine Musik, aber definitiv unterhaltsam.

Eigentlich wollte ich danach nur kurz an der kleinen Bühne reinhören und mir dann eine Pause gönnen – diesen Plan machten The Black Pacific aber zunichte. Die Band rund um den ehemaligen Pennywise-Sänger spielte knallharten Punkrock. Und wenn eine Band schon zu Revolution Rock von The Clash auf die Bühne kommt, kann da eigentlich nur ein tolles Konzert folgen – und genau so war es auch! Auch wenn wohl kaum jemand Lieder der Band kannte, war die Stimmung super. Und gegen die Unkenntnis hilft es, Lieder der Ramones zu covern – oder gleich “den ersten Rock-Song ever”, nämlich Johnny B. Goode. Und der Fauxpas, dass der Sänger in einer Reihe von Punkbands auch Simple Plan aufzählte, mit dem Kommentar “die spielen doch nachher auch noch” (dabei hatten sie kurzfristig abgesagt), wurde auch schnell verziehen. Ein Lied widmeten The Black Pacific den Opfern und Verletzten des Unglücks beim Pukkelpop-Festival.

KatzenjammerDann ein weiteres Highlight für mich: Katzenjammer! Die vier Norwegerinnen sind ja immer bezaubernd. Ihre Auftritte lassen sich nicht wirklich beschreiben – aber da sie ja quasi IMMER auf Tour sind, sollte sich das jeder einfach mal selbst ansehen! Sie eroberten Gampel im Sturm – der Platz vor der Bühne füllte sich, das Publikum sang lauthals mit, und alle waren voll und ganz bei der Sache. Katzenjammer betonten, dass sie ja von überall, wo sie auftreten, etwas mitnehmen und in ihre Lieder einbauen; daher die verschiedenen Stilrichtungen. Und wie schon Kaizers Orchestra am Tag zuvor, so verglichen auch Katzenjammer die Umgebung mit Norwegen – “aber hier ist es warm!” Neu am Ende des Konzertes eine kurze Band-Vorstellung, in der das Publikum die Namen ruft. Und dabei mit dem Hintern wackelt, denn “Ain’t no thang” heißt neuerdings “the butt song”. Hach ja, die Mädels sind einfach die geborenen Entertainer!

Und weiter ging es im erstklassigen Line-Up (Tag 3 war meiner Meinung nach der insgesamt bestbesetzte Festivaltag). Auf der kleinen Bühne waren The Subways an der Reihe. Die hatte ich ja letzte Woche schon beim Taubertal gesehen, und hier übertrafen sie ihren Auftritt noch einmal. Super Stimmung, extrem viel Energie, eine Punkrock-Show vom Allerfeinsten! Nur warum sie gerne mal als “Brit-Pop-Band” angekündigt werden, erschließt sich mir nicht so ganz.

Publikum bei Kool SavasAls nächster Act wären eigentlich Simple Plan an der Reihe gewesen. Da die jedoch kurzfristig absagen mussten, wurden sie von Kool Savas ersetzt. Punkrock ersetzen durch Hip Hop – geht das? Die Antwort ist: nun ja. Grundsätzlich ging es schon, ja, und die Stimmung vor der Bühne war extremst gut. Die ersten Reihen feierten, Kool Savas selbst fühlte sich auch schnell wohl (obwohl er sich seiner schwierigen Aufgabe voll und ganz bewusst war und sogar ohne eigene Crew vor Ort war, daher also improvisieren musste); sobald man aber ein wenig weiter nach hinten schaute, herrschte gähnende Leere. Bei fast allen “Nachmittags-Bands” war mehr vor der Hauptbühne los als beim Co-Head. Schade, denn Stimmung machte er durchaus, und er konnte auch Leute begeistern, die ihn überhaupt nicht kannten.

Guano ApesVielleicht wäre es besser gewesen, die Auftritte von Kool Savas und den Guano Apes zu tauschen. Die spielten nämlich auf der kleinen Bühne; und die wurde – wie nicht anders zu erwarten war – völlig überlaufen. Vorne ging es richtig rund, weiter hinten drängten sich die Zuschauer, um zumindest etwas sehen zu können. Die Apes lieferten eine energievolle Punkshow ab. Mich persönlich konnten sie nicht zu 100% überzeugen, was aber wohl mit daran lag, dass ich ihre neue Musik überhaupt nicht kenne; unglücklich fand ich aber, als erste Zugabe ein langes Instrumentalstück zu spielen, was die Stimmung doch ein wenig tötete. Und auch Lord of the Boards als letzte Zugabe zu spielen, während ein Großteil der Zuschauer schon auf dem Weg zur anderen Bühne ist, war vielleicht nicht die beste Wahl. Dennoch ein toller und zu Recht umjubelter Auftritt!

