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18-21.08.2011 – Photos Open Air Gampel (Schweiz)

Tuesday, August 23rd, 2011
18-21.08.2011 – Photos Open Air Gampel (Schweiz)
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18-21.08.2011 Open Air Gampel (Schweiz)

Friday, August 19th, 2011
18-21.08.2011 – Photos Open Air Gampel (Schweiz)
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Tag 1: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?”

“Einmal Gampel, immer Gampel” – so der Leitspruch des Festivals. Das muss natürlich überprüft werden!

Open Air GampelZum ersten Mal ging’s für mich zum (oh, Verzeihung, ANS natürlich!) Open Air Gampel in die Schweiz. Auslöser war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra, aber auch das restliche Line-Up bot einige Schmankerl, weshalb ich beschloss, das ganze Festival mitzumachen und nicht nur den Kaizers-Tag. The Offspring, Katzenjammer, Guano Apes, Seeed, … wenn das nicht vielversprechend klingt!

Auf dem Hinweg stellte ich zuerst einmal fest, dass mein Navi Passstraßen mit der gleichen Geschwindigkeit berechnet wie normale, gut ausgebaute Landstraßen… die Folge war, dass ich nicht wie geplant zu Programmbeginn auf dem Gelände war, sondern erst kurz vor Ende des Auftritts von 77 Bombay Street. Was sehr schade war, denn die klangen super. Sehr eingängige Musik, die super zum sonnigen, heißen Sommernachmittag passte! Vor der kleinen Bühne herrschte Gedränge, das komplette Publikum war am Tanzen, Mitsingen und Feiern. So muss ein Festival-Auftakt aussehen!

Ähnlich ging es auch mit den Dropkick Murphys weiter. Diesmal allerdings auf der großen Bühne, daher wirkte es nicht so gedrängt vor der Bühne. Mir gefiel der Auftritt besser als beim Taubertal – die Band strahlte mehr Spielfreude aus, und das Publikum war begeistert am Tanzen.

Open Air GampelDanach war dann ein bisschen Zeit, um das Festivalgelände zu inspizieren. Und was soll ich sagen: wow! Die grundsätzliche Anordnung, mit den Campingplätzen rund ums eigentliche Festivalgelände, erinnert ein wenig ans Southside; das hat den Nachteil, dass man auch als Tagesbesucher (oder Autoschläfer =;-)) immer durch die Campingplatzkontrolle muss. Der Weg von dort bis zum eigentlichen Festivaleingang ist aber nicht weit. Wenn man dann aufs Festivalgelände kommt, sieht man zu allererst… eine Achterbahn! Und das beschreibt auch schon schön das ganze Gelände: ein großer Rummelplatz mit haufenweise Essens- und Getränkeständen, Musikzelten, Bierbänken und Ramsch-Lädchen. Und zwei Bühnen natürlich! Wunderbar, und kaum mit anderen Festivals vergleichbar. Vielleicht noch am besten mit dem Sziget in Ungarn – wobei das Sziget aber sehr viel größer und weitläufiger ist. Gampel wirkt doch trotz allem noch überschaubar; aber um die einzelnen Stände und Zelte abzuklappern, muss man durchaus Zeit einplanen. Und langweilig wird’s mit Sicherheit nicht!

Open Air GampelSchon Monate im Voraus war auf der Gampel-Webseite angekündigt: “Das Open Gampel 2011 wird sonnig und praktisch niederschlagsfrei!” Und das schien sich zu bewahrheiten – 30 Grad, strahlendblauer Himmel… nur was sind das für Wolken dahinten? Um es kurz zu machen: Es zog immer mehr zu, irgendwann kam der Regen, danach wurde es wieder schön – bis ein ordentliches Gewitter mit Platzregen folgte. Und wie das diesjährige Pukkelpop zeigte, geht das nicht immer so glimpflich aus… Das Gampel überstand aber zum Glück alles gut. Nicht mal Schlamm gab es danach, nur einige Pfützen. Und den Rest des Wochenendes blieb es dann komplett trocken.

