Wirtz

04.08.2012 – Photos Mini-Rock-Festival (Horb am Neckar)

Sunday, August 5th, 2012
04.08.2012 – Photos Mini-Rock-Festival (Horb am Neckar)
This entry doesn't exist in English.

03-04.08.2012 Mini-Rock-Festival (Horb am Neckar)

Saturday, August 4th, 2012
03.08.2012 – Photos Mini-Rock-Festival (Horb am Neckar)
This entry doesn't exist in English.

Mini-Rock-FestivalDas erste Wochenende im August – seit einigen Jahren fest reserviert für das Mini-Rock-Festival in Horb! Bisher habe ich es an drei unterschiedlichen Orten erlebt: der erste winzig, ziemlich improvisiert (Parken? Na, irgendwo an der Straße halt!), aber eine tolle Atmosphäre. Der zweite deutlich größer, Parken jwd mit Shuttle-Bus, dafür das Gelände deutlich größer, aber eigentlich genau wie das “alte” Gelände, schön übersichtlich; und auch hier wieder “professionelle Improvisation” und eine tolle Stimmung. Das dritte Gelände, erstmals mit zwei Bühnen, auch recht groß aber ziemlich verwinkelt, ist im letzten Jahr komplett “abgesoffen” und hat sich in ein Schlammbad verwandelt. Und dennoch: die Stimmung war super, die Orga rettete, was zu retten war, und die Zuschauer zuckten mit den Schultern, seufzten einmal tief und warfen sich dann halt in den Schlamm. 😉

Der Blick auf den Wetterbericht dieses Jahr sagte: Hmm. Kann gutgehen, kann auch schiefgehen. Auf jeden Fall sollte es sommerlich werden – und die Gewitterregen hatten wir ja letztes Jahr alle, die können diesmal doch auch an Horb vorbeiziehen, oder? Mini-Rock-FestivalUnd der Wettergott hatte diesmal ein Einsehen: Es blieb bis auf einen kurzen Guss direkt nach dem letzten Headliner trocken, war wunderbar warm und sonnig, aber nicht zu heiß – perfektes Festivalwetter! Und selbst wenn es geregnet hätte – die Organisatoren hatten volle Arbeit geleistet: Der komplette Boden vor der Hauptbühne und dem Zelteingang war mit Platten ausgelegt, sodass da nichts verschlammen kontte. Und auch die Zeltbühne bzw. das komplette Zelt hatte einen Holzfußboden bekommen.

Sonst hatte sich vom Aufbau her kaum etwas verändert – einige andere Stände und Sponsoren natürlich, die Ausfahrt führte nicht mehr am Haupteingang vorbei sondern auf Feldwegen durch die Pampa, und das Pressezelt war einfacher zu finden. 😉 Die Atmosphäre war auf jeden Fall immer noch “typisch Mini-Rock” – man kommt hin, fühlt sich wohl, und selbst wenn man kaum eine Band kennt, kriegt man ein wunderbar unterhaltsames Musikprogramm.

Mini-Rock-FestivalAuf der Hinfahrt überlegte ich, welche Band denn noch mal an welchem Tag spielte – für mich persönlich war das Line-Up in diesem Jahr vorab ein wenig “durchwachsen”, da es wenige echte Highlights enthielt. Kraftklub und Itchy Poopzkid sind natürlich klasse, die sieht man aber auch bei anderen Festivals. Yakuzi sind immer gut, und auf Wirtz freute ich mich auch sehr. Vom restlichen Line-Up kannte ich natürlich einige Namen, aber das waren alles keine Bands, auf die ich besonders “hingefiebert” hätte. Was aber auch nicht schlimm war – gerade beim Mini-Rock habe ich schon so viele neue Bands entdeckt, die ich mir sonst nie angehört hätte, die aber durch tolle Konzerte voll und ganz überzeugt haben. Daher war ich auch absolut nicht abgeschreckt, als ich unterwegs zum Ergebnis kam, dass außer Yakuzi alle meiner “Wunsch-Bands” erst am zweiten Tag dran waren. Also fing alles ganz entspannt mit viel neuer Musik an!

“Ist ja mehr so ein Hip-Hop-Festival hier, oder?” – Freitag, 3. August

Mini-Rock-FestivalNachdem ich TOS leider nur aus der Ferne beim Schlangestehen gehört habe (was schade war, denn das klang sehr vielversprechend, und die fünf Minuten, die ich dann noch zu sehen bekam, ließen vermuten, dass die Jungs ein tolles Konzert abgeliefert haben – keine Frage, wenn sie sich schon mit Glitzergirlanden-Kanonen verabschieden), waren Heißkalt im Zelt mein Festivalauftakt. Und zwar ein sehr vielversprechender Auftakt! Die “Lokalmatadoren” aus Stuttgart erinnerten mich stimmlich ein bisschen an Wirtz, kamen aber noch deutlich punkiger daher. Im Zelt ging es für die frühe Uhrzeit sehr turbulent zu – schon gleich zu Beginn landete ein Crowdsurfer im Graben, und die Band hatte offenbar ihre Fans für die vorderen Reihen mitgebracht. Eindrucksvoll, aber auch voll verdient, denn hier passten die Texte, die Musik und die Show – ob das nun ein trommelnder Bassist war, ein Gitarrist, der Jimi-Hendrix-like die Saiten mit der Zunge zupft oder die Aufforderung zur Wall of Death; es gab auf jeden Fall nicht nur einiges zu hören, sondern auch zu sehen. Der perfekte Einstieg!

Mini-Rock-FestivalAuf der Hauptbühne waren danach Kellermensch dran. Sagte mir gar nichts – umso überraschter war ich, als auf der Bühne dann ein Kontrabass und eine Orgel stand und angekündigt wurde, dass die Herren aus Dänemark kommen. Da stiegen die Erwartungen doch um einiges! Allerdings leider ein bisschen zu hoch … Kellermensch lieferten eine extravagante Show ab; zusätzlich zum Kontrabass gab’s auch noch eine Geige, der Organist begab sich mittendrin Screamo-mäßig ans Mikro, und sie versuchten sich an einer Art “melancholischem Metall”. Aber es zündete nicht. Vor der Bühne herrschte gähnende Leere, der Frontmann wirkte äußerst angespannt, und Interaktion mit dem Publikum gab es quasi nicht. Schade – da wäre viel mehr Potential dringewesen; allerdings passte vermutlich auch das Publikum nicht. Mal abgesehen davon, dass der Großteil des Publikums zu dem Zeitpunkt wohl auf dem Campingplatz weilte. 😉

Mini-Rock-FestivalAuch danach zeigte sich, dass die Hauptbühne am Nachmittag nicht unbedingt der bessere Auftrittsplatz ist. Im Zelt ging es nämlich mit Keule weiter, und die wurden umjubelt und abgefeiert wie sonst was. Sehr eindrucksvoll! Ich hatte die beiden bisher gar nicht auf dem Schirm, aber das war Comedy pur. Claus an der Gitarre, Sera am Gesang und “Banjo” (was allerdings gar nicht abgenommen wurde *g*), der Rest kam vom Band. Die deutschen Texte waren sehr unterhaltsam, perfekt für Festivals – insbesondere, da es natürlich bei jedem Lied bestimmte Interaktionen und “Choreos” gab, die das Publikum begeistert umsetzte. Richtig klasse, und mal wieder eine tolle Neuentdeckung! Und wie sagte Sera so schön: “Ich freue mich, dass wir uns jetzt kennenlernen. Jetzt sind wir noch nicht so berühmt, nicht so abgehoben, wie in ein paar Jahren.” Na, da sind wir doch gespannt!

Mini-Rock-FestivalDamit waren wir dann aber an dem Zeitpunkt, wo sich das Gewicht zwischen Haupt- und Zeltbühne wieder verlagerte, denn jetzt ging der Hip-Hop-Teil des “Hip-Hop-Tages” los. Und zwar mit Rockstah auf der Hauptbühne! Ich bin kein großer Hip-Hop-Fan, daher kann ich nicht mit Hintergrundwissen aufwarten. Rockstah bezeichnete sich jedenfalls als “Nerd-Rapper” und kam auch so rüber – was absolut nicht negativ zu verstehen ist! Die Texte waren durchdacht und amüsant, die Mucke kam zwar großenteils von DJs, war aber richtig gut, und die zahlreichen Fans vor der Bühne feierten. “Und noch mal die Hip-Hop-Arme, als wär’s das Splash!” – so schnell wurde das Mini-Rock zum Mini-Hip-Hop! Und wieder nicht negativ gemeint – genau diese Mischung macht das Mini-Rock zu einem solch tollen Festival. Und wie Casper letztes Jahr konnte sicher auch Rockstah dieses Jahr den einen oder anderen Rocker überzeugen, dass Hip-Hop eigentlich doch eine ganze Menge Spaß machen kann.

Mini-Rock-FestivalIm Zelt hatten danach Findus die schwere Aufgabe, Turbostaat zu ersetzen, die kurzfristig abgesagt hatten – und zwar schon zum zweiten Mal. Nächstes Jahr müssen sie dann wohl mal als Ersatz für eine ausfallende Band einspringen. 😉 Und “schwere Aufgabe” ist in diesem Fall voll und ganz ernst gemeint. Kaum jemand kannte die Band, kaum jemand interessierte sich für sie, und diejenigen, die im Zelt waren, wollten vermutlich größtenteils nur mal gucken, was da denn als Ersatz gebucht wurde. Um es kurz zu machen: Ich fand’s toll! Meine Genre-Klassifizierung war “Neue deutsche Welle meets Punk”, das Ganze auf Deutsch (aber leider schlecht zu verstehen aufgrund des Sounds). Die fünf Hamburger lieferten trotz des recht spärlichen Publikums eine tolle und energievolle Show ab – was die Anwesenden im Publikum auch voll und ganz würdigten, indem sie ausgiebig tanzten. Oder den Holzfußboden als Trampolin missbrauchten. 😉 Für mich also auch eine tolle Neuentdeckung, und die liebevollen Lästereien über Cro sowie die Ausrede “Ist ja mehr so ein Hip-Hop-Festival hier” für das geringe Interesse machten sie gleich sympathisch.

Mini-Rock-FestivalCro war dann der klare Headliner des Abends, der die meisten Zuschauer vor die Hauptbühne ziehen konnte. Wie erwähnt – ich bin kein Hip-Hop-Fan. Dennoch ist mir natürlich bewusst, dass Cro zurzeit echt eine “Größe” der Szene ist, insofern kann ich voll und ganz nachvollziehen, dass sich dieses Konzert keiner entgehen lassen wollte. Aber – insbesondere auch im Vergleich zu Rockstah vorher – fand ich es nicht wirklich gelungen. Cro wirkte ziemlich abgehoben, und seine Publikumsinteraktion beschränkte sich größtenteils auf Phrasen wie “Alle Hände gehen hooooooch!” oder “Wer kann den Text?”. Und dann diese Panda-Maske … die Aufforderung, dass doch mal alle bitte ein Pandageräusch machen sollen, ging dann auch ein wenig in die Hose. 😉 Pluspunkte gibt’s aber dafür, dass er zumindest teilweise von Musikern live unterstützt wurde und nicht alles aus der Konserve kam. Und auch wenn ich nicht allzu begeistert war – das Publikum war es. Besonders vor der Bühne ging es richtig zur Sache und es sah nach einem ziemlichen Gequetsche und Geschiebe aus. Aber auch weiter hinten wurde noch enthusiastisch mitgesungen und getanzt. In der Zugabe durfte dann auch Rockstah noch mal für ein Lied mit auf die Bühne.