SeeedHeadliner des Abends waren Seeed aus Berlin. Und während ich ja die Auftritte der bisherigen Headliner ein wenig durchwachsen fand, war ich diesmal ziemlich begeistert. Wobei ich gestehen muss, dass meine Erwartungen ziemlich gering waren; ich habe Seeed schon einige Male live gesehen und immer wieder festgestellt, dass das live einfach nicht meine Musik ist – obwohl ich die Lieder im Radio gerne höre. Dieses Gefühl hatte ich diesmal definitiv nicht! Der Auftritt machte richtig Spaß, und das Publikum tanzte. Immer wieder wurden Lieder gecovert (bzw. “geremixt”), und die großen Hits fehlten natürlich auch nicht. Auf er Bühne kamen Seeed deutlich “seriöser” rüber als sonst oft (vielleicht war das auch ein Grund für mich, den Auftritt mehr genießen zu können). Mit einer großen Band im Hintergrund kamen sie in Anzügen auf die Bühne, und es wirkte mehr nach Konzertabend als nach Zirkusshow. Eindrucksvoll!

Zum Abschluss des Tages spielten noch Russkaja auf der kleinen Bühne. Wer die Band kennt, weiß, dass weitere Worte bezüglich Stimmung und Party überflüssig sind. Für alle anderen: Stimmung top, Party JA! Russkaja spielen eine Mischung aus Ska und osteuropäischen Rhythmen, dazu gibt es auf der Bühne ständig etwas zu sehen (wenn man denn neben dem Tanzen mal hinguckt), und Interaktion wird großgeschrieben. Ein fantastischer Abschluss eines tollen Tages!

 

Tag 4: “Oh my god, the Gaffa tape is melting down!”

Movits!Dass der Sonntagmorgen als “ein wenig schwierig” bezeichnet wird, ist nicht wirklich überraschend. Es ging früher los als an den anderen Tagen, und am vierten Festivaltag sind natürlich die Energiereserven des Publikums ziemlich aufgebraucht. Aber wie gehabt: strahlender Sonnenschein!

Und so fand sich auch um 11 Uhr morgens schon ein ordentliches Grüppchen an Zuschauern vor der Hauptbühne ein, um sich die Movits! anzuschauen. Drei Jungs aus Schweden, einer mit Saxofon, einer an den Turntables (bzw. manchmal auch an den Percussions oder der Gitarre), einer am Gesang. Zusammen ergab das dann eine wahnwitzige Mischung aus Hip Hop und Elektro – und zwar auf Schwedisch. Das Publikum verstand daher nicht wirklich etwas, feierte aber trotzdem, denn die Musik lud absolut zum Tanzen ein. Die Schweden waren selbst wohl diejenigen, die am meisten unter der Hitze litten; verständlich bei gerade mal 10 °C in Nordschweden zurzeit. Und als dann auch noch das Gaffa-Tape, mit dem das Banner aufgehängt war, wegschmolz… =;-) Ein super Auftakt für den Abschlusstag!

Ich+IchDas darauffolgende Programm musste kurzfristig umgestellt werden, da Ich+Ich erst verspätet ankommen würden – ich nutzte die Gelegenheit, um meinen Bericht weiterzuschreiben, bevor ich dann zu Ich+Ich wieder vor der Bühne stand. Und ich muss gestehen: Im ersten Moment war ich völlig verwirrt. Ich weiß nicht sicher, mit wem ich sie verwechselt habe (ich tippe auf 2raumwohnung, aber ohne den geringsten Schimmer, warum man die verwechseln sollte…), aber ich erwartete etwas ganz anderes. Das war aber definitiv nicht negativ, denn natürlich sagte mir – nachdem es endlich “klick” gemacht hatte – auch Ich+Ich etwas, und das sagte mir deutlich mehr zu als das, was ich erwartet hatte. Im immer noch strahlenden Sonnenschein lieferten Ich+Ich eine tolle Show und brachten das Publikum zum Mitsingen; wobei es schade war, dass das Publikum nur direkt vor der Bühne wirklich engagiert schien.

