Sator

14.07.2013 Die Ärzte (Festplatz am Viadukt, Bietigheim-Bissingen)

Monday, July 15th, 2013
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Jede Band kriegt das Publikum, das sie verdient. Genau das ging mir durch den Kopf, als Rod beim Ärzte-Konzert in Bietigheim-Bissingen Seven Nation Army anstimmte, die anderen einstiegen und das Publikum den insgesamt wohl lautesten Mitsing-Chor des Abends anstimmte und – logischerweise – auch nicht mehr aufhörte. Und damit ist das Konzert auch schon ziemlich gut zusammengefasst.

Aber okay, drei Schritte zurück. Ich war den ganzen Tag, ach nee, das ganze Wochenende nur am Hetzen, und dementsprechend abgehetzt (ach …) kam ich auch am Gelände an. Bändchen gab’s zu diesem Zeitpunkt nur für die zweite Welle. (Man beachte übrigens das fehlende “noch” – wenn mir jetzt bitte noch jemand erklärt, warum zuerst ein paar Bändchen für die erste Welle, dann alle für die zweite Welle, und dann der Rest für die erste Welle verteilt wird … ?!? Und dann wird auch noch der andere Arm kontrolliert, damit man sich bloß nicht eins für die erste Welle holt, wo man doch schon in der zweiten ist … äh ja, goodbye Logik.) Aber whatever, das störte mich erstaunlich wenig, schließlich erwartete ich von dem Konzert sowieso nichts. Das erste Konzert nach dem offiziellen Fanclub-Ende, die Karte hatte ich mir erst sehr spät und eigentlich nur “aus Gewohnheit” gekauft, und ich kam nicht ansatzweise in Versuchung, noch zu irgendeinem anderen Ärztival hinzuwollen. Immerhin spielte das Wetter perfekt mit, das Festivalgelände war schön, die Anreise unproblematisch (wenn auch hektisch, aber nun ja …). Die Preise auf dem Gelände waren gesalzen – 5 Euro für vegetarische Nudeln, 4 Euro für Bier, 3,50 Euro für Wasser?! Aber nun ja, kennt man ja, alles nichts Neues.

Die Vorbands waren nett – Side Effect wurden nach engagierter Ansage von Farin vom Publikum sehr gut empfangen und abgefeiert. Ich fand sie auch klasse, vielleicht ein wenig eintönig, aber mit guten Ansagen (auf Englisch) mittendrin war das Konzert echt in Ordnung. Sator gefielen mir letztes Jahr besser, die passen offenbar besser in eine Halle. War aber auch okay.

Dann waren die Ärzte an der Reihe, und ich versuchte, möglichst neutral ins Konzert zu gehen. Ich glaube eigentlich auch, dass mir das einigermaßen gelang. Und dennoch war mir schnell klar: brauch ich nicht (mehr). Ein paar Sprüche auf der Bühne waren gut, insgesamt war es recht unterhaltsam, aber es gab nicht eine einzige Überraschung in der Setliste, es wurde halt der ganze alte (oder eben nicht alte) Mist runtergespielt. Bei der Comeback-Tour war ich ja nicht dabei, und die Ärztival-Setliste ist also eine abgespeckte Version der “Das Ende ist noch nicht vorbei”-Tour. Und nee, das brauch ich nicht. Ob ich wohl meine 100 Konzerte noch voll kriege? Die Festivals werden’s zeigen … denn ohne Steigerung: Nö. Brauch ich nicht.