Mini-Rock-FestivalNach dem Hip-Hop ist vor dem Ska-Punk – damit ging’s nämlich im Zelt mit Yakuzi weiter. Die Jungs aus Pforzheim machen live immer Spaß (auch wenn ich bei ihnen ein chronischer “Früher war alles besser”-Finder bin), haben sich mittlerweile einen Namen gemacht und konnten das Zelt so einigermaßen füllen. Eindrucksvoll waren alle Mitsing-Teile – da merkte man dann, dass Yakuzi zu Recht den Headliner-Spot von Turbostaat übernommen hatten, denn die Texte saßen. Im Publikum zumindest. Auf der Bühne auch, aber nur, so lange das Publikum nicht plötzlich anfing, mit den Armen zu wedeln – “Hört auf zu winken, das irritiert mich!” Völlig nachvollziehbar, schließlich war der Hip-Hop-Teil ja auch abgeschlossen. 😉 Natürlich gab es auch wieder den Wutbauch – sehr zum Entsetzen der Security, die leicht panisch mitverfolgte, wie alle aufeinander einprügelten. Wobei ich das ja verständlich finde – im Gegensatz dazu, dass es in letzter Zeit auf allen Festivals aufs Strengste verboten zu sein scheint, sich bei anderen Leuten auf die Schultern zu setzen. Aber nun ja, wenn die Regeln so sind, dann muss man halt auf den Wutbauch ausweichen, um die Security zu ärgern.

Mini-Rock-FestivalAls Headliner des ersten Festivaltags standen nun Boysetsfire auf dem Programm. Hier bin ich vermutlich noch ungeeigneter, objektiv vom Konzert zu berichten, da ich mit Hardcore noch weniger anfangen kann als mit Hip-Hop … 😉 Was ich aber berichten kann, ist, dass die Jungs äußerst sympathisch rüberkamen. Auch wenn es einige technische Probleme gab und Sänger Nathan eigener Aussage nach “total schlecht mit Ansagen” ist – was dann aber auch zur Folge hatte, dass wir, im Gegensatz zu Cro, keinerlei leere Phrasen zu hören bekamen. Das Publikum feierte von Beginn an, und verständlicherweise ging es um einiges härter zu als bei den vorherigen Bands. Und das, obwohl insgesamt sichtbar weniger los war als bei Cro! Dennoch regnete es vorne im Graben nur so Crowdsurfer, und man konnte sehen, mit wie viel Enthusiasmus die Fans vor der Bühne bei der Sache waren. Ein toller Abschluss des Festivaltages!

“Rock am Ring ist ein Scheiß gegen euch, so sieht’s aus!” – Samstag, 4. August

Eine kurze Nacht später ging es in Horb auch schon weiter, und wie eigentlich immer gab es auch am Samstag wieder eine gute Mischung aus bekannt und unbekannt, mit gehörigen Überraschungen bei den mir unbekannten Bands und gewohnt tollen Konzerten bei den bekannten Namen!

Mini-Rock-FestivalBei Bender war ich leider noch unterwegs, aber pünktlich zu Die Zahnfee kam ich an der Zeltbühne an. Und wäre beinahe rückwärts wieder aus dem Zelt raus – war das gestern auch schon so extrem laut da drin? Oder hatte die Band den Mischer bestochen? 😉 Aber wofür gibt es Ohrstöpsel … Ein sehr schöner Auftritt der erst vor kurzem formierten Band, die deutschsprachigen Punk spielt. Sie hatten schon im Vorhinein viel Werbung betrieben, sowohl online als auch durch Aushänge auf dem Festival, die Marketing-Abteilung funktioniert also. Und auch die Bestechung der Zuschauer durch das Verteilen von Zahnbürsten (!!) zeigte sicher Wirkung. Verständlicherweise war im Zelt zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich viel los, aber wie immer beim Mini-Rock waren die Anwesenden interessiert und voll bei der Sache – ein sehr schöner Auftakt! Übrigens auch mit sehr gutem Sound, sodass man die Texte verstehen konnte.

Auf der Hauptbühne danach die Überraschung des Festivals, zumindest für mich. Jamaram sagten mir überhaupt gar nichts, und um die Uhrzeit erwartete man ja eigentlich auch keinen Höhepunkt. Aber schon der Bühnenaufbau versprach einiges: 8 Leute, Bläser, die werden doch nicht …? Mini-Rock-FestivalDoch, sie spielten astreinen Reggae, teilweise Ska, mit Texten auf Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch. Natürlich passte das perfekt zum strahlenden Sonnenschein und riss alle Zuschauer voll und ganz mit – und lockte auch ganz offensichtlich viele an, denn vor der Bühne füllte es sich immer mehr, und alle waren voll und ganz dabei. Spätestens, als ein paar Leute auf die Bühne geholt wurden (“Du mit deinem Hasenkostüm, komm gefälligst sofort auf die Bühne!”) und zusammen mit der Band eine Choreo vortanzten, kam richtig Bewegung ins Publikum, und alle tanzten willenlos und enthusiastisch mit. Klasse, richtig toll! Und von da an gab es kein Halten mehr, es wurden Polonaisen getanzt (na ja, “gerannt” trifft es in dem Fall vielleicht eher ;-)), und es war wunderbar zu sehen, wie auch komplett schwarz gekleidete Rocker und Punker sich nicht davor wehren konnten (oder wollten), mit den Hüften zu wackeln und mitzutanzen. Und gute Tipps hatten die Jungs von Jamaram für uns auch parat, da es ja noch früh am Tag war und noch nicht das ganze Geld in Alkoholika umgesetzt war: “Ihr könnt euch den Kater ersparen und lieber ein paar CDs von uns mit nach Hause nehmen!” Aber gerne doch! Das letzte Lied spielte die Band dann einfach mitten im Publikum statt auf der Bühne – umringt von der feiernden Meute. So was nennt man dann wohl Triumphzug!

Mini-Rock-FestivalDamit hatte die nächste Band im Zelt natürlich einen sehr schweren Job. Sim Sin taten aber ihr Bestes und hatten auch einige Fans dabei, die begeistert bei der Sache waren. Wie üblich um diese Uhrzeit war im Zelt aber leider nicht allzu viel los, egal wie sehr Sim Sin sich ins Zeug warfen – und das taten sie! Allein ihr Auftreten mit freiem Oberkörper, Neon-Deko (inklusive neongelber Perlenkette) und Batman-Maske grenzte sie schon von anderen Bands ab, und auch ihr energievoller Auftritt blieb in Erinnerung. Da sie nur zu dritt waren und der Bassist teilweise den Schlagzeuger unterstützte, kam vermutlich ein guter Teil der Musik vom Band, was ich ja immer ungünstig finde. Auch wenn es hier absolut nicht auffiel, und die Energie auf der Bühne machte das voll und ganz wieder wett.

Mini-Rock-FestivalEigentlich wären danach Vierkanttretlager an der Reihe gewesen, die aber kurzfristig absagen mussten. Als Vertretung konnten die Organisatoren Mega! Mega! engagieren, die extra aus Berlin angereist waren. “Wir sind 700 Kilometer gefahren, um hier hinzukommen – mögt ihr die letzten zwei Meter nach vorne kommen?” – tat das Publikum natürlich auch, bzw. diejenigen, die vor Ort waren. Das war nämlich leider ein recht überschaubarer Haufen … sehr schade, insbesondere, wenn eine Band so kurzfristig einspringt. Mega! Mega! spielten Rock mit deutschen Texten, der vom Publikum gut angenommen wurde – richtig gezündet hat es aber nicht. Dennoch verkündete der Gitarrist mehrfach, dass er seine erste Tochter irgendwann “Horb” nennen wird. Da sind wir doch mal gespannt … 😉

Mini-Rock-FestivalIm Zelt war es danach Zeit für die einzige “internationale” Band des Tages, nämlich De Staat aus den Niederlanden. Für mich ein völlig unbeschriebenes Blatt, den Namen hatte ich noch nie gehört, aber sie sind definitiv in Erinnerung geblieben! Allein ihre Erscheinung unterschied sie schon stark von anderen Bands – in Hemden und Anzügen, mit Autohupen, und mit einem wunderbaren Humor. Sie hatten das – auch hier wieder nicht allzu umfangreiche – Publikum sofort in der Hand, sodass ohne jegliche Animation oder Aufforderung mitgeklatscht wurde (und getanzt ja sowieso). Sehr zur Freude der Band: “Clapping people are handsome people!” Musikalisch traue ich mich nicht, das Ganze einzuordnen. Los ging’s mit Rock, plötzlich spielten sie dann Dance/Techno (allerdings in normaler Band-Besetzung!), bevor’s mit A-capella-Chören weiterging, gefolgt von Stadionrock. Am ehesten würde ich die Musik wohl mit Cloroform oder ein bisschen mit Dúné vergleichen. Der Sänger kam jedenfalls ordentlich ins Schwitzen. Das Taschentuch, das er daraufhin gereicht bekam, gab er nach dem Schweißabwischen gleich wieder ins Publikum zurück: “Holy sweat! Go ahead, Sir, sell this one on the internet!” Köstlich!

Mini-Rock-FestivalUngewöhnlich früh waren dann Itchy Poopzkid auf der Hauptbühne dran, die einen gewohnt mitreißenden Auftritt ablieferten. Im Vergleich zu einigen anderen Bands kamen sie in ihren Ansagen aber teilweise ein wenig abwertend rüber – klar, Bananenkostüme und Ganzkörper-Anzüge gibt es auch auf anderen Festivals, aber sind sie deshalb weniger lustig? Und dann das Festival beinahe nach Herrenberg verlegen, ts ts ts … 😉 Und wenn man doch soooo festivalerfahren ist, dann kann einem doch nicht der grobe Schnitzer unterlaufen, dass man darum bittet, statt BHs doch lieber Socken auf die Bühne zu werfen … Sehr amüsant, denn natürlich regnete es danach Socken ohne Ende! Bis die Bitte kam, die Dinger immer nur paarweise zu werfen: “Sonst können wir nichts damit anfangen!” Natürlich gab es auch sonst jede Menge Blödeleien auf der Bühne, und natürlich einen Haufen guter Musik zum Tanzen und Pogen. Sie brachten ein riesiges (und ich MEINE riesiges) Circle Pit zustande, und danach wurde auch noch ganz brav gefragt, ob jemand was dagegen habe, wenn sie eine Wall of Death machen? Gut, das Ergebnis interessierte natürlich niemanden, denn natürlich gab es auch die Wall of Death und überhaupt einen gewohnt tollen Auftritt, der vom beeindruckend zahlreichen Publikum zu Recht umjubelt wurde.