The BaseballsAls Hauptband des Sonntags fungierten The Baseballs. Und die schafften es, dem Festival einen fulminanten Abschluss zu bescheren! Vor der Bühne war es sehr gut gefüllt (für Sonntag nachmittag jedenfalls), und das Publikum kümmerte sich nicht um Hitze und Sonnenbrand, tanzte ausgiebig und sang begeistert mit. Während die Band sich durch ihr Programm blödelte… und nein, das ist nicht negativ gemeint, sondern war super sympathisch und extremst unterhaltsam. Mittendrin sollte das Publikum geschlossen Dinge in die Luft werfen (zum Großteil waren das natürlich die gelben Fächer-/Frisbee-Teile, die gratis verteilt wurden und ständig in der Luft rumflogen), was beeindruckend aussah. Und am Ende fing bei dem heißen Auftritt sogar noch das Klavier Feuer (was aber erstaunlich wenig panische Reaktionen hervorrief und sich nach Ende des Liedes auch durch einfaches Pusten wieder löschen ließ… da werden doch nicht etwa Special Effects am Werk gewesen sein??). Die Stimmung war auf jeden Fall phänomenal, und die Baseballs ein würdiger Headliner für den letzten Tag!

Zu allerletzt spielten auf der kleinen Bühne noch Z’Hansrüedi Endfrenz, worauf ich aufgrund der langen Heimreise aber verzichtete. Die Baseballs hätten sie vermutlich eh nicht mehr toppen können!

 

Fazit

AchterbahnMit insgesamt 85.000 Besuchern (zwischen 16.000 und 26.000 pro Tag) war das Open Air Gampel das größte Festival, das ich dieses Jahr besucht habe (die Festivals, wo ich nur einen Tag war, mal ausgenommen). Das an sich ist für mich immer erst mal ein Minuspunkt, denn ich liebe kleine, übersichtliche Festivals ohne lange Wege. Aber: Trotz der Besucherzahl fällt das Gampel ganz klar in diese Kategorie! Das Gelände ist trotz der Größe überschaubar, die Wege von einer Bühne zur anderen sind absolut machbar (auch wenn es sich an den Durchgängen zwischen zwei Bands manchmal ein bisschen staut – dann geht man halt hinten rum, was zwar ein Stückchen weiter ist, aber immer noch erträglich). Am ersten Tag fand ich das Gelände auch abends beim Headliner noch angenehm leer und man kam überall problemlos durch – allerdings war der erste Tag, da Donnerstag, auch derjenige, wo die wenigsten Leute auf dem Gelände waren. Am Freitag- und Samstagabend war es doch deutlich voller, und wenn man auf einer Seite der Bühne war, wollte man nicht unbedingt an die Essensbude an der anderen Seite. =;-) Dennoch: Ein Durchkommen war immer möglich und das Gelände wirkte nie überfüllt. Und gut gefüllt ist schließlich super für die Stimmung!

PublikumDas Publikum war insgesamt sehr angenehm – ich habe keine Pöbeleien erlebt und sehr wenige Besucher, die sich rücksichtslos durch die Menge gedrückt haben. Beide Daumen hoch dafür! Und die Stimmung war insgesamt super. Teilweise ließ das Interesse an den Bands weiter hinten zwar stark nach, aber vor der Bühne wurde immer getanzt und gefeiert.

Die gesamte Organisation passte absolut. Zum Camping und zu den Shuttlebussen kann ich nicht viel sagen, da ich’s nicht genutzt habe, aber “aus der Ferne” sah alles super organisiert aus. Auf dem Gelände selbst gab’s absolut keine Kritikpunkte. Man hätte auf den Leinwand hin und wieder den Spielplan einblenden können, insbesondere nach der Programmänderung am Sonntag, aber das war’s auch schon an Kritik.

Open Air GampelZum Programm brauche ich nichts mehr sagen, denn das war absolut top! Interessant fand ich die Spielzeiten: Alle Bands bekamen 60 Minuten, die Headliner 75 Minuten. Das hatte Vor- und Nachteile. Für die Bands früh am Tage war es natürlich toll, ein komplettes Konzert spielen zu können; wobei das für die Zuschauer aber auch lang werden konnte, wenn man die Band so gar nicht kannte. Für die Headliner war die Zeit oft zu kurz; denn das sind ja die “Zugpferde”, wegen denen man sich entschieden hat, zum Festival zu fahren, und nach einer guten Stunde ist schon alles vorbei. Pro und contra hält sich da also die Waage – fair ist diese Aufteilung aber auf jeden Fall.