Einen großen Anteil an meinem Fazit hatte allerdings auch das Publikum, denn das war vor allem eines: tot. Es kam überhaupt keine Stimmung auf (außer bei Seven Nation Army, siehe oben *rolleyes*). Um mich rum wurde gequatscht, geguckt, und bei Lasse reden, Junge und Zeidverschwändung auch mal kurz mitgeklatscht. Sonst war alles andere wichtiger. Klar, kann an der zweiten Welle gelegen haben. Oder daran, dass es insgesamt doch sehr leer war (ich hab nie in dritter, vierter Reihe gestanden und so viel Platz um mich rum gehabt – und in der ersten Welle sah es noch leerer aus). Oder daran, dass bei den “echten” Fans mittlerweile einfach eine Sättigung eingetreten ist und sie sich die Konzerte sparen, sodass zu den Konzerten hauptsächlich die “Event-Fans” hinkommen. Wenn sie denn überhaupt etwas davon mitbekommen – erst letzte Woche wurde ich gefragt, wie man denn an Ärzte-Karten kommen könnte, ich hätte da doch Beziehungen. “Hmm, für welches Konzert denn? Zurzeit ist doch kaum was ausverkauft.” – “Na ja, Stuttgart oder so? Das war doch letztes Mal sofort ausverkauft?” – “Also, nächste Woche spielen sie in BiBi, gibt noch Karten …” – “=:-o ?!?”

Sprich, das Ganze war nicht wirklich ein Ärzte-Konzert, sondern ein Event. Damit ging natürlich auch jegliche Subtilität verloren – selbst der Zeitungsbericht warf die Frage auf, ob der Beginn mit “Abenteuerland” von PUR wohl eine Hommage war oder ob es darum ging, dass jetzt etwas ganz anderes kommt. *rolleyes* Diese Eröffnung fand ich allerdings absolut genial, und genau daher glaube ich eigentlich auch, dass ich doch recht positiv ins Konzert hineingegangen bin und nicht mit vorgefertigter “wird doch eh doof”-Meinung. Aber nach drei Liedern mit nervigem Publikum, uninteressanter Setlist und “same old, same old” war die Luft dann auch raus, und dass DÄ danach dann immer wieder möglichst subtil übers Publikum abgelästert haben, ohne klar zu sagen, was sie doof finden – nun ja. Kann man ironisch und total lustig finden. Oder auch nicht.

Wie gesagt, mal sehen, was die Festivals bringen. Komplett abgeschrieben habe ich die Band noch nicht, aber das war auch kein Konzert, was mich überzeugt hat, dass sie doch immer noch “die beste Band der Welt” sind …

29.+30.06.2012 Die Ärzte (Festhalle, Frankfurt)

Sunday, July 1st, 2012
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Ach herrjemineh, was war das denn bitte? Zuerst beschloss ich am Donnerstagabend, das Freitags-Konzert sausen zu lassen und nur am Samstag hinzufahren. Dann entschied ich mich morgens noch mal um, mit dem Hintergedanken, dass ich mich um Stau auf der Hinfahrt ja nicht scheren muss, wenn die Alternative zum zu spät ankommen ist, das Konzert komplett ausfallen zu lassen, und mit der Vorfreude auf einen wunderschönen Shopping- und Eis-ess-Sommertag in Frankfurt. Den hab ich gekriegt, und zusätzlich ein Konzert am Freitag, das mir richtig Spaß gemacht hat! OK, und ein Standard-Konzert am Samstag, aber ich will nicht meckern, dafür hab ich keine Hageldellen im Auto, weil ich immer da war, wo die schwersten Unwetter gerade nicht waren. =;-)

Am Freitag kam ich also um Punkt 20:30 in die Halle, zwei Minuten später ging das Licht aus und kurz darauf ging’s los – die ersten drei Lieder stand ich irgendwo hinten außen, es war heiß, schwitzig, eklig und doof, weil ich nichts gesehen habe und überhaupt, so weit weg?! Also doch mal gucken, ob die Wellenbrecher offen sind… und wups, stand ich zweite, dritte Reihe links außen, wie immer also. *g* Und irgendwie… ach, ich weiß nicht. Es machte Spaß. Ich hab’s nicht erwartet, ich weiß auch nicht, woran es lag, ich bin genauso negativ reingegangen wie immer (eigentlich noch negativer, weil ich ja eigentlich gar nicht da sein wollte und bei den ersten Liedern schon innerlich geseufzt habe “ach je, noch drei Stunden…”). Aber irgendwie hat’s diesmal gezündet, die drei schienen Freude an dem zu haben, was sie da auf der Bühne taten, und das kam rüber.