Mini-Rock-FestivalDanach hatte ich eine kurze Pause eingeplant, da mir His Statue Falls nichts sagten. Aber kurz ins Zelt zum Fotos machen war natürlich noch drin – und zu dem Zeitpunkt war die Band noch voll und ganz mit dem Soundcheck beschäftigt, es waren aber schon eine ganze Menge Zuschauer versammelt, die sich in die ersten Reihen drängten. Dazu wurden wir Fotografen auch gleich gewarnt, dass wir uns verdrücken sollten, sobald es heftig wird. Ach herrje, was war denn hier zu erwarten?! Nun ja: eine Techcore-Band aus dem Saarland, die offenbar einen ordentlichen Bekanntheitsgrad hat und schon während des Soundchecks und der darauffolgenden Ansage (die der Sänger gleich mal zusammen mit der Moderatorin absolvierte) sehr sympathisch rüberkam. Meine Musik ist Hardcore nicht, aber dennoch war es absolut eindrucksvoll – sowohl die Masse an feiernden Menschen vor der Bühne als auch die druckvolle, gleichzeitig aber auch melodiöse Musik der Band. Zeit für eine Pause war es für mich trotzdem – die Ansage, dass das Mini-Rock besser ist als Rock am Ring, hörte man aber auch noch auf dem Parkplatz. 🙂

Mini-Rock-Festival2011 noch eine der ersten Bands des Festivals im Zelt, 2012 Co-Head auf der Hauptbühne: Kraftklub! Da könnte man nun eine Band erwarten, deren Mitgliedern der Erfolg zu Kopf gestiegen ist und die einfach nur eins mehr ihrer zahlreichen Konzerte runterbetet – weit gefehlt. Die Jungs sind einfach sympathisch, machen wunderbare Musik und bringen das komplette Festival (was auch ziemlich vollzählig vor der Hauptbühne versammelt war) zum Tanzen und Hüpfen. Und zwar nicht wie andere Bands mit einem stumpfen “jetzt hüpft gefälligst alle”, sondern indem jeder einzeln angesprochen wurde: “Du da hinten mit dem Tanktop, der Typ hier vorne mit dem Computerkopf, ihr da drüben, mit denen wir eben auf dem Campingplatz ein Bier getrunken haben, …” Natürlich wurde zu Beginn erst mal gefragt, wer denn im letzten Jahr im Zelt alles dabei gewesen war – ich muss Sänger Felix aber Recht geben, so viele, wie sich gemeldet haben, waren definitiv nicht dort. 😉 Vor Randale mussten sich alle hinsetzen (und das funktionierte ausgezeichnet, bis sehr weit hinten), nach der Wall of Death sorgten sie sich ums Publikum (und ließen für die verlorene Brille auch gleich mal Licht im Publikum anmachen), und als ein Becher auf die Bühne flog, wurden wir nett darauf hingewiesen, dass es darauf doch Pfand gibt. Hach ja, einfach nur nett und sympathisch! 🙂 Auch wenn’s am Anfang einen kurzen Schreckmoment gab, als der Sänger beinahe kopfüber in den Graben gepurzelt wäre. Zum Glück nur beinahe … Ehrlich gesagt hatte ich mit einem ziemlichen Chaos im Publikum gerechnet bei diesem Auftritt, aber alles lief geordnet ab, obwohl es vor der Bühne gut voll war. Hoffen wir, dass das nächste Woche beim Taubertal genauso gut läuft …

Mini-Rock-FestivalIm Zelt waren zur vorletzten Band dort noch extra Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, mit Gittern zur Unterteilung in Ein- und Ausgang. Sicher sinnvoll, denn nun war es Zeit für die Emil Bulls! Wie erwartet wurde es auch gut voll, aber nie überfüllt; wobei ein großer Teil des Publikums sich auch noch draußen an den Fressständen und vor der Hauptbühne aufhielt. Die Stimmung bei den Bulls war wie gewohnt riesig – ich bin doch jedes Mal wieder überrascht, dass ich ihre Lieder kenne, dabei besitze ich keine Platte und sehe sie nur hin und wieder mal auf ‘nem Festival live … aber die Lieder sind eben einprägsam und die Konzerte eigentlich immer klasse!

Mini-Rock-FestivalHeadliner des Abends waren K.I.Z.. Disclaimer vorab: Ich kann K.I.Z. nicht ausstehen. Ich finde sie einfach nur primitiv, und auch die intelligentesten Texte können das nicht rausreißen, wenn man live kein Wort versteht und sich seine Meinung daher nur aufgrund der unterirdischen Ansagen bilden kann. Und die Überraschung des Abends: Der Sound war richtig, richtig gut, und man konnte tatsächlich etwas verstehen! Daher muss ich auch das Zugeständnis machen, dass die Texte wirklich gar nicht sooo schlecht sind. 😉 Das Publikum feierte auf jeden Fall und hatte einen riesigen Spaß beim Auftritt. Natürlich bieten die Jungs mit ihren Rauch-Sprühern, Geldkanonen und durchgehender Action auf der Bühne auch eine ordentliche Show – sie hatten den Slot also voll und ganz verdient und waren ein passender Abschluss fürs Festival, auch wenn ich mich mit ihnen wohl nie anfreunden können werde. Muss ich ja aber auch nicht – ein feierndes Publikum spricht schließlich für sich! Und dem konnten auch die paar Regentropfen in der Zugabe den Spaß nicht nehmen.

Mini-Rock-FestivalDer richtige Regen wartete zum Glück noch ein paar Minuten, bis sich alle, die noch nicht genug Musik hatten, im Zelt für die letzte Band eingefunden hatten. Dort stand zum Abschluss noch Wirtz auf der Bühne. Der erklärte zwar, dass Auftrittszeiten vor 10 Uhr morgens und nach Mitternacht meist eher unangenehm sind, aber schließlich kommt es ja immer darauf an, ob das Publikum Bock hat! Und das hatte es – wenn auch nur die ersten paar Reihen. Schade, dass sich so wenige richtig für diesen Auftritt interessiert haben, denn Wirtz lieferte ein eindrucks- und energievolles Konzert ab, genau richtig als Abschluss des Festivals. Und live kommen seine Lieder noch um einiges punkiger und rockiger rüber als auf Platte! Sehr schade allerdings, dass er am Ende quasi “abgewürgt” wurde und sein letztes Lied nicht mehr spielen durfte – okay, er war über die Zeit, aber als letzte Band des Abends sollte das doch egal sein. So kam das Ende ein wenig plötzlich, was doch einen leicht schalen Nachgeschmack hinterließ – aber insgesamt war der Abend so gut wie perfekt, daher war das zu verschmerzen.

Mini-Rock-FestivalInsgesamt hat das Mini-Rock also mal wieder voll abgeliefert – angefangen vom Booking mit vielen tollen Live-Bands, ganz egal, ob man die nun kannte oder nicht, über die Organisation, wo wie gewohnt alles passte und es kaum Verbesserungsvorschläge gibt (einzig: mehr Mülleimer!), bis hin zum perfekten Festivalwetter, für das das Mini-Rock-Team zwar nichts konnte, wo aber durch die verbesserte Infrastruktur sichergestellt war, dass auch ein früherer Regenguss das Festival nicht ins Verderben gestürzt hätte.

Was schade war, war die kurzfristige Absage der Autogrammstunden – dies war offenbar einem Kommunikationsproblem zwischen dem veranstaltenden Magazin und den Managements der Bands geschuldet. Sehr ärgerlich, aber es hilft nicht, hier den Schwarzen Peter hin und her zu schieben, hoffen wir, dass das nächstes Mal professioneller abläuft – das Mini-Rock-Team hatte hier jedenfalls gar nichts mit zu tun, außer dass sie am Ende Übermittler der schlechten Nachricht sein mussten …

Mini-Rock-FestivalInteressant fand ich die Publikumsstruktur: Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals vor allem in Deutschland war das Publikum sehr gemischt und bestand nicht nur aus feiernden Teenagers – die machten natürlich den Großteil des Publikums aus, aber es gab auch viele ältere Besucher sowie Familien. Und genau das zeigt, dass das Mini-Rock mit seinem gemischten Programm einfach sehr viele Menschen anspricht, und man muss weder Fan einer Band noch Festivaljunkie sein, um in Horb zwei wunderschöne Festivaltage zu verbringen. Wir sehen uns 2013!

19.08.2011 – Photos Wirtz (Open Air Gampel)

Tuesday, August 23rd, 2011
19.08.2011 – Photos Wirtz (Open Air Gampel)

18-21.08.2011 Open Air Gampel (Schweiz)

Friday, August 19th, 2011
18-21.08.2011 – Photos Open Air Gampel (Schweiz)
This entry doesn't exist in English.

Tag 1: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?”

“Einmal Gampel, immer Gampel” – so der Leitspruch des Festivals. Das muss natürlich überprüft werden!

Open Air GampelZum ersten Mal ging’s für mich zum (oh, Verzeihung, ANS natürlich!) Open Air Gampel in die Schweiz. Auslöser war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra, aber auch das restliche Line-Up bot einige Schmankerl, weshalb ich beschloss, das ganze Festival mitzumachen und nicht nur den Kaizers-Tag. The Offspring, Katzenjammer, Guano Apes, Seeed, … wenn das nicht vielversprechend klingt!

Auf dem Hinweg stellte ich zuerst einmal fest, dass mein Navi Passstraßen mit der gleichen Geschwindigkeit berechnet wie normale, gut ausgebaute Landstraßen… die Folge war, dass ich nicht wie geplant zu Programmbeginn auf dem Gelände war, sondern erst kurz vor Ende des Auftritts von 77 Bombay Street. Was sehr schade war, denn die klangen super. Sehr eingängige Musik, die super zum sonnigen, heißen Sommernachmittag passte! Vor der kleinen Bühne herrschte Gedränge, das komplette Publikum war am Tanzen, Mitsingen und Feiern. So muss ein Festival-Auftakt aussehen!

Ähnlich ging es auch mit den Dropkick Murphys weiter. Diesmal allerdings auf der großen Bühne, daher wirkte es nicht so gedrängt vor der Bühne. Mir gefiel der Auftritt besser als beim Taubertal – die Band strahlte mehr Spielfreude aus, und das Publikum war begeistert am Tanzen.

Open Air GampelDanach war dann ein bisschen Zeit, um das Festivalgelände zu inspizieren. Und was soll ich sagen: wow! Die grundsätzliche Anordnung, mit den Campingplätzen rund ums eigentliche Festivalgelände, erinnert ein wenig ans Southside; das hat den Nachteil, dass man auch als Tagesbesucher (oder Autoschläfer =;-)) immer durch die Campingplatzkontrolle muss. Der Weg von dort bis zum eigentlichen Festivaleingang ist aber nicht weit. Wenn man dann aufs Festivalgelände kommt, sieht man zu allererst… eine Achterbahn! Und das beschreibt auch schon schön das ganze Gelände: ein großer Rummelplatz mit haufenweise Essens- und Getränkeständen, Musikzelten, Bierbänken und Ramsch-Lädchen. Und zwei Bühnen natürlich! Wunderbar, und kaum mit anderen Festivals vergleichbar. Vielleicht noch am besten mit dem Sziget in Ungarn – wobei das Sziget aber sehr viel größer und weitläufiger ist. Gampel wirkt doch trotz allem noch überschaubar; aber um die einzelnen Stände und Zelte abzuklappern, muss man durchaus Zeit einplanen. Und langweilig wird’s mit Sicherheit nicht!

Open Air GampelSchon Monate im Voraus war auf der Gampel-Webseite angekündigt: “Das Open Gampel 2011 wird sonnig und praktisch niederschlagsfrei!” Und das schien sich zu bewahrheiten – 30 Grad, strahlendblauer Himmel… nur was sind das für Wolken dahinten? Um es kurz zu machen: Es zog immer mehr zu, irgendwann kam der Regen, danach wurde es wieder schön – bis ein ordentliches Gewitter mit Platzregen folgte. Und wie das diesjährige Pukkelpop zeigte, geht das nicht immer so glimpflich aus… Das Gampel überstand aber zum Glück alles gut. Nicht mal Schlamm gab es danach, nur einige Pfützen. Und den Rest des Wochenendes blieb es dann komplett trocken.