Auf der großen Bühne standen NoFX auf dem Programm, die ich ja schon letzte Woche beim Taubertal gesehen hatte. Und auch hier lieferten sie wieder eine äußerst unterhaltsame Show ab! Wenn sie auch insgesamt ein wenig das Gefühl hatten, dass das Publikum sie – rein sprachlich – nicht verstand, da die meisten im Publikum doch ein wenig unsicher wirkten, wie sie auf diese Chaoten reagieren sollten. Nach einer Runde Quatschen auf der Bühne die Selbsteinsicht: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?” Na ja, eigentlich war der Point, das Publikum zum Tanzen zu bringen, und das schafften sie! Auch Crowdsurfer gab’s, sogar inklusive Rollstuhl, was natürlich einige Diskussionen auf der Bühne hervorrief. Und sie waren sich oft unsicher, welche Sprache hier denn nun angebracht wäre. Deutsch? Französisch? Italienisch? Am besten kam auf jeden Fall ihr “Champs Elysées” an – zumindest, bis sie “Creeping out Tegan” mit einem umgedichteten “Backstage at a festival in Switzerland…” begannen. Als Abschluss des Auftritts gab es dann noch eine Playback-Version von “Everyone’s a little bit racist”, zu der die komplette Band musicalmäßig den Text schauspielerte. Zum Schreien komisch! Echt genial, auch wenn auch hier im Publikum ziemlich viele fragende Gesichter zu sehen waren… =;-)

Publikum bei YellowcardAn der kleinen Bühne daraufhin die Überraschung des Abends für mich: Yellowcard. Der Name sagte mir ein bisschen was, und die Erwartung deckte sich auch genau mit dem, was sie geboten haben – ich weiß allerdings nicht mehr, woher ich den Namen kenne. Fakt war jedenfalls: Sie waren zum ersten Mal in der Schweiz, lieferten einen Wahnsinnsauftritt ab und brachten mit ihrem energievollen Rock (mit Geige!) das Publikum zum Hüpfen und Tanzen. Sie schienen verhältnismäßig bekannt zu sein – zumindest wurde lauthals mitgesungen. Und überhaupt feierte das Publikum jeden einzelnen Song, und noch mehr, als sie am Ende noch ein paar Lieder einschieben konnten, da sie sich mit der Setlist-Länge verkalkuliert hatten. Ein mitreißender Auftritt der Jungs aus Florida!

The OffspringDann war es Zeit für den Headliner, The Offspring. Und die lieferten einen… nun ja, irgendwie durchwachsenen Auftritt ab. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, vielleicht hätte ich mich vorab mehr mit ihrer aktuellen Musik beschäftigen sollen, vielleicht hätte ich vorher nicht den NoFX-Auftritt ansehen sollen… keine Ahnung. Für mich wirkte der Auftritt sehr lustlos. The Offspring standen nur rum, bewegten sich nicht und spielten ihre Stücke runter. Das ist an sich kein Kritikpunkt, das machen ja viele Bands so. Aber von den “Punkhelden meiner Kindheit” erwarte ich halt doch irgendwie mehr… zumal NoFX genau das geliefert haben, was ich auch von The Offspring erwartet hätte. Vermutlich war das wirklich die falsche Erwartungshaltung. Aber – nun das wichtige, große ABER – Spaß hat’s trotzdem gemacht! Denn ja, sie haben die ganzen alten Kamellen ausgegraben, und genau auf die hat das Publikum gewartet. Jedes dieser Lieder wurde abgefeiert. Und in der Hinsicht ist es auch voll und ganz verständlich, dass The Offspring ihre Konzerte eher “runterspielen”; denn nach so vielen Jahren will das Publikum offenbar immer noch nur “den alten Mist” hören. Mariachi El BronxUnd genau das war meine Einschätzung – The Offspring lieferten ohne allzu viel Herzblut das Konzert ab, das das Publikum hören wollte, und das Publikum feierte die Lieder, die es hören wollte. Mir fehlte einfach die Energie und Begeisterung auf der Bühne, schade. Eindrucksvoll war es aber dennoch, The Offspring mal live und in echt auf der Bühne erlebt zu haben! Und viel zu schnell war es auch schon vorbei…

Als Abschluss des Tages spielten auf der kleinen Bühne noch die Mariachi El Bronx – die Hardcore-Punk-Band The Bronx spielt Mariachi-Musik. Eine absurd lustige Idee, keine Frage! Die sich allerdings nach zwei Liedern dann auch abnutzt, in der Fußgängerzone will man ja schließlich auch keine Mariachi-Musik hören, also nutzte ich die Zeit, um noch ein wenig übers Gelände zu schlendern. Überall feiernde Menschen, Musik in den verschiedensten Stilrichtungen aus den Zelten und Bars, ein wunderbarer Sommerabend… klasse. Echt toll!