Ohne dass das irgendwie vorab angekündigt gewesen wäre, wurde in Frankfurt eine DVD aufgezeichnet – ich glaube nicht, dass das meine Laune in irgendeiner Form beeinflusst hat; drauf zu sehen sein werde ich eh nicht, ich würde es auch nicht wollen, und bis das Ding erscheint (wenn es denn erscheint, weiß man ja vorher nie), hab ich eh vergessen, was in den Konzerten passiert ist. =;-) Aber war eine nette Überraschung.

SEHR amüsant fand ich den “Kranich” – und das war mal wieder so eine Aktion “wie früher”, wie man sie von DÄ kennt. Dieses “wir machen einfach mal und beömmeln uns dann selbst über das Ergebnis”. Bela musste kurz von der Bühne, warum auch immer, und Farin, der gerade die Wedelei für den Waldspaziergang erklärt hatte, machte einfach weiter: “Das macht ihr also im Refrain. Und in den Strophen – wer von euch kann Kung Fu? In den Strophen macht ihr den Kranich!” OK, ich kenn den Kranich ja nur aus Karate Kid, aber genau den sollten wir also machen. Und – Publikum ick liebe dir – das taten auch fast alle. Und es sah sowas von bescheuert aus, aber irgendwie auch cool, und natürlich kam das von da an immer und immer wieder vor… Hach, klasse!

Sonst hab ich mir noch folgendes notiert (ja, ich bin uncool und mache mir während des Konzerts Notizen, man wird halt alt und vergesslich, und außerdem schreiben sich so Konzertberichte deutlich einfacher und schneller, als wenn man erst im Gedächtnis kramen muss *g*):

– Wir haben zwar verhältnismäßig wenig für den Eintritt bezahlt, aber wir wissen ja noch nicht, wieviel der “Austritt” kostet… und 10 Euro fürs Klo hätten wir sicher auch noch nie gezahlt.
– Aber wer braucht bei der Hitze schon ein Klo? Farin: “Die schwitzen das alles aus!” Bela: “Das heißt, wenn wir tief Luft holen, atmen wir Urin ein?!”
– Am Anfang von “Wir sind die Besten” führten Farin und Bela uns ihren Standardtanz der 80er (am zweiten Abend als “die Nähmaschine” betitelt) vor. Zum Schreien!
– “La Ola kommt aus dem Spanischen und bedeutet: sich zum Horst machen!”
– Rod hat Chuck Norris Gitarren- und Ukulenenunterricht geben. Aber die Saiten waren natürlich aus Stacheldraht!
– Nachdem die Akustik-Gitarre ihren Dienst versagte, wurde erklärt, dass das auf der DVD natürlich rausgeschnitten wird und nie passiert ist. “Und jetzt guckt mal alle hier her… *zing*”
– Farin kann ja total gut schnalzen. Es gibt ja auch Coverversionen aller Ärzte-Lieder, die nur geschnalzt sind – Teenagerliebe wurde gleich mal demonstriert…
– Farin: “Jetzt steht nicht rum mit offenem Mund! Klatscht gefälligst mit!”
– Es war heiß. Und schwül. Und echt kreislaufkillend, wie man vorne an einigen Mädels, die rausgetragen wurden, sehen konnte… Farin: “Grenzerfahrung auf der Bühne: Wenn man bei langen Tönen nur noch Sterne sieht…”
– Extra für die DVD machte Bela auch wieder seine Pfandbecheransage, dass man das Pfand doch an Viva con Agua spenden soll. Hehrer Gedanke, allerdings gab es nur Wegwerfbecher…
– Vor dem letzten Lied wurde noch wild hin und her improvisiert – Du willst mich küssen, Lust for life (hat Rod da etwa MsS angespielt?!) und eine fast vollständige Version von Gwendoline. Yay!