Auf der großen Bühne standen NoFX auf dem Programm, die ich ja schon letzte Woche beim Taubertal gesehen hatte. Und auch hier lieferten sie wieder eine äußerst unterhaltsame Show ab! Wenn sie auch insgesamt ein wenig das Gefühl hatten, dass das Publikum sie – rein sprachlich – nicht verstand, da die meisten im Publikum doch ein wenig unsicher wirkten, wie sie auf diese Chaoten reagieren sollten. Nach einer Runde Quatschen auf der Bühne die Selbsteinsicht: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?” Na ja, eigentlich war der Point, das Publikum zum Tanzen zu bringen, und das schafften sie! Auch Crowdsurfer gab’s, sogar inklusive Rollstuhl, was natürlich einige Diskussionen auf der Bühne hervorrief. Und sie waren sich oft unsicher, welche Sprache hier denn nun angebracht wäre. Deutsch? Französisch? Italienisch? Am besten kam auf jeden Fall ihr “Champs Elysées” an – zumindest, bis sie “Creeping out Tegan” mit einem umgedichteten “Backstage at a festival in Switzerland…” begannen. Als Abschluss des Auftritts gab es dann noch eine Playback-Version von “Everyone’s a little bit racist”, zu der die komplette Band musicalmäßig den Text schauspielerte. Zum Schreien komisch! Echt genial, auch wenn auch hier im Publikum ziemlich viele fragende Gesichter zu sehen waren… =;-)

Publikum bei YellowcardAn der kleinen Bühne daraufhin die Überraschung des Abends für mich: Yellowcard. Der Name sagte mir ein bisschen was, und die Erwartung deckte sich auch genau mit dem, was sie geboten haben – ich weiß allerdings nicht mehr, woher ich den Namen kenne. Fakt war jedenfalls: Sie waren zum ersten Mal in der Schweiz, lieferten einen Wahnsinnsauftritt ab und brachten mit ihrem energievollen Rock (mit Geige!) das Publikum zum Hüpfen und Tanzen. Sie schienen verhältnismäßig bekannt zu sein – zumindest wurde lauthals mitgesungen. Und überhaupt feierte das Publikum jeden einzelnen Song, und noch mehr, als sie am Ende noch ein paar Lieder einschieben konnten, da sie sich mit der Setlist-Länge verkalkuliert hatten. Ein mitreißender Auftritt der Jungs aus Florida!

The OffspringDann war es Zeit für den Headliner, The Offspring. Und die lieferten einen… nun ja, irgendwie durchwachsenen Auftritt ab. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, vielleicht hätte ich mich vorab mehr mit ihrer aktuellen Musik beschäftigen sollen, vielleicht hätte ich vorher nicht den NoFX-Auftritt ansehen sollen… keine Ahnung. Für mich wirkte der Auftritt sehr lustlos. The Offspring standen nur rum, bewegten sich nicht und spielten ihre Stücke runter. Das ist an sich kein Kritikpunkt, das machen ja viele Bands so. Aber von den “Punkhelden meiner Kindheit” erwarte ich halt doch irgendwie mehr… zumal NoFX genau das geliefert haben, was ich auch von The Offspring erwartet hätte. Vermutlich war das wirklich die falsche Erwartungshaltung. Aber – nun das wichtige, große ABER – Spaß hat’s trotzdem gemacht! Denn ja, sie haben die ganzen alten Kamellen ausgegraben, und genau auf die hat das Publikum gewartet. Jedes dieser Lieder wurde abgefeiert. Und in der Hinsicht ist es auch voll und ganz verständlich, dass The Offspring ihre Konzerte eher “runterspielen”; denn nach so vielen Jahren will das Publikum offenbar immer noch nur “den alten Mist” hören. Mariachi El BronxUnd genau das war meine Einschätzung – The Offspring lieferten ohne allzu viel Herzblut das Konzert ab, das das Publikum hören wollte, und das Publikum feierte die Lieder, die es hören wollte. Mir fehlte einfach die Energie und Begeisterung auf der Bühne, schade. Eindrucksvoll war es aber dennoch, The Offspring mal live und in echt auf der Bühne erlebt zu haben! Und viel zu schnell war es auch schon vorbei…

Als Abschluss des Tages spielten auf der kleinen Bühne noch die Mariachi El Bronx – die Hardcore-Punk-Band The Bronx spielt Mariachi-Musik. Eine absurd lustige Idee, keine Frage! Die sich allerdings nach zwei Liedern dann auch abnutzt, in der Fußgängerzone will man ja schließlich auch keine Mariachi-Musik hören, also nutzte ich die Zeit, um noch ein wenig übers Gelände zu schlendern. Überall feiernde Menschen, Musik in den verschiedensten Stilrichtungen aus den Zelten und Bars, ein wunderbarer Sommerabend… klasse. Echt toll!

 

Tag 2: “Ich hasse deutsche Rockmusik – aber mein Englisch ist zu schlecht!”

Auch am zweiten Gampel-Tag strahlte die Sonne – so muss ein Sommerfestival aussehen! Zwar zog es sich auch diesmal einmal kurz zu, aber das wahrte nur kurz und war eher eine erfeuliche Abwechslung.

WirtzMusikalisch ging es auf der kleinen Bühne mit The Rambling Wheels los, die sich aus der Ferne super anhörten. Leider nur aus der Ferne; aber 12:15 ist für Festivals doch eine eher unchristliche Zeit…

Nach Berichtschreiben und -hochladen war dann Wirtz mein erster Programmpunkt. Den hatte ich beim Taubertal zum ersten Mal gesehen und war begeistert – so auch hier! Zwar passte der strahlende Sonnenschein nicht so ganz zu seinem Auftritt (ich vermute, das funktioniert in kleinen, schrammeligen Clubs noch deutlich besser als auf großen Open-Air-Bühnen), aber dennoch konnte er das Pulikum voll und ganz in seinen Bann ziehen. Und das, obwohl es sein erstes Konzert in der Schweiz war und so gut wie niemand je auch nur ein Lied von ihm gehört hatte. Am Ende wurde er trotzdem gefeiert! Und das, obwohl er doch deutsche Rockmusik verabscheut – “Aber mein Englisch ist zu schlecht!” Also singt er auf Deutsch und wird verstanden. Wäre auch schade, wenn nicht…

The RavenersDie darauffolgenden The Raveners sowie Rival Schools konnten mich nicht wirklich überzeugen, daher gibt’s von denen auch nur ein paar Fotos.

Mein Highlight des Festivals war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra eine gute Stunde später. Und sie enttäuschten nicht! Zwar kannte sie offenbar kaum jemand im Publikum, aber der Platz vor der Bühne füllte sich recht gut, und am Ende waren alle am Singen und Tanzen. Erfolg auf der ganzen Linie! Den kompletten Bericht zum Kaizers-Konzert gibt es auf kaizers.konzertjunkie.com.

Damit war der Abend aber noch lange nicht vorbei! Auf der kleinen Bühne spielten direkt nach Kaizers Sound of Arrows, die ich mit ihrem Pop-Synthie-Whatever aber nur wenige Minuten ertrug. Absolut nicht meine Musik…

Skunk AnansieUnd dann war’s Zeit für Skunk Anansie. Ihr Auftritt hatte offenbar auf der Kippe gestanden, da sie am Tag zuvor beim Pukkelpop aufgetreten war und ihr Equipment in Mitleidenschaft gezogen worden war. Aber alles ging glatt, und sie konnte pünktlich auf die Bühne gehen. Ich habe sie schon mehrfach live gesehen – dennoch kenne ich von ihr (außer DEM Lied, versteht sich) eigentlich nichts. Das ist aber völlig unerheblich. Die Frau hat auf der Bühne eine solche Ausstrahlung, eine Präsenz, so viel Energie – man muss sie einfach lieben. Sie braucht eigentlich nur mit dem Finger schnippen, schon tanzt das Publikum und frisst ihr aus der Hand. Nicht, dass sie nur mit dem Finger schnippen würde – oh nein. Sie fegt über die Bühne, springt ins Publikum, läuft über die Hände, bringt das ganze Festival dazu, sich hinzusetzen und singt und schreit und hat das Publikum voll und ganz in der Hand. Unbeschreiblich eigentlich. Wunderbar!

The Chemical BrothersDen Abschluss des Tages bildeten The Chemical Brothers. Hmm. Nein, ich versteh es nicht. Ich habe wirklich versucht, ihnen dieses Mal noch mal eine Chance zu geben, obwohl sie mir live schon mehrfach nichts gegeben haben. Aber das ist einfach nicht meine Musik. Die Lichtshow war eindrucksvoll, das geb ich gerne zu. Aber nach einigen Minuten hat sich das abgenutzt, und da sich musikalisch nicht viel ändert und sich auch die Lightshow irgendwann wiederholt, verstehe ich einfach nicht, was daran so toll ist. Muss ich ja aber auch nicht. Tatsache ist, das Publikum feierte – nicht so sehr wie bei Skunk Anansie, so kam es mir vor, aber es schien zu gefallen, was die Chemical Brothers ablieferten. Und es muss ja nicht jeder alles mögen. Und so hatte ich immerhin Zeit, meine Berichte fertig zu schreiben, das ist doch auch praktisch. =;-)

 

Tag 3: “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!”

FavezDer dritte Tag – und unverändert tolles Sommerwetter. Es funktioniert also wirklich, die Sonne herbeizuschreiben! Kaum eine Wolke am Himmel, Temperaturen gut über 30 °C und wie gehabt tolle Stimmung im Publikum. Perfekt! Auf dem Gelände gab’s nicht nur genügend Trinkwasserstellen, sondern auch eine Sonnencreme-Eincreme-Station. Wenn das kein Service ist? Und dazu Gratis-Promo-Sonnenhüte von verschiedenen Firmen und die Bitte der Moderatoren, doch bitte genug Wasser (oder wahlweise Bier) zu trinken.

Favez waren die erste Band der Hauptbühne, und sie wussten das Publikum so früh am Tage durchaus zu unterhalten! Kraftvolle Rockmusik, mit viel Energie vorgetragen. Dazu amüsante Ansagen auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch – für eine Schweizer Band ja eher ungewöhnlich, aber wenn die Muttersprache Französisch ist, ist das vermutlich die beste Lösung. Gleich zu Beginn die Aufforderung: “Kommt doch näher! Wir haben heute morgen viele Duschen genommen!” Außerdem sollte sich das Publikum die T-Shirts ausziehen, falls noch nicht geschehen – “aber nur die Männer”! Mal was anderes… =;-) Dann bekamen wir noch Drachengeschichten erzählt, und natürlich war das Wetter ein Thema. “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!” Ein echt netter Auftritt, den man um die Tageszeit so eigentlich nicht erwartet hätte.

SinaDanach ging es mit Schweizer Künstlern weiter. Adrian Stern lockte eine beträchtliche Menge an Zuschauern vor die kleine Bühne, war in meinen Augen musikalisch aber ein wenig unspannend. Sina fuhr an der großen Bühne daraufhin ganz andere Kaliber auf: Mit Streichquartett und Gästen auf der Bühne bot sie eine kurzweilige Show. Auch das nicht unbedingt meine Musik, aber definitiv unterhaltsam.