Das Open Air Gampel ist in der Schweiz als sehr teures Festival bekannt/verschrien/was auch immer. Mir fehlt der Vergleich zu anderen aktuellen Schweizer Festivals – ich als Euro-Ausländerin empfand das Preisniveau natürlich als sehr sehr hoch. 5 Franken (zurzeit ca. 4,40 Euro) für eine Cola, 10 Franken für einen Döner oder Vergleichbares? Das ist happig. Dazu kommen ständige Zusatzkosten für z.B. Shuttlebusse, Duschen und ähnliches. Da wird man im Laufe eines Wochenendes schon einiges los – wobei man aber durchaus auch sparen kann, wenn man möchte. Mit Gratis-Trinkwasser und diversen Promo-Artikeln (Cola-Döschen, Chips, Kaugummis) kommt man ja schon recht weit. Meine beste Investition des Festivals: 1,5 Franken für einen Schoko-Milchshake und einen Gratis-Sonnenhut. =;-)
Rock FoodWas für Festivals eher ungewöhnlich ist: Das Essen war größtenteils wirklich hochwertig. Wenn man also 10 Franken für ein Mittagessen hinlegt, dann bekommt man dafür auch etwas, was gut schmeckt und wovon man satt wird. Und das ist doch das Wichtigste!

Insgesamt also ganz klar beide Daumen hoch fürs Festival! “Einmal Gampel, immer Gampel”? Ja, wenn das Line-Up stimmt, dann sehr gerne! Und die Line-Up-Einschränkung kommt bei mir nur dadurch zustande, dass sechs Stunden Anfahrt doch irgendwie gerechtfertigt werden müssen. Aber bei dem tollen Händchen fürs Booking in diesem Jahr habe ich da fürs nächste Jahr eigentlich gar keine großen Bedenken… bis 2012 also!

18-21.08.2011 Open Air Gampel

Tuesday, August 2nd, 2011
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Open Air GampelDer Festivalsommer geht langsam aber sicher zu Ende – das bedeutet, dass man (zumindest als Konzertjunkie) so ungefähr alle Bands, die im aktuellen Sommer auf Festivals unterwegs sind, schon mindestens einmal live erlebt hat. Im Allgemeinen ähneln sich die Line-Ups der verschiedenen Festivals doch sehr; und auch wenn es durchaus gute Seiten hat, seine Lieblingsbands immer wieder auf unterschiedlichen Festivals bewundern zu können – irgendwann nutzt es sich ab und man möchte auch mal was Neues sehen.

Und dann ist da das Open Air Gampel. Mit einem Line-Up, bei dem man zuerst mal überlegt, ob man im falschen Jahr gelandet ist – denn die Bands wirken so gar nicht “bekannt” für dieses Jahr. Allein die Headliner: Die Chemical Brothers, The Offspring und Seeed spielen zwar allesamt noch andere Konzerte, drängen sich aber nicht auf, indem sie – wie viele Headliner sonst – sowieso gerade überall unterwegs sind; sondern die Auftritte sind richtig schön exklusiv. Dazu dann noch Bands wie die Guano Apes, Skunk Anansie oder The Baseballs, die sich dieses Jahr doch eher rar gemacht haben. Aber auch einige “Vieltourer”, von denen man allerdings auch nicht genug bekommen kann, wie z.B. die Norweger von Kaizers Orchestra oder die Norwegerinnen von Katzenjammer. =;-)

Insgesamt also ein absolut rundes und spannendes Line-Up, für das man doch gerne den beschwerlichen Weg mitten in die Schweizer Alpen auf sich nimmt!

Das Open Air Gampel findet mitten im Wallis statt. Gampel, ca. zwei Stunden südlich von Bern gelegen, ist ein kleines Örtchen mit vielleicht 2000 Einwohnern – die sich zum Festival dann täglich verzehnfachen. Das viertägige Festival zieht jährlich um die 80.000 Besucher an! Und dieses Jahr läuft der Vorverkauf laut Veranstalterinfos sogar noch besser als sonst, sodass schon drei Wochen vor Festivalbeginn 60% der Tickets verkauft sind.

Alle Infos zum Festival und zu den auftretenden Bands gibt es auf openairgampel.ch. Tickets gibt es bei ticketcorner.ch, für einen Preis zwischen 59 CHF (Tagesticket Sonntag) und 199 CHF (4-Tages-Pass), jeweils plus Gebühren. Sicher nicht billig, aber für das Line-Up definitiv nicht überteuert!