 

Tag 2: “Ich hasse deutsche Rockmusik – aber mein Englisch ist zu schlecht!”

Auch am zweiten Gampel-Tag strahlte die Sonne – so muss ein Sommerfestival aussehen! Zwar zog es sich auch diesmal einmal kurz zu, aber das wahrte nur kurz und war eher eine erfeuliche Abwechslung.

WirtzMusikalisch ging es auf der kleinen Bühne mit The Rambling Wheels los, die sich aus der Ferne super anhörten. Leider nur aus der Ferne; aber 12:15 ist für Festivals doch eine eher unchristliche Zeit…

Nach Berichtschreiben und -hochladen war dann Wirtz mein erster Programmpunkt. Den hatte ich beim Taubertal zum ersten Mal gesehen und war begeistert – so auch hier! Zwar passte der strahlende Sonnenschein nicht so ganz zu seinem Auftritt (ich vermute, das funktioniert in kleinen, schrammeligen Clubs noch deutlich besser als auf großen Open-Air-Bühnen), aber dennoch konnte er das Pulikum voll und ganz in seinen Bann ziehen. Und das, obwohl es sein erstes Konzert in der Schweiz war und so gut wie niemand je auch nur ein Lied von ihm gehört hatte. Am Ende wurde er trotzdem gefeiert! Und das, obwohl er doch deutsche Rockmusik verabscheut – “Aber mein Englisch ist zu schlecht!” Also singt er auf Deutsch und wird verstanden. Wäre auch schade, wenn nicht…

The RavenersDie darauffolgenden The Raveners sowie Rival Schools konnten mich nicht wirklich überzeugen, daher gibt’s von denen auch nur ein paar Fotos.

Mein Highlight des Festivals war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra eine gute Stunde später. Und sie enttäuschten nicht! Zwar kannte sie offenbar kaum jemand im Publikum, aber der Platz vor der Bühne füllte sich recht gut, und am Ende waren alle am Singen und Tanzen. Erfolg auf der ganzen Linie! Den kompletten Bericht zum Kaizers-Konzert gibt es auf kaizers.konzertjunkie.com.

Damit war der Abend aber noch lange nicht vorbei! Auf der kleinen Bühne spielten direkt nach Kaizers Sound of Arrows, die ich mit ihrem Pop-Synthie-Whatever aber nur wenige Minuten ertrug. Absolut nicht meine Musik…

Skunk AnansieUnd dann war’s Zeit für Skunk Anansie. Ihr Auftritt hatte offenbar auf der Kippe gestanden, da sie am Tag zuvor beim Pukkelpop aufgetreten war und ihr Equipment in Mitleidenschaft gezogen worden war. Aber alles ging glatt, und sie konnte pünktlich auf die Bühne gehen. Ich habe sie schon mehrfach live gesehen – dennoch kenne ich von ihr (außer DEM Lied, versteht sich) eigentlich nichts. Das ist aber völlig unerheblich. Die Frau hat auf der Bühne eine solche Ausstrahlung, eine Präsenz, so viel Energie – man muss sie einfach lieben. Sie braucht eigentlich nur mit dem Finger schnippen, schon tanzt das Publikum und frisst ihr aus der Hand. Nicht, dass sie nur mit dem Finger schnippen würde – oh nein. Sie fegt über die Bühne, springt ins Publikum, läuft über die Hände, bringt das ganze Festival dazu, sich hinzusetzen und singt und schreit und hat das Publikum voll und ganz in der Hand. Unbeschreiblich eigentlich. Wunderbar!

The Chemical BrothersDen Abschluss des Tages bildeten The Chemical Brothers. Hmm. Nein, ich versteh es nicht. Ich habe wirklich versucht, ihnen dieses Mal noch mal eine Chance zu geben, obwohl sie mir live schon mehrfach nichts gegeben haben. Aber das ist einfach nicht meine Musik. Die Lichtshow war eindrucksvoll, das geb ich gerne zu. Aber nach einigen Minuten hat sich das abgenutzt, und da sich musikalisch nicht viel ändert und sich auch die Lightshow irgendwann wiederholt, verstehe ich einfach nicht, was daran so toll ist. Muss ich ja aber auch nicht. Tatsache ist, das Publikum feierte – nicht so sehr wie bei Skunk Anansie, so kam es mir vor, aber es schien zu gefallen, was die Chemical Brothers ablieferten. Und es muss ja nicht jeder alles mögen. Und so hatte ich immerhin Zeit, meine Berichte fertig zu schreiben, das ist doch auch praktisch. =;-)

 

Tag 3: “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!”