Eigentlich wollte ich danach nur kurz an der kleinen Bühne reinhören und mir dann eine Pause gönnen – diesen Plan machten The Black Pacific aber zunichte. Die Band rund um den ehemaligen Pennywise-Sänger spielte knallharten Punkrock. Und wenn eine Band schon zu Revolution Rock von The Clash auf die Bühne kommt, kann da eigentlich nur ein tolles Konzert folgen – und genau so war es auch! Auch wenn wohl kaum jemand Lieder der Band kannte, war die Stimmung super. Und gegen die Unkenntnis hilft es, Lieder der Ramones zu covern – oder gleich “den ersten Rock-Song ever”, nämlich Johnny B. Goode. Und der Fauxpas, dass der Sänger in einer Reihe von Punkbands auch Simple Plan aufzählte, mit dem Kommentar “die spielen doch nachher auch noch” (dabei hatten sie kurzfristig abgesagt), wurde auch schnell verziehen. Ein Lied widmeten The Black Pacific den Opfern und Verletzten des Unglücks beim Pukkelpop-Festival.

KatzenjammerDann ein weiteres Highlight für mich: Katzenjammer! Die vier Norwegerinnen sind ja immer bezaubernd. Ihre Auftritte lassen sich nicht wirklich beschreiben – aber da sie ja quasi IMMER auf Tour sind, sollte sich das jeder einfach mal selbst ansehen! Sie eroberten Gampel im Sturm – der Platz vor der Bühne füllte sich, das Publikum sang lauthals mit, und alle waren voll und ganz bei der Sache. Katzenjammer betonten, dass sie ja von überall, wo sie auftreten, etwas mitnehmen und in ihre Lieder einbauen; daher die verschiedenen Stilrichtungen. Und wie schon Kaizers Orchestra am Tag zuvor, so verglichen auch Katzenjammer die Umgebung mit Norwegen – “aber hier ist es warm!” Neu am Ende des Konzertes eine kurze Band-Vorstellung, in der das Publikum die Namen ruft. Und dabei mit dem Hintern wackelt, denn “Ain’t no thang” heißt neuerdings “the butt song”. Hach ja, die Mädels sind einfach die geborenen Entertainer!

Und weiter ging es im erstklassigen Line-Up (Tag 3 war meiner Meinung nach der insgesamt bestbesetzte Festivaltag). Auf der kleinen Bühne waren The Subways an der Reihe. Die hatte ich ja letzte Woche schon beim Taubertal gesehen, und hier übertrafen sie ihren Auftritt noch einmal. Super Stimmung, extrem viel Energie, eine Punkrock-Show vom Allerfeinsten! Nur warum sie gerne mal als “Brit-Pop-Band” angekündigt werden, erschließt sich mir nicht so ganz.

Publikum bei Kool SavasAls nächster Act wären eigentlich Simple Plan an der Reihe gewesen. Da die jedoch kurzfristig absagen mussten, wurden sie von Kool Savas ersetzt. Punkrock ersetzen durch Hip Hop – geht das? Die Antwort ist: nun ja. Grundsätzlich ging es schon, ja, und die Stimmung vor der Bühne war extremst gut. Die ersten Reihen feierten, Kool Savas selbst fühlte sich auch schnell wohl (obwohl er sich seiner schwierigen Aufgabe voll und ganz bewusst war und sogar ohne eigene Crew vor Ort war, daher also improvisieren musste); sobald man aber ein wenig weiter nach hinten schaute, herrschte gähnende Leere. Bei fast allen “Nachmittags-Bands” war mehr vor der Hauptbühne los als beim Co-Head. Schade, denn Stimmung machte er durchaus, und er konnte auch Leute begeistern, die ihn überhaupt nicht kannten.

Guano ApesVielleicht wäre es besser gewesen, die Auftritte von Kool Savas und den Guano Apes zu tauschen. Die spielten nämlich auf der kleinen Bühne; und die wurde – wie nicht anders zu erwarten war – völlig überlaufen. Vorne ging es richtig rund, weiter hinten drängten sich die Zuschauer, um zumindest etwas sehen zu können. Die Apes lieferten eine energievolle Punkshow ab. Mich persönlich konnten sie nicht zu 100% überzeugen, was aber wohl mit daran lag, dass ich ihre neue Musik überhaupt nicht kenne; unglücklich fand ich aber, als erste Zugabe ein langes Instrumentalstück zu spielen, was die Stimmung doch ein wenig tötete. Und auch Lord of the Boards als letzte Zugabe zu spielen, während ein Großteil der Zuschauer schon auf dem Weg zur anderen Bühne ist, war vielleicht nicht die beste Wahl. Dennoch ein toller und zu Recht umjubelter Auftritt!

SeeedHeadliner des Abends waren Seeed aus Berlin. Und während ich ja die Auftritte der bisherigen Headliner ein wenig durchwachsen fand, war ich diesmal ziemlich begeistert. Wobei ich gestehen muss, dass meine Erwartungen ziemlich gering waren; ich habe Seeed schon einige Male live gesehen und immer wieder festgestellt, dass das live einfach nicht meine Musik ist – obwohl ich die Lieder im Radio gerne höre. Dieses Gefühl hatte ich diesmal definitiv nicht! Der Auftritt machte richtig Spaß, und das Publikum tanzte. Immer wieder wurden Lieder gecovert (bzw. “geremixt”), und die großen Hits fehlten natürlich auch nicht. Auf er Bühne kamen Seeed deutlich “seriöser” rüber als sonst oft (vielleicht war das auch ein Grund für mich, den Auftritt mehr genießen zu können). Mit einer großen Band im Hintergrund kamen sie in Anzügen auf die Bühne, und es wirkte mehr nach Konzertabend als nach Zirkusshow. Eindrucksvoll!

Zum Abschluss des Tages spielten noch Russkaja auf der kleinen Bühne. Wer die Band kennt, weiß, dass weitere Worte bezüglich Stimmung und Party überflüssig sind. Für alle anderen: Stimmung top, Party JA! Russkaja spielen eine Mischung aus Ska und osteuropäischen Rhythmen, dazu gibt es auf der Bühne ständig etwas zu sehen (wenn man denn neben dem Tanzen mal hinguckt), und Interaktion wird großgeschrieben. Ein fantastischer Abschluss eines tollen Tages!

 

Tag 4: “Oh my god, the Gaffa tape is melting down!”

Movits!Dass der Sonntagmorgen als “ein wenig schwierig” bezeichnet wird, ist nicht wirklich überraschend. Es ging früher los als an den anderen Tagen, und am vierten Festivaltag sind natürlich die Energiereserven des Publikums ziemlich aufgebraucht. Aber wie gehabt: strahlender Sonnenschein!

Und so fand sich auch um 11 Uhr morgens schon ein ordentliches Grüppchen an Zuschauern vor der Hauptbühne ein, um sich die Movits! anzuschauen. Drei Jungs aus Schweden, einer mit Saxofon, einer an den Turntables (bzw. manchmal auch an den Percussions oder der Gitarre), einer am Gesang. Zusammen ergab das dann eine wahnwitzige Mischung aus Hip Hop und Elektro – und zwar auf Schwedisch. Das Publikum verstand daher nicht wirklich etwas, feierte aber trotzdem, denn die Musik lud absolut zum Tanzen ein. Die Schweden waren selbst wohl diejenigen, die am meisten unter der Hitze litten; verständlich bei gerade mal 10 °C in Nordschweden zurzeit. Und als dann auch noch das Gaffa-Tape, mit dem das Banner aufgehängt war, wegschmolz… =;-) Ein super Auftakt für den Abschlusstag!

Ich+IchDas darauffolgende Programm musste kurzfristig umgestellt werden, da Ich+Ich erst verspätet ankommen würden – ich nutzte die Gelegenheit, um meinen Bericht weiterzuschreiben, bevor ich dann zu Ich+Ich wieder vor der Bühne stand. Und ich muss gestehen: Im ersten Moment war ich völlig verwirrt. Ich weiß nicht sicher, mit wem ich sie verwechselt habe (ich tippe auf 2raumwohnung, aber ohne den geringsten Schimmer, warum man die verwechseln sollte…), aber ich erwartete etwas ganz anderes. Das war aber definitiv nicht negativ, denn natürlich sagte mir – nachdem es endlich “klick” gemacht hatte – auch Ich+Ich etwas, und das sagte mir deutlich mehr zu als das, was ich erwartet hatte. Im immer noch strahlenden Sonnenschein lieferten Ich+Ich eine tolle Show und brachten das Publikum zum Mitsingen; wobei es schade war, dass das Publikum nur direkt vor der Bühne wirklich engagiert schien.

The BaseballsAls Hauptband des Sonntags fungierten The Baseballs. Und die schafften es, dem Festival einen fulminanten Abschluss zu bescheren! Vor der Bühne war es sehr gut gefüllt (für Sonntag nachmittag jedenfalls), und das Publikum kümmerte sich nicht um Hitze und Sonnenbrand, tanzte ausgiebig und sang begeistert mit. Während die Band sich durch ihr Programm blödelte… und nein, das ist nicht negativ gemeint, sondern war super sympathisch und extremst unterhaltsam. Mittendrin sollte das Publikum geschlossen Dinge in die Luft werfen (zum Großteil waren das natürlich die gelben Fächer-/Frisbee-Teile, die gratis verteilt wurden und ständig in der Luft rumflogen), was beeindruckend aussah. Und am Ende fing bei dem heißen Auftritt sogar noch das Klavier Feuer (was aber erstaunlich wenig panische Reaktionen hervorrief und sich nach Ende des Liedes auch durch einfaches Pusten wieder löschen ließ… da werden doch nicht etwa Special Effects am Werk gewesen sein??). Die Stimmung war auf jeden Fall phänomenal, und die Baseballs ein würdiger Headliner für den letzten Tag!

Zu allerletzt spielten auf der kleinen Bühne noch Z’Hansrüedi Endfrenz, worauf ich aufgrund der langen Heimreise aber verzichtete. Die Baseballs hätten sie vermutlich eh nicht mehr toppen können!

 

Fazit

AchterbahnMit insgesamt 85.000 Besuchern (zwischen 16.000 und 26.000 pro Tag) war das Open Air Gampel das größte Festival, das ich dieses Jahr besucht habe (die Festivals, wo ich nur einen Tag war, mal ausgenommen). Das an sich ist für mich immer erst mal ein Minuspunkt, denn ich liebe kleine, übersichtliche Festivals ohne lange Wege. Aber: Trotz der Besucherzahl fällt das Gampel ganz klar in diese Kategorie! Das Gelände ist trotz der Größe überschaubar, die Wege von einer Bühne zur anderen sind absolut machbar (auch wenn es sich an den Durchgängen zwischen zwei Bands manchmal ein bisschen staut – dann geht man halt hinten rum, was zwar ein Stückchen weiter ist, aber immer noch erträglich). Am ersten Tag fand ich das Gelände auch abends beim Headliner noch angenehm leer und man kam überall problemlos durch – allerdings war der erste Tag, da Donnerstag, auch derjenige, wo die wenigsten Leute auf dem Gelände waren. Am Freitag- und Samstagabend war es doch deutlich voller, und wenn man auf einer Seite der Bühne war, wollte man nicht unbedingt an die Essensbude an der anderen Seite. =;-) Dennoch: Ein Durchkommen war immer möglich und das Gelände wirkte nie überfüllt. Und gut gefüllt ist schließlich super für die Stimmung!