Insgesamt also ein sehr unterhaltsamer und spaßiger Abend – für mich äußerst überraschend. *g*

Weiter ging’s am nächsten Tag auf dem Rang. Mein Plan “Ach, für eine Person findet man auch um sieben noch ‘nen ordentlichen Platz” ging auf – also, theoretisch zumindest, praktisch ist die Festhalle einfach scheiße und man sieht auf dem Rang überhaupt nichts, weil die Leute in der gleichen Reihe vor einem stehen statt daneben. *rolleyes* Insofern kann es sein, dass mir das Konzert einfach deshalb nicht so viel Spaß gemacht hat, weil ich schlecht gesehen habe – ich glaube aber eher, dass einfach das Besondere des ersten Konzerts, was auch immer das war, gefehlt hat. Es war in meinen Augen also ein absolutes Standardkonzert, wo ich mittendrin immer wieder mit “ok, eine Stunde noch” auf die Uhr geguckt hab.

Lost ging’s mit Sator – die gefielen mir richtig gut, würde ich mir auch so angucken. Aber gerne auch in Stuttgart als Vorband. (OK, nicht dass ich die Wahl hätte bei den blöden Wellenbrechern in Stuttgart…)

Meine Notizen:
– Zu Beginn wurde stummer Applaus geprobt. Man braucht ja Schnittmaterial für die DVD. =;-)
– Farin hieß das ganze Konzert über (mehr oder weniger konsequent) Stefanie.
– Vor Heulerei hatte Farin offenbar einen kompletten Blackout – oder ich habe nicht verstanden, was los war. Zumindest probierte er ewig herum, bis er herausfand, wie das Lied noch mal ging.
– Von wegen “oder ich hab’s nicht verstanden” – die drei fragten immer wieder mal, ob wir noch folgen können. Denn das war teilweise ziemlich unmöglich… das war doch sehr absurder Humor, den sie da präsentiert haben.
– Es war wieder extrem heiß – insgesamt vermutlich nicht ganz so schlimm wie am ersten Abend, aber auf dem Rang dafür noch unangenehmer als unten. Farin wies uns darauf hin, dass es nicht schlimm ist, wenn wir nicht mehr können. “Ihr dürft auch gehen, wenn ihr platt seid. Wir haben alle Bilder…”
– Wunderbarer Insider bei Unrockbar, als alle saßen: “Ihr könnt euch die Zeit auch mit Rudern vertreiben!” Verstand leider kaum jemand, sodass sie die drei, vier Ruderer nicht durchsetzen konnten…
– Bei Dinge von denen kam Bela als Darth Vader und Farin als… ?!? Ich weiß es nicht. Sie nannten es nachher “Humungus”, aber fragt mich nicht…
– Auf jeden Fall scheint es ziemlich ehrenrührig gewesen sein. Bela hatte die Kostüme ausgesucht, er war also schuld, und als Revanche spielte Farin beim folgenden Geh mit mir absichtlich falsch.
– In Zu spät bauten sie einen Haufen völlig unbekannter Lieder ein – Bela Lugosi’s dead z.B., wie mir Google im Nachhinein verriet. Öh ja. Lehrstunde, wie man die Stimmung im letzten Lied komplett killt…
– Das sahen sie dann auch ein, und so gab’s noch was obendrauf. Zuerst Gute Nacht in einer Mariah-Carey-Version, und danach noch Vollmilch und Dauerwelle vs. Minipli. Vollmilch war sehr nett, da Farin das während des Konzerts schon einige Male angespielt hatte, es aber nie angenommen wurde.

Und das war vermutlich auch mein Kritikpunkt am Konzert – es gab furchtbar viel unverständliche Rumblödelei, wo das Publikum absolut nicht involviert war, und jeder Versuch, ein ungeplantes Lied anzuspielen, wurde komplett übergangen.

Aber hey, dafür war das erste Konzert umso toller. 🙂