FavezDer dritte Tag – und unverändert tolles Sommerwetter. Es funktioniert also wirklich, die Sonne herbeizuschreiben! Kaum eine Wolke am Himmel, Temperaturen gut über 30 °C und wie gehabt tolle Stimmung im Publikum. Perfekt! Auf dem Gelände gab’s nicht nur genügend Trinkwasserstellen, sondern auch eine Sonnencreme-Eincreme-Station. Wenn das kein Service ist? Und dazu Gratis-Promo-Sonnenhüte von verschiedenen Firmen und die Bitte der Moderatoren, doch bitte genug Wasser (oder wahlweise Bier) zu trinken.

Favez waren die erste Band der Hauptbühne, und sie wussten das Publikum so früh am Tage durchaus zu unterhalten! Kraftvolle Rockmusik, mit viel Energie vorgetragen. Dazu amüsante Ansagen auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch – für eine Schweizer Band ja eher ungewöhnlich, aber wenn die Muttersprache Französisch ist, ist das vermutlich die beste Lösung. Gleich zu Beginn die Aufforderung: “Kommt doch näher! Wir haben heute morgen viele Duschen genommen!” Außerdem sollte sich das Publikum die T-Shirts ausziehen, falls noch nicht geschehen – “aber nur die Männer”! Mal was anderes… =;-) Dann bekamen wir noch Drachengeschichten erzählt, und natürlich war das Wetter ein Thema. “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!” Ein echt netter Auftritt, den man um die Tageszeit so eigentlich nicht erwartet hätte.

SinaDanach ging es mit Schweizer Künstlern weiter. Adrian Stern lockte eine beträchtliche Menge an Zuschauern vor die kleine Bühne, war in meinen Augen musikalisch aber ein wenig unspannend. Sina fuhr an der großen Bühne daraufhin ganz andere Kaliber auf: Mit Streichquartett und Gästen auf der Bühne bot sie eine kurzweilige Show. Auch das nicht unbedingt meine Musik, aber definitiv unterhaltsam.

Eigentlich wollte ich danach nur kurz an der kleinen Bühne reinhören und mir dann eine Pause gönnen – diesen Plan machten The Black Pacific aber zunichte. Die Band rund um den ehemaligen Pennywise-Sänger spielte knallharten Punkrock. Und wenn eine Band schon zu Revolution Rock von The Clash auf die Bühne kommt, kann da eigentlich nur ein tolles Konzert folgen – und genau so war es auch! Auch wenn wohl kaum jemand Lieder der Band kannte, war die Stimmung super. Und gegen die Unkenntnis hilft es, Lieder der Ramones zu covern – oder gleich “den ersten Rock-Song ever”, nämlich Johnny B. Goode. Und der Fauxpas, dass der Sänger in einer Reihe von Punkbands auch Simple Plan aufzählte, mit dem Kommentar “die spielen doch nachher auch noch” (dabei hatten sie kurzfristig abgesagt), wurde auch schnell verziehen. Ein Lied widmeten The Black Pacific den Opfern und Verletzten des Unglücks beim Pukkelpop-Festival.

KatzenjammerDann ein weiteres Highlight für mich: Katzenjammer! Die vier Norwegerinnen sind ja immer bezaubernd. Ihre Auftritte lassen sich nicht wirklich beschreiben – aber da sie ja quasi IMMER auf Tour sind, sollte sich das jeder einfach mal selbst ansehen! Sie eroberten Gampel im Sturm – der Platz vor der Bühne füllte sich, das Publikum sang lauthals mit, und alle waren voll und ganz bei der Sache. Katzenjammer betonten, dass sie ja von überall, wo sie auftreten, etwas mitnehmen und in ihre Lieder einbauen; daher die verschiedenen Stilrichtungen. Und wie schon Kaizers Orchestra am Tag zuvor, so verglichen auch Katzenjammer die Umgebung mit Norwegen – “aber hier ist es warm!” Neu am Ende des Konzertes eine kurze Band-Vorstellung, in der das Publikum die Namen ruft. Und dabei mit dem Hintern wackelt, denn “Ain’t no thang” heißt neuerdings “the butt song”. Hach ja, die Mädels sind einfach die geborenen Entertainer!