PublikumDas Publikum war insgesamt sehr angenehm – ich habe keine Pöbeleien erlebt und sehr wenige Besucher, die sich rücksichtslos durch die Menge gedrückt haben. Beide Daumen hoch dafür! Und die Stimmung war insgesamt super. Teilweise ließ das Interesse an den Bands weiter hinten zwar stark nach, aber vor der Bühne wurde immer getanzt und gefeiert.

Die gesamte Organisation passte absolut. Zum Camping und zu den Shuttlebussen kann ich nicht viel sagen, da ich’s nicht genutzt habe, aber “aus der Ferne” sah alles super organisiert aus. Auf dem Gelände selbst gab’s absolut keine Kritikpunkte. Man hätte auf den Leinwand hin und wieder den Spielplan einblenden können, insbesondere nach der Programmänderung am Sonntag, aber das war’s auch schon an Kritik.

Open Air GampelZum Programm brauche ich nichts mehr sagen, denn das war absolut top! Interessant fand ich die Spielzeiten: Alle Bands bekamen 60 Minuten, die Headliner 75 Minuten. Das hatte Vor- und Nachteile. Für die Bands früh am Tage war es natürlich toll, ein komplettes Konzert spielen zu können; wobei das für die Zuschauer aber auch lang werden konnte, wenn man die Band so gar nicht kannte. Für die Headliner war die Zeit oft zu kurz; denn das sind ja die “Zugpferde”, wegen denen man sich entschieden hat, zum Festival zu fahren, und nach einer guten Stunde ist schon alles vorbei. Pro und contra hält sich da also die Waage – fair ist diese Aufteilung aber auf jeden Fall.

Das Open Air Gampel ist in der Schweiz als sehr teures Festival bekannt/verschrien/was auch immer. Mir fehlt der Vergleich zu anderen aktuellen Schweizer Festivals – ich als Euro-Ausländerin empfand das Preisniveau natürlich als sehr sehr hoch. 5 Franken (zurzeit ca. 4,40 Euro) für eine Cola, 10 Franken für einen Döner oder Vergleichbares? Das ist happig. Dazu kommen ständige Zusatzkosten für z.B. Shuttlebusse, Duschen und ähnliches. Da wird man im Laufe eines Wochenendes schon einiges los – wobei man aber durchaus auch sparen kann, wenn man möchte. Mit Gratis-Trinkwasser und diversen Promo-Artikeln (Cola-Döschen, Chips, Kaugummis) kommt man ja schon recht weit. Meine beste Investition des Festivals: 1,5 Franken für einen Schoko-Milchshake und einen Gratis-Sonnenhut. =;-)
Rock FoodWas für Festivals eher ungewöhnlich ist: Das Essen war größtenteils wirklich hochwertig. Wenn man also 10 Franken für ein Mittagessen hinlegt, dann bekommt man dafür auch etwas, was gut schmeckt und wovon man satt wird. Und das ist doch das Wichtigste!

Insgesamt also ganz klar beide Daumen hoch fürs Festival! “Einmal Gampel, immer Gampel”? Ja, wenn das Line-Up stimmt, dann sehr gerne! Und die Line-Up-Einschränkung kommt bei mir nur dadurch zustande, dass sechs Stunden Anfahrt doch irgendwie gerechtfertigt werden müssen. Aber bei dem tollen Händchen fürs Booking in diesem Jahr habe ich da fürs nächste Jahr eigentlich gar keine großen Bedenken… bis 2012 also!

12-14.08.2011 Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)

Saturday, August 13th, 2011
12-14.08.2011 – Photos Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)
This entry doesn't exist in English.

Das Gelände von obenWie immer am zweiten August-Wochenende stand das Taubertal-Festival an, und wie immer war das Line-Up grandios und mehr als verlockend! Das hieß für mich natürlich, dass ich trotz Kurztrip zum Øya-Festival in Oslo am Donnerstagabend wieder beim Taubertal dabei sein musste – ganz abgesehen davon, dass das Festival bei mir eigentlich sowieso schon seit Jahren fest im Kalender steht.

Diesmal schien – im Gegensatz zu sonst – sogar das Wetter mitzuspielen. Das Taubertal ist ja dafür bekannt, dass es gerne mal tagelang regnet und das Gelände sich in eine einzige Schlammschlacht verwandelt. Dieses Mal hörte der Regen rechtzeitig zum Festival auf, die wenigen matschigen Stellen auf dem Festivalgelände waren auch ohne Gummistiefel erträglich, und als es am Samstagmorgen regnete, lag ja eh jeder noch erschöpft im Schlafsack. Also quasi perfekt – wenn man die Sintflut am Sonntag einfach mal ignoriert. 😉

Organisatorisch gab es wie immer nichts zu meckern. Die Anreise verlief problemlos (auch wenn der Umweg über die Käffer sicherlich bei einigen Campern für Unmut sorgte), es gab keine kurzfristigen Bandausfälle und wie schon erwähnt – das Wetter passte auch! Das Festival war verhältnismäßig lange im Voraus ausverkauft. Insgesamt waren ca. 18.000 Besucher vor Ort, was sich auf ca. 6.500 3-Tages-Tickets und dreimal 4000 Tagestickets aufteilte.

Das PublikumKeine Frage: Das Gelände direkt an der Tauber ist für ein Festival einfach wunderschön. Zwar gibt es einige Engpässe, hauptsächlich beim Durchgang zur kleinen Bühne, die einem je nach Laune doch ziemlich auf die Nerven fallen können; aber wenn man sich ein paar Minuten vor allen anderen auf den Weg macht (und dennoch den Rest des Konzertes hört, da die Bühnen ja nicht allzu weit voneinander entfernt sind), kann man das Gedränge vermeiden. Wunderbar am Gelände ist einfach der Hang. Sowas kenne ich sonst von kaum einem Festival (höchstens das Slottsfjell in Norwegen fällt mir dazu jetzt ein, wo das ganze Gelände zur Bühne hin abschüssig ist) – aber es ist perfekt. Man findet immer einen Platz, von dem man gut sieht; am Nachmittag kann man entspannt in der Sonne oder wahlweise im Schatten sitzen; und die Beinmuskeln werden vom ständigen Schief-stehen auch noch trainiert. 😉 Bei Regen verwandelt sich das Ding zwar in eine furchtbare Rutschpartie, und damit fällt ein Großteil der Publikumsfläche einfach weg, was sicher ein Nachteil ist – aber Regen ist sowieso doof, und nachdem das Festival dieses Jahr schon fast komplett trocken geblieben ist, wird es ab nächstem Jahr für mindestens die nächsten fünf Jahre keinen Tropfen Regen mehr geben. Fest beschlossen!

Also keinerlei Kritikpunkte? Nun ja, doch, natürlich schon. Was ich persönlich als störend empfunden habe, war die Kamera vor der Bühne. Auf einer Schiene wurde dort ein Kameramann ständig hin und her geschoben (übrigens Hut ab für die beiden armen Helfer, die das Schieben übernehmen mussten, das sah nicht wirklich gesund aus…), um die spielenden Bands für die Leinwand einzufangen. Hmm, ich weiß nicht – ist das wirklich nötig? Geht das nicht auch mit einfachen Handkameras sowie den Kameras, die im Publikum aufgestellt sind? Denn zuallererst ist das Konzert doch für die Zuschauer vor Ort, und wenn man vor der Bühne mehr Kameramenschen als Künstler sieht, ist das mMn nicht richtig.

Die HauptbühneEin weiterer Kritikpunkt geht ans Publikum. Im Großen und Ganzen war das Publikum sehr angenehm, aber immer, wenn viele Menschen gleichzeitig von A nach B wollten, wurde es schwierig. Dann blieben gerne mal ganze Gruppen von Leuten mitten im Weg stehen, was den ganzen Fluss ins Stocken brachte; andere beschlossen dann, dass man natürlich mit Drücken viel besser durchkommt – vielleicht löst sich der Vordermann ja in Luft auf, wenn man nur penetrant genug drückt?
Das ist sicher nichts Ungewöhnliches und auf allen Festivals so, aber manchmal wünschte ich mir doch etwas mehr Mitdenken bei einigen Beteiligten. Andererseits war es aber meist ein wirklich entspanntes und nettes Miteinander – wunderbar am Sonntag das Verhalten am Hang, wo jeder jedem half (denn ohne Hilfe war es unmöglich, durch den Schlamm nach oben zu kommen). Und insgesamt hinterließ diese nette Stimmung doch einen größeren Eindruck als die Drängelei. Wie immer also ein Daumen hoch fürs Taubertal und sein Publikum!

 

“Will you suck my Schwanz in the Scheiß-Schloss?” – Freitag, 12. August

Nun zu den diesjährigen Bands. Vorweg eine kurze Anmerkung: Der Freitag war in diesem Jahr der Tag, an dem ich die wenigsten Bands kannte, und außerdem war ich am Donnerstagabend noch beim Øya-Festival in Norwegen. Dies und die Tatsache, dass ich dennoch pünktlich zu ersten Band auf dem Gelände war, lässt wohl darauf schließen, wieviel Schlaf ich in der Zwischenzeit bekommen habe – bzw. nicht bekommen. Daher sorry, wenn die Freitags-Bands ein wenig knapper abgehandelt werden als sonst üblich.

Monsters of LiedermachingDie erste Band auf der Hauptbühne waren die Monsters of Liedermaching. Die sind ja bestens bekannt – nicht nur mir, sondern auch allgemein beim Taubertal-Publikum! Zumal sie am Donnerstag auch schon im Steinbruch gespielt hatten – was man klar merkte. Denn es waren doch deutlich mehr Leute vor der Bühne, als man um die Uhrzeit vermuten würde, ein Großteil war textsicher, und die Setlist enthielt ein paar mehr neue Sachen als z.B. beim Minirock; ich vermute, das lag daran, dass die Monsters das Set zwischen Steinbruch und Hauptbühne unterschiedlich gestalten wollten. Jedenfalls war die Resonanz fantastisch – das “Was wollt ihr hören?”/”Ein Lied über Türen!” musste nicht mal vorab erklärt werden, und in “Suizid” machte das komplette Publikum die “Armsache” (sprich, Hände in der Luft schwenken) mit. Und der Hang sogar in die richtige Richtung, nämlich nach vorne und hinten. Der perfekte Auftakt, und eine gute Möglichkeit fürs Publikum, sich schon mal einzupogen bzw. -tanzen.

Die nächste Band war Talco. Von denen hatte ich vorher nur gehört, dass sie toll sein sollten – und das bestätigte sich absolut! Skapunk auf italienisch, und die Meute tanzte! Außer dem Hang, wo alle um die Uhrzeit natürlich noch entspannt in der Sonne saßen; Spaß am Auftritt von Talco war aber auch dort allen ganz klar anzusehen.

Rag DollsAuf der Sounds-for-Nature-Bühne lief – wie jedes Jahr – das Emergenza-Weltfinale. Es ist immer schade, dass sich doch eher wenig Zuschauer dorthin “verirren”, aber genauso ist es verständlich, dass die meisten das bekanntere Programm der Hauptbühne vorziehen. Da ich Schandmaul schon ein paar mal gesehen habe, machte ich mal einen kurzen Abstecher zur kleinen Bühne und sah dort die Rag Dolls aus der Schweiz. Und die konnten durchaus überzeugen! Musikalisch mit Indie-Rock gemischt mit ein wenig Rock’n’Roll nicht allzu innovativ, aber gute und eingängige Melodien sowie Mut, die Zuschauer (die doch recht überschaubar waren) mit einzubeziehen. Im Mitsingteil ins Publikum zu gehen und willkürlichen Menschen das Mikro ins Gesicht zu halten, braucht schon Mumm – aber es funktionierte, und die Anwesenden schienen sehr gut unterhalten.

Zurück an der anderen Bühne riefen Schandmaul, die schon eine gehörige Horde vor der Bühne versammelt und am tanzen hatten, gerade zu einer “Wall of Polka” auf. Zum Schreien, das vom Hang aus zu beobachten, wie mitten im Pogo-Pit plötzlich alle in Zweierpärchen von links nach rechts und zurück hüpften! Und auch sonst konnten Schandmaul super Stimmung machen, und das Publikum sang lauthalt mit.

NoFXAls nächstes standen an der Hauptbühne DIE Urgesteine des Punks auf dem Programm: NoFX! Ich muss gestehen, außer dem Namen kannte ich sie nicht weiter, aber der Auftritt war extremst unterhaltsam. Erster Gedanke: Es gibt also doch Bands, die auf der Bühne noch mehr reden als die ärzte! Schon vor dem ersten Lied wurde erst mal gequatscht, und auch danach wurde fast mehr geredet als gespielt. Dabei nahmen sie Iggy “und die drei Stooges” auf die Kippe, beklagten ihr winziges Bühnenbanner (und diskutierten die Banner anderer Bands), beschwerten sich über die Kameraleute vor der Bühne (oder warfen sich ihnen direkt in den Weg), jammerten über die Insekten auf der Bühne und protzten mit ihren Deutschkenntnissen (“Will you suck my Schwanz in the Scheiß-Schloss?” – Wobei das Schloss natürlich das von Rothenburg war, was ja von der Bühne aus zu sehen ist). Derweil ging auch im Publikum der Punk ab – das Pogo-Pit (genauer gesagt der komplette Bereich vor dem ersten Wellenbrecher) sah echt übel aus; aber die Leute hatten Spaß, und vom Hang aus sah es auch nicht so aus, als hätte es ernsthaftere Verletzungen gegeben. Was ich allerdings nicht verstand, war die Sache mit dem Crowdsurfing-Verbot. Es wurde nämlich durchaus gesurft; und es schien auch nicht so, als hätte das irgendwelche Konsequenzen (was ich an sich super finde – aber dann doch einfach gar nicht verbieten?!).

In der Umbaupause ging ich kurz noch mal rüber zur Sounds-for-Nature-Bühne – na ja, oder nicht soo kurz, denn hier offenbarte sich mal wieder ein Problem des Taubertal-Festivals. Die Verbindung zwischen beiden Bühnen ist einfach zu schmal (was sich nicht ändern lässt, da eben das Tal so schmal ist), sodass ein ziemliches Chaos entsteht, wenn alle gleichzeitig von der Hauptbühne zur kleinen Bühne und vom Hang runter zu den Essensständen wollen. Für den 2-Minuten-Weg von einer Bühne zur anderen braucht man dann gerne mal eine Viertelstunde – und gute Nerven.

Reste von gesternAuf der kleinen Bühne standen derweil Reste von gestern, die deutschen Pop-Rock spielten, vor einem doch sehr überschaubaren Publikum. Die Musik war nett, aber nichts wirklich Besonderes.

Gleichzeitig sammelte sich an der Hauptbühne die Masse für den Hauptact des Tages: Rise Against. Man würde erwarten, dass die letzte Band auf der Hauptbühne der Headliner ist, das war diesmal aber definitiv nicht der Fall. Es schien, als war zu Rise Against JEDER vor der Hauptbühne – und zu Recht! Die vier Chicagoer lieferten eine super Punk-Show, das Publikum war enthusiastisch bei der Sache, und Punk-Kracher und Balladen wurden gleichermaßen abgefeiert. Circle Pits vor der Bühne, erhobene Fäuste, … so muss das aussehen, echt beeindruckend!

Iggy PopIggy Pop konnte da später dann nicht wirklich mithalten. Vor der Bühne leerte es sich deutlich (eine halbe Stunde nach Konzertbeginn konnte man an der Seite problemlos in die vierte, fünfte Reihe spazieren!), und ein Teil des Publikums wirkte eher verwirrt als begeistert. Und ja, irgendwie nachvollziehbar – denn der gute Herr ist nun wirklich kein Augenschmauß mehr, “die drei Stooges” (laut NoFX) gar keine so unpassende Bezeichnung für seine Band, und die bekannten Lieder (allen voran “The Passenger”) ließ Iggy Pop auch in der Trickkiste. Aber, und das muss man ihm echt lassen – er lieferte eine extremst energievolle und mitreißende Show ab! Eindrucksvoll, und zwar ohne jede Ironie; und genau das feierten die Zuschauer vor der Bühne auch zu Recht.

Als Abschluss des Tages spielten dann auf der kleinen Bühne noch Blumentopf. Das klang extremst vielversprechend – allerdings hat sich ja schon oft gezeigt, dass die kleine Bühne für solche Midnight-Special-Konzerte nicht wirklich geeignet ist. Wenn auch nur ein Teil der Zuschauer von der großen zur kleinen Bühne wechselt, ist es dort so überfüllt, dass es voll und ganz unmöglich ist, sich dort zu bewegen. Ein heilloses Chaos also, was mit meiner Übermüdung nicht wirklich zusammenpasste, sodass ich den Tag – ohne Besuch im Steinbruch – für beendet erklärte.

 

“Ich glaub, wir haben einen Gitarristen verloren!” – Samstag, 13. August

Freibier!Der Samstag begann wieder mit dem Emergenza-Finale. Als erste Band waren Emmacosta aus Schweden an der Reihe – netter Alternative-Rock, aber nichts, was einem dauerhaft in Erinnerung bleiben würde. Ähnlich bei den folgenden Kerouac aus Irland, die allerdings deutlich härter zur Sache gingen.

Klimmstein auf der Hauptbühne fuhren dann ganz andere Geschütze auf – nämlich Publikumsbestechung! Sie ließen Freibier ausschenken; denn die Gage muss ja am Gig-Tag noch versoffen werden, und da muss im Zweifelsfalle das Publikum helfen. Musikalisch lieferten sie soliden Rock mit leichten Ska/Reggae-Einschlägen und österreichischen Texten.

Itchy PoopzkidItchy Poopzkid konnten in Folge auf die Publikumsbestechung verzichten. Zwar waren vor der Bühne – wie für die frühe Spielzeit zu erwarten – keine Menschenmasse zu verzeichnen, aber von Lied zu Lied kamen mehr Zuschauer hinzu. Und alle Anwesenden waren sehr enthusiastisch bei der Sache! Sogar der Hang war so aktiv wie sonst nur beim Headliner; bei Tricky sprang der Großteil sogar wirklich auf und machte mit. Und nebenbei betrieben die drei noch ein bisschen Publikumserziehung… Circle Pits sind nämlich nicht immer und bei jedem Lied angebracht. “Wir spielen hier nicht Faules Ei, das ist ein Rockkonzert!” Und bei diesem wurden die Herren Poopzkid abgefeiert – außer, als sie erwähnten, dass sie ja gestern auf dem Open Flair ein sehr schönes Konzert gehabt hätten, was das Taubertal wohl kaum würde toppen können. Das wusste das Publikum aber zu widerlegen; spätestens, als alle geschlossen nur auf dem rechten Bein hüpften, aus Solidarität zum bänderrissgeschwächten Panzer. Und am Ende waren Itchy Poopzkid sich wieder sicher, dass das Taubertal das schönste Festival überhaupt ist. Womit sie definitv Recht haben!

Als Norwegenfan musste ich danach natürlich mal kurz wieder beim Emergenza-Finale vorbeischauen und mir die norwegischen Teilnehmer Envy anschauen. Viel erwartet hatte ich nicht, da HipHop im Allgemeinen nicht mein Ding ist – aber hier wurde ich mehr als positiv überrascht. Zehn Leute auf der Bühne, selbstgemachte Beats, souveräne Show – so passt das doch absolut!

The LocosGleichzeitig spielten auf der Hauptbühne The Locos, die Nachfolgeband von Ska-P. Und die lieferten genau das, was man auch erwartete: mitreißenden Ska-Punk auf Spanisch mit wilder Band und wüsten Verkleidungen. Sehr amüsant, und mit einer Coverversion von Song 2 und einem “Ska-Walzer” konnten sie natürlich noch Extrapunkte sammeln. Das Publikum hatte sichtlich Spaß – im Vergleich zu Talco gestern kam es mir aber so vor, als hätten The Locos weniger Leute vor die Bühne gezogen als Talco.

Die nächste Band auf der Hauptbühne waren zum wiederholten Male die Donots. Ich persönlich finde ihre Konzerte ja sehr wechselhaft – mal liebe ich sie, mal geben sie mir überhaupt nichts. Dieses Konzert war ein klarer Fall von ersterem! Das Gelände war voll, das Publikum wollte feiern, und die Donots mussten nur noch den Anstoß dazu geben; und das taten sie. Wie schon Itchy Poopzkid betonten sie, dass das Taubertal das schönste Festival Deutschlands ist. Und um Publikumsnähe zu beweisen, schickten sie gleich mal einen von ihnen in die Höhle des Löwen. Guido Donot wurde in die Menge geschickt und spielte und sang dort, bis ihm die Pogomeute dann doch zu nahe kam. “Ich glaub, wir haben einen Gitarristen verloren!” Aber nachdem sich das Publikum komplett (und ich MEINE komplett!) hingesetzt hatte, war der Gitarrist wiedergefunden – und so sehr ich Müll-Schmeißereien hasse, es sah schon beeindruckend aus, als alle beim aus der Hocke hochspringen noch Müll in die Luft schmissen. Als das Publikum die von Itchy Poopzkid initiierten “Scheiß Tribüne”-Sprechchöre starteten (mit denen eigentlich der Hang gemeint war), drehten die Donots die Sache um und forderten “Scheiß Bühne”-Sprechchöre. Mal gucken, ob sich das auf Dauer durchsetzen kann…

Bullet for my ValentineDen Co-Head des Abends gaben diesmal Bullet for my Valentine. Ich liebe ihre Musik, live konnten sie mich diesmal aber nicht überzeugen. Es war klar ersichtlich, dass nur ein Teil des Publikums mit ihnen etwas anfangen konnte; dementsprechend war die Stimmung auch nicht allzu überwältigend. Dazu kam ein (vermutlich absichtlich) “schlechter” Sound, bei dem man den Gesang kaum hören, geschweige denn verstehen konnte. Schade! Im Laufe des Konzertes besserte sich die Stimmung im Publikum aber deutlich, und so wurden dann am Ende doch noch Zugaben gefordert – obwohl es lange dauerte und eigentlich erst mit einem White-Stripes-Chor so richtig in Gang kam. Ein irgendwie durchwachsener Auftritt, fand ich; wobei ich aber auch in gewisser Weise vorbelastet bin, da ich zurzeit doch ein wenig schlucken muss, wenn ich “Scream Aim Fire” höre… zuletzt hab ich das nämlich live am Tag nach dem Amoklauf in Norwegen gehört.