Und weiter ging es im erstklassigen Line-Up (Tag 3 war meiner Meinung nach der insgesamt bestbesetzte Festivaltag). Auf der kleinen Bühne waren The Subways an der Reihe. Die hatte ich ja letzte Woche schon beim Taubertal gesehen, und hier übertrafen sie ihren Auftritt noch einmal. Super Stimmung, extrem viel Energie, eine Punkrock-Show vom Allerfeinsten! Nur warum sie gerne mal als “Brit-Pop-Band” angekündigt werden, erschließt sich mir nicht so ganz.

Publikum bei Kool SavasAls nächster Act wären eigentlich Simple Plan an der Reihe gewesen. Da die jedoch kurzfristig absagen mussten, wurden sie von Kool Savas ersetzt. Punkrock ersetzen durch Hip Hop – geht das? Die Antwort ist: nun ja. Grundsätzlich ging es schon, ja, und die Stimmung vor der Bühne war extremst gut. Die ersten Reihen feierten, Kool Savas selbst fühlte sich auch schnell wohl (obwohl er sich seiner schwierigen Aufgabe voll und ganz bewusst war und sogar ohne eigene Crew vor Ort war, daher also improvisieren musste); sobald man aber ein wenig weiter nach hinten schaute, herrschte gähnende Leere. Bei fast allen “Nachmittags-Bands” war mehr vor der Hauptbühne los als beim Co-Head. Schade, denn Stimmung machte er durchaus, und er konnte auch Leute begeistern, die ihn überhaupt nicht kannten.

Guano ApesVielleicht wäre es besser gewesen, die Auftritte von Kool Savas und den Guano Apes zu tauschen. Die spielten nämlich auf der kleinen Bühne; und die wurde – wie nicht anders zu erwarten war – völlig überlaufen. Vorne ging es richtig rund, weiter hinten drängten sich die Zuschauer, um zumindest etwas sehen zu können. Die Apes lieferten eine energievolle Punkshow ab. Mich persönlich konnten sie nicht zu 100% überzeugen, was aber wohl mit daran lag, dass ich ihre neue Musik überhaupt nicht kenne; unglücklich fand ich aber, als erste Zugabe ein langes Instrumentalstück zu spielen, was die Stimmung doch ein wenig tötete. Und auch Lord of the Boards als letzte Zugabe zu spielen, während ein Großteil der Zuschauer schon auf dem Weg zur anderen Bühne ist, war vielleicht nicht die beste Wahl. Dennoch ein toller und zu Recht umjubelter Auftritt!

SeeedHeadliner des Abends waren Seeed aus Berlin. Und während ich ja die Auftritte der bisherigen Headliner ein wenig durchwachsen fand, war ich diesmal ziemlich begeistert. Wobei ich gestehen muss, dass meine Erwartungen ziemlich gering waren; ich habe Seeed schon einige Male live gesehen und immer wieder festgestellt, dass das live einfach nicht meine Musik ist – obwohl ich die Lieder im Radio gerne höre. Dieses Gefühl hatte ich diesmal definitiv nicht! Der Auftritt machte richtig Spaß, und das Publikum tanzte. Immer wieder wurden Lieder gecovert (bzw. “geremixt”), und die großen Hits fehlten natürlich auch nicht. Auf er Bühne kamen Seeed deutlich “seriöser” rüber als sonst oft (vielleicht war das auch ein Grund für mich, den Auftritt mehr genießen zu können). Mit einer großen Band im Hintergrund kamen sie in Anzügen auf die Bühne, und es wirkte mehr nach Konzertabend als nach Zirkusshow. Eindrucksvoll!

Zum Abschluss des Tages spielten noch Russkaja auf der kleinen Bühne. Wer die Band kennt, weiß, dass weitere Worte bezüglich Stimmung und Party überflüssig sind. Für alle anderen: Stimmung top, Party JA! Russkaja spielen eine Mischung aus Ska und osteuropäischen Rhythmen, dazu gibt es auf der Bühne ständig etwas zu sehen (wenn man denn neben dem Tanzen mal hinguckt), und Interaktion wird großgeschrieben. Ein fantastischer Abschluss eines tollen Tages!

 

Tag 4: “Oh my god, the Gaffa tape is melting down!”