Disco EnsembleHätte ich gewusst, dass BfmV überpünktlich (sprich, fünf Minuten zu früh) aufhören, hätte ich mir vorab keine Gedanken machen müssen, ob ich nun das Ende von Bullet oder lieber den Anfang von Disco Ensemble verpassen will. Die Entscheidung fiel natürlich auf “Disco Ensemble muss ich komplett sehen!”, und das passte auch genau. Wie bei Disco Ensemble üblich, ging es im Publikum vom ersten Takt an rund, und zwar so enthusiastisch, dass die Band am Ende des Konzertes komplett geflasht war. Es war zwar offensichtlich, dass nur die Zuschauer vorne Disco Ensemble kannten, aber alle anderen waren innerhalb weniger Stücke zu Fans konvertiert. Da konnten auch die doch sehr… hmm, nennen wir sie “interessanten” Ansagen von Frontmann Miikka nichts dran ändern. “You look really healthy, especially in the back!” – “There are lots of canyons around here; we are surrounded by canyons!” – “After the concert, we’ll drink from the river, and next time there is no river!” Äh ja, kann dem mal jemand das Mikro wegnehmen? Natürlich nur ZWISCHEN den Liedern!

PendulumHeadliner des Abends waren Pendulum, auch wenn es auf dem Papier ähnlich zu Freitag eher so aussah, als wäre der Co-Head der wahre Headliner. Bei Pendulum lauerte eine Überraschung – obwohl kaum jemand die Band zu kennen schien, waren alle (und zwar wirklich ALLE!) innerhalb von Minuten hin und weg. Die Amerikaner zogen das Publikum mit ihrem Elektro-Hardcore-Punk (oder so ähnlich) komplett in den Bann, und egal ob vorne oder hinten, das Publikum war am Tanzen. Mittendrin wurden Bengalos im Publikum gezündet – mag schön anzuschauen sein, ist aber einfach gefährlich. Aber Pendulum riefen ja auch mehr als einmal dazu auf, jetzt das Chaos ausbrechen zu lassen. Das passierte zum Glück nicht, aber jeder einzelne Festivalbesucher konnte bei Pendulum voll und ganz die Sau rauslassen. Und dabei einen Heidenspaß haben, auch ohne Band oder Lieder zu kennen!

JohnossiAuch heute gab es wieder ein Midnight-Special an der kleinen Bühne. Allerdings scheinen Johnossi unbekannter oder uninteressanter zu sein als Blumentopf, denn diesmal war der Weg zur Sounds-for-Nature-Bühne zwar auch beschwerlich, aber man kam immerhin durch. Es war also deutlich weniger los als bei Blumentopf am Vortag – aber die Anwesenden genossen den Auftritt und hatten sichtlich Spaß. Ob das auf Gegenseitigkeit beruht, ist bei Johnossi ja gerne mal ein wenig schwierig zu sagen; als Anzeichen kann man vielleicht sehen, dass die beiden ohne Zugabe die Bühne verließen – was aber auch eigentlich typischer Johnossi-Stil ist.

Auf K.I.Z. im Steinbruch verzichtete ich danach… die hatte ich ja schon beim Serengeti-Festival gesehen, und auch wenn ich mir sicher bin, dass sie in der richtigen Stimmung (und der Steinbruch verspricht eigentlich beste Stimmung) richtig Laune machen können, war das den Weg den Berg hoch nicht wert.

 

“Da ist ein Planschbecken!” – Sonntag, 14. August

Sommer! Sonnenschein!Nachdem die ersten beiden Festivaltage größtenteils trocken und teilweise sogar richtig schön sonnig waren, machte der Sonntag seinem Namen alle Ehre – die Sonne knallte. Wunderbar, so muss Festivalwetter aussehen! Und da die Temperaturen mich verhältnismäßig früh dazu veranlassten, die Nacht für beendet zu erklären, reichte die Zeit sogar noch für den obligatorischen Schneeballen-Kauf-Ausflug in die Stadt. Dabei überlegte ich kurz, ob das nicht noch DIE Marketingidee fürs Festival wäre – ein Schneeballenstand unten im Tal direkt am Festival! Andererseits hat es ja auch Vorteile, wenn man die Kalorien schon auf dem steilen Weg in die Stadt abtrainiert, bevor man die Schneeballen überhaupt erst kauft. 😉

Wie schon die ersten beiden Tage begann auch der Festival-Sonntag mit den Emergenza-Bands, bevor dann auf der Hauptbühne Jupiter Jones an der Reihe waren. Für die erste Band des Tages füllte sich das Gelände recht gut – wenn auch die Verteilung des Publikums wetterbedingt ein wenig ungewöhnlich war: Der Hang war voll, vor der Bühne eine Handvoll Leutchen, und quadratisch angeordnet neben dem Mischpult auch noch ein Pulk (da war nämlich Schatten!). Jupiter Jones spielten ein solides Konzert, wobei ich gestehen muss, dass ich mit ihrer Musik nicht viel anfangen kann. Sie erinnern mich stark an Kettcar, und auch die zünden bei mir leider so gar nicht. Aber es muss ja nicht jeder alles mögen.

OhrbootenDie nächste Band auf der Hauptbühne sagte mir dann umso mehr zu: Die Ohrbooten aus Berlin brachten im wunderschönen Sommerwetter mit ihrem Reggae/Trip Hop die Menge vor der Bühne zum Tanzen und den Hang zum Chillen. Vor der Bühne wurden die Lieder lauthals mitgesungen, aber man musste nichts kennen, um den Auftritt zu genießen. Ich persönlich hatte die Ohrbooten vor einem Monat zum ersten Mal gesehen und erkannte die meisten Lieder wieder – immer ein gutes Zeichen! Am Ende forderte das Publikum lautstark “Autobahn”, und der Sänger antwortete mit einem “So ein Zufall, genau das Lied wollten wir jetzt gerade… oh, es wird dunkel!” Und ganz genau – es hatte sich während des Auftritts ziemlich zugezogen, und pünktlich zum letzten Lied fing es an zu schütten. Und zwar wirklich zu schütten! Dabei soll man bei Festivals doch nicht duschen… 😉 Die Ohrbooten spielten natürlich trotzdem zu Ende, und der Großteil des Publikums hielt tapfer durch – wer nicht schon vorab geflüchtet war, für den war es jetzt sowieso zu spät. Eine Zugabe wurde von den Ohrbooten aber seltsamerweise nicht gefordert…

The Subways im PlanschbeckenDie Emergenza-Teilnehmer taten mir daraufhin extremst leid, denn just zum Zeitpunkt des Wolkenbruchs lief die Siegerehrung. Dementsprechend wird wohl wenig Publikum zur Verkündung und zu den anschließenden Auftritten der Siegerbands vor Ort gewesen sein – sicher sagen kann ich es nicht, da ich mich erst mal auf den Weg zum Auto machte, um die klatschnassen Klamotten gegen trockene zu tauschen. Laut Emergenza-Webseite haben die Norweger Envy gewonnen – da sag ich doch: gratulerer! Ein absolut verdienter Gewinner.

Zum Glück klarte das Wetter nach dem Schauer wieder auf – das Gelände stand natürlich ziemlich unter Wasser, aber mit Gummistiefeln bewaffnet konnte der Festivalabend weitergehen. Eröffnet wurde der Festivalteil “nach der Sintflut” von The Subways. Die Sonne kam wieder raus, aber dennoch war der Wolkenbruch für die Subways sehr schade. Denn dieses Konzert mit einem prall gefüllten Festivalgelände und einem vollbesetzten Hang wäre das Konzert des Festivals geworden – so was es “nur” ein sehr gutes und energievolles Konzert. Das Publikum tanzte in den Pfützen, und ein Zuschauer hatte ein Planschbecken dabei, das später auf der Bühne und dann mitsamt Sänger Billy auf den Armen des Publikums landete.

Die Überbleibsel der SintflutWechsel zur Sounds-for-Nature-Bühne, wo Wirtz auf dem Programm stand. Wirtz ist bislang völlig an mir vorbeigegangen, was sicher auch mit an der Vergangenheit liegt. Dennoch hat mich dieser Auftritt voll und ganz begeistert. Daniel Wirtz kam sehr sympathisch rüber, man hat ihm jede Ansage zu 100% abgenommen, und musikalisch sowie textlich war der Auftritt sowieso top. Allzu viele Zuschauer hatten sich nicht an die kleine Bühne verirrt, aber die Anwesenden machten mit ihrem engagierten Mitsingen und Mit”leben” die Masse absolut wett.

Nun waren die Dropkick Murphys an der Reihe. Die habe ich schon mehrfach bei Festivals gesehen, und wie gewohnt machten sie auch beim Taubertal richtig Stimmung. Wobei man zum Tanzen teilweise schon hart im Nehmen sein musste; denn das Gelände stand nach wie vor unter Wasser. Und ich muss gestehen, ich konnte mich kaum aufs Konzert konzentrieren und daher hier nicht wirklich viel berichten; denn ich stand am Hang. Und der Hang war wirklich… spannend. Vom Regen völlig aufgeweicht war er (wie aus den letzten Jahren gewohnt) eine einzige Rutschbahn, und es war fast unmöglich, nach oben zu kommen. Und jede kleinste Gewichtsverlagerung konnte dazu führen, dass man – für alle anderen ohne jeden ersichtlichen Grund – einfach umfiel. Aber alle nahmen es mit so viel Humor, Leute wurden hochgezogen, angefeuert, festgehalten… wunderbar. Was wäre das Taubertal ohne (unfreiwilliges oder freiwilliges) Schlammrutschen am Hang?

La Vela PuercaEndspurt auf der Sounds-for-Nature-Bühne: Als vorletzte Band dort (den letzten Act, Frank Turner, habe ich leider nicht mehr mitbekommen) waren La Vela Puerca gebucht. Wie gewohnt brachten sie mit ihrem Ska die Masse zum Tanzen! Interessant fand ich, dass sie die Setlist bezogen auf ihren Auftritt beim Mini-Rock letztes Wochenende umgestellt hatten – dort hatte ich noch zu bemängeln, dass das Konzert mit vielen neuen Lieder anfing. Das war diesmal nicht so; nach dem Eröffnungslied bekamen wir gleich “bekannte Kost”. Super! Und dennoch – so ungern ich von Bands fordere, dass nur die alten Kamellen gespielt werden “dürfen” – in der Mitte des Konzerts folgten dann einige unbekannte Stücke, was die Stimmung ein wenig dämpfte. Aber so war es auf jeden Fall besser als beim Mini-Rock. Und überhaupt: Das Publikum tanzte von Anfang bis Ende, die Kritik ist also sowieso nicht wirklich angebracht.

Die Fantastischen VierKlare Headliner des Sonntags waren natürlich Die Fantastischen Vier. Sie haben schon mehrfach beim Taubertal gespielt – dass allerdings Thomas D sich sicher war, dass der Hügel doch auf der anderen Seite wäre, war ein wenig verwunderlich. Zuletzt waren sie 2008 da, da stand die Bühne schon dort, wo sie jetzt auch steht (und auch der Hang hat sich in der Zwischenzeit nicht bewegt ;)). Irgendwie fanden die Fantas es ja “schade, dass es nicht regnet” – das sah das Publikum aber anders. Sonst waren Band und Publikum sich aber voll und ganz darin einig, das Konzert zum perfekten Abschluss für ein tolles Festival werden zu lassen. Zwar waren offenbar schon einige Besucher abgereist, aber die verbliebenen genossen den Auftritt der Fantastischen Vier voll und ganz.

Auch für mich ging es danach nach Hause – völlig übermüdet, schlammig und glücklich bleibt für mich nur zu sagen: Danke Taubertal – bis nächstes Jahr!

12-14.08.2011 – Photos Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)

Saturday, August 13th, 2011
12-14.08.2011 – Photos Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)