Movits!Dass der Sonntagmorgen als “ein wenig schwierig” bezeichnet wird, ist nicht wirklich überraschend. Es ging früher los als an den anderen Tagen, und am vierten Festivaltag sind natürlich die Energiereserven des Publikums ziemlich aufgebraucht. Aber wie gehabt: strahlender Sonnenschein!

Und so fand sich auch um 11 Uhr morgens schon ein ordentliches Grüppchen an Zuschauern vor der Hauptbühne ein, um sich die Movits! anzuschauen. Drei Jungs aus Schweden, einer mit Saxofon, einer an den Turntables (bzw. manchmal auch an den Percussions oder der Gitarre), einer am Gesang. Zusammen ergab das dann eine wahnwitzige Mischung aus Hip Hop und Elektro – und zwar auf Schwedisch. Das Publikum verstand daher nicht wirklich etwas, feierte aber trotzdem, denn die Musik lud absolut zum Tanzen ein. Die Schweden waren selbst wohl diejenigen, die am meisten unter der Hitze litten; verständlich bei gerade mal 10 °C in Nordschweden zurzeit. Und als dann auch noch das Gaffa-Tape, mit dem das Banner aufgehängt war, wegschmolz… =;-) Ein super Auftakt für den Abschlusstag!

Ich+IchDas darauffolgende Programm musste kurzfristig umgestellt werden, da Ich+Ich erst verspätet ankommen würden – ich nutzte die Gelegenheit, um meinen Bericht weiterzuschreiben, bevor ich dann zu Ich+Ich wieder vor der Bühne stand. Und ich muss gestehen: Im ersten Moment war ich völlig verwirrt. Ich weiß nicht sicher, mit wem ich sie verwechselt habe (ich tippe auf 2raumwohnung, aber ohne den geringsten Schimmer, warum man die verwechseln sollte…), aber ich erwartete etwas ganz anderes. Das war aber definitiv nicht negativ, denn natürlich sagte mir – nachdem es endlich “klick” gemacht hatte – auch Ich+Ich etwas, und das sagte mir deutlich mehr zu als das, was ich erwartet hatte. Im immer noch strahlenden Sonnenschein lieferten Ich+Ich eine tolle Show und brachten das Publikum zum Mitsingen; wobei es schade war, dass das Publikum nur direkt vor der Bühne wirklich engagiert schien.

The BaseballsAls Hauptband des Sonntags fungierten The Baseballs. Und die schafften es, dem Festival einen fulminanten Abschluss zu bescheren! Vor der Bühne war es sehr gut gefüllt (für Sonntag nachmittag jedenfalls), und das Publikum kümmerte sich nicht um Hitze und Sonnenbrand, tanzte ausgiebig und sang begeistert mit. Während die Band sich durch ihr Programm blödelte… und nein, das ist nicht negativ gemeint, sondern war super sympathisch und extremst unterhaltsam. Mittendrin sollte das Publikum geschlossen Dinge in die Luft werfen (zum Großteil waren das natürlich die gelben Fächer-/Frisbee-Teile, die gratis verteilt wurden und ständig in der Luft rumflogen), was beeindruckend aussah. Und am Ende fing bei dem heißen Auftritt sogar noch das Klavier Feuer (was aber erstaunlich wenig panische Reaktionen hervorrief und sich nach Ende des Liedes auch durch einfaches Pusten wieder löschen ließ… da werden doch nicht etwa Special Effects am Werk gewesen sein??). Die Stimmung war auf jeden Fall phänomenal, und die Baseballs ein würdiger Headliner für den letzten Tag!

Zu allerletzt spielten auf der kleinen Bühne noch Z’Hansrüedi Endfrenz, worauf ich aufgrund der langen Heimreise aber verzichtete. Die Baseballs hätten sie vermutlich eh nicht mehr toppen können!

 

Fazit

AchterbahnMit insgesamt 85.000 Besuchern (zwischen 16.000 und 26.000 pro Tag) war das Open Air Gampel das größte Festival, das ich dieses Jahr besucht habe (die Festivals, wo ich nur einen Tag war, mal ausgenommen). Das an sich ist für mich immer erst mal ein Minuspunkt, denn ich liebe kleine, übersichtliche Festivals ohne lange Wege. Aber: Trotz der Besucherzahl fällt das Gampel ganz klar in diese Kategorie! Das Gelände ist trotz der Größe überschaubar, die Wege von einer Bühne zur anderen sind absolut machbar (auch wenn es sich an den Durchgängen zwischen zwei Bands manchmal ein bisschen staut – dann geht man halt hinten rum, was zwar ein Stückchen weiter ist, aber immer noch erträglich). Am ersten Tag fand ich das Gelände auch abends beim Headliner noch angenehm leer und man kam überall problemlos durch – allerdings war der erste Tag, da Donnerstag, auch derjenige, wo die wenigsten Leute auf dem Gelände waren. Am Freitag- und Samstagabend war es doch deutlich voller, und wenn man auf einer Seite der Bühne war, wollte man nicht unbedingt an die Essensbude an der anderen Seite. =;-) Dennoch: Ein Durchkommen war immer möglich und das Gelände wirkte nie überfüllt. Und gut gefüllt ist schließlich super für die Stimmung!

PublikumDas Publikum war insgesamt sehr angenehm – ich habe keine Pöbeleien erlebt und sehr wenige Besucher, die sich rücksichtslos durch die Menge gedrückt haben. Beide Daumen hoch dafür! Und die Stimmung war insgesamt super. Teilweise ließ das Interesse an den Bands weiter hinten zwar stark nach, aber vor der Bühne wurde immer getanzt und gefeiert.

Die gesamte Organisation passte absolut. Zum Camping und zu den Shuttlebussen kann ich nicht viel sagen, da ich’s nicht genutzt habe, aber “aus der Ferne” sah alles super organisiert aus. Auf dem Gelände selbst gab’s absolut keine Kritikpunkte. Man hätte auf den Leinwand hin und wieder den Spielplan einblenden können, insbesondere nach der Programmänderung am Sonntag, aber das war’s auch schon an Kritik.

Open Air GampelZum Programm brauche ich nichts mehr sagen, denn das war absolut top! Interessant fand ich die Spielzeiten: Alle Bands bekamen 60 Minuten, die Headliner 75 Minuten. Das hatte Vor- und Nachteile. Für die Bands früh am Tage war es natürlich toll, ein komplettes Konzert spielen zu können; wobei das für die Zuschauer aber auch lang werden konnte, wenn man die Band so gar nicht kannte. Für die Headliner war die Zeit oft zu kurz; denn das sind ja die “Zugpferde”, wegen denen man sich entschieden hat, zum Festival zu fahren, und nach einer guten Stunde ist schon alles vorbei. Pro und contra hält sich da also die Waage – fair ist diese Aufteilung aber auf jeden Fall.

Das Open Air Gampel ist in der Schweiz als sehr teures Festival bekannt/verschrien/was auch immer. Mir fehlt der Vergleich zu anderen aktuellen Schweizer Festivals – ich als Euro-Ausländerin empfand das Preisniveau natürlich als sehr sehr hoch. 5 Franken (zurzeit ca. 4,40 Euro) für eine Cola, 10 Franken für einen Döner oder Vergleichbares? Das ist happig. Dazu kommen ständige Zusatzkosten für z.B. Shuttlebusse, Duschen und ähnliches. Da wird man im Laufe eines Wochenendes schon einiges los – wobei man aber durchaus auch sparen kann, wenn man möchte. Mit Gratis-Trinkwasser und diversen Promo-Artikeln (Cola-Döschen, Chips, Kaugummis) kommt man ja schon recht weit. Meine beste Investition des Festivals: 1,5 Franken für einen Schoko-Milchshake und einen Gratis-Sonnenhut. =;-)
Rock FoodWas für Festivals eher ungewöhnlich ist: Das Essen war größtenteils wirklich hochwertig. Wenn man also 10 Franken für ein Mittagessen hinlegt, dann bekommt man dafür auch etwas, was gut schmeckt und wovon man satt wird. Und das ist doch das Wichtigste!

Insgesamt also ganz klar beide Daumen hoch fürs Festival! “Einmal Gampel, immer Gampel”? Ja, wenn das Line-Up stimmt, dann sehr gerne! Und die Line-Up-Einschränkung kommt bei mir nur dadurch zustande, dass sechs Stunden Anfahrt doch irgendwie gerechtfertigt werden müssen. Aber bei dem tollen Händchen fürs Booking in diesem Jahr habe ich da fürs nächste Jahr eigentlich gar keine großen Bedenken… bis 2012